Auf dem Tweakfest in Zürich bin ich Roland Roos begegnet: einem Künstler, der Ordnung in die Welt bringen will. Scheinbar jedenfalls. Und ebenso stellt er die Logik unseres Arbeitslebens auf den Kopf. Denn er arbeitet ohne Auftrag, ohne Auftraggeber und auch noch umsonst. Und er hat offensichtlich Spaß dran. Und ich auch. Und das geht so:
Seit 2008 reist Roland Roos durch die Welt und findet überall kleine Schäden, kleine Fehler in seiner alltäglichen Umgebung. Im Unterschied zu unsereinem ignoriert er sie aber nicht, sondern repariert sie. Und zwar einfach so, ohne jemanden zu fragen und ohne von jemanden beauftragt zu werden. Er kauft das Material auf eigene Rechnung und fängt an zu arbeiten. Dann geht er wieder. Ohne Spuren zu hinterlassen. Abgesehen davon, dass die Welt nach ihm ein klein wenig weniger kaputt ist. Seltsam? Seltsam!
Hier findet er ein defektes Tchibo-Logo, das seit Monaten niemanden auch nur die Bohne interessiert –
Roland Roos macht’s heil.
Einem öffentlichen Kantonshaus geht ein „M“ ab –
Roland Roos fertigt eins an und repariert.
Vom OBI-Biber bröckelt der Lack –
Roland Roos geht in den Laden – natürlich zu Obi -, kauft Lack und Kleber und schon sieht der Biber wieder aus wie neu.
Seit Monaten steht ein kaputter alter Transporter am Straßenrand –
Roland Roos kommt und schon steht ein fahrfähiger alter Ford am Straßenrand.
Mein persönlicher Favorit ist aber diese Pflasterarbeit –
Da haben wohl ein paar orange-gekleidete Straßenarbeiter die Steine nach dem Brotzeitbier nicht mehr „auf die Reihe“ gebracht – bis Roland Roos kam und die fröhliche Zeichenanarchie wieder in Ordnung brachte.
Und warum macht Roland Roos das alles? Ich denke, er will unsere Aufmerksamkeit schärfen. Auf die kleinen Dinge und die großen Veränderungen im Alltäglichen. Und er will etwas erleben. Denn dass sich manch Passant und erst recht manch Eigentümer wunderlich am Kopf kratzt, wenn seine kaputten Dinge kostenlos repariert werden, liegt auf der Hand. Oder eben auf der Straße. Jedenfalls kann Roland Roos stundenlang nicht nur tolle Vorher-Nachher-Bilder zeigen, sondern zu jedem Bild auch noch tolle Geschichten erzählen.
Aber von was lebt ein Künstler, der zwei Jahre lang kostenlos Dinge im öffentlichen Raum repariert? (auf den öffentlichen Raum legt er Wert: mein kaputtes Fahrrad ist nicht „sein Ding“. Schade eigentlich!) Von was er lebt, weiß ich eigentlich auch nicht. Aber man kann ihn unterstützen. Und vor allem sich selbst großen Spaß bereiten. Man kann seine Vorher-Nachher-Bilder aller Reparaturaktionen nämlich kaufen. Und bald auch ein Buch, in dem seine Erfahrungen mit 200 kostenlosen Reparatur-Nichtaufträgen dokumentiert sind. Einfach Kontakt aufnehmen: http://www.rolandroos.net. Und gut ist’s.
Was ist das, was Roland da macht?
Das Gegenteil von Vandalismus
Brauchen wir dafür ein neues Wort?
„Reparation“ können wir ja nicht nehmen.
Wenn er aus Köln wäre, dann ginge noch Heinzelmannirismus …
Wer sich mit den echten Vandalen beschäftigt, könnte das Wort „Vandalismus“ hier durchaus angebracht finden. Die historischen Vandalen waren genau das Gegenteil der Barbaren, zu denen sie von den Athanasiern gemacht wurden. Bis auf, ok ok, ein klitzekleines Sacco di Roma, aber hey, wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Das hat übrigens sogar Prokopius so gesehen, der immerhin von den Römern bezahlt war 😉
Anyway, das Leben von Roos wird verfilmt, mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle. Gerüchten zufolge soll der Film „Der Reparator“ heissen …
Hier ein so genannter „Sneak-Peak“ ins Drehbuch von Reparator I
Kid: „You can’t run around and repair everything you see!“
Arnold: „Thats why I’m called the Reparator!“
verstehe … ihr meint so eine art „vandalen-film“ in anspielung an die „sandalen-filme“, wobei sandaale = ammodytidae = sandtaucher, was natürlich in bezug auf meine lieblingsaktion des künstlers (siehe oben unten) absolut sinn macht … sehr gut.
ein wenig probleme sehe ich beim titelschutz auf grund der nachgewiesenen verfügbarkeit des „Gardena Reparator 3/4″ + 5/8″ Schlauchverbinders“, den man vermutlich irgendwie über ein geschicktes product placement ins set integrieren müsste. mal sehen.
Schlauchverbinder? Wo Du immer diesen Schweinkram her hast … Mein Drehbuch war FSK 16 geplant, dass es da keine Missverständnisse gibt.
@ svb
das ginge auch an der zielgruppe vorbei. für 5/8 zoll interessieren sich eigentlich nur katholische pfarrer …
Whoa. Wenn wir so weitermachen, kommt cyslansky auf die Stopplist des BKA …