… aber hilft den Winter überstehen.
Heute möchte ich Sie, geneigter Leser, mit einem Testbericht langweilen beglücken, welchen ich mir, in einem schon Monate dauernden, heroischen Selbstversuch erarbeitet habe.
Ich fahre diesen Winter mit Spikes, um genauer zu sein, den Schwalbe Marathon Winter, einen Fahrradreifen mit Spikes. Was den motorisierten Kollegen untersagt ist, ist uns Radlern erlaubt und reine Freude. Da sieht man sie rutschen und hupen und im Staustehen, Scheibenkratzen, Diesel-fremdstarten und ich rase mit meinen Spikes den verschneiten Amperweg entlang ins Atelier.
Für diejenigen, die sich das Prinzip nicht ganz vorstellen können: In den Fahrradreifen sind Metallstifte von unten hineingeschraubt. Auf der Lauffläche sind Wenige, in Richtung Rand werden es mehr, denn bei schneefreier Fahrbahn sollen sie ja keine Reibung verursachen und sich auch nicht so schnell abnutzen. Legt man sich jedoch in die Kurve, oder fährt in Schnee und Eis greifen die Metallstifte. Es ist mit diesen Reifen tatsächlich kaum ein Unterschied zum Fahren auf trockener Strasse zu bemerken. Den ziemlich stattliche Preis von 100 Euro (den will ich in diesem Test nicht verheimlichen) sind sie wert und er ist definitiv gerechtfertigt, spätestens wenn man weiss, dass die Spikes in Handarbeit eingeschraubt werden.
Auf die Idee, mein Bike zu pimpen – wie die Altphilologen sagen – kam ich bei der Lektüre von Czyslanskys Tagebüchern aus seiner Jugend in Oberschlesien. Damals hat das junge Genie in den kalten schlesischen Wintern Hufnägel durch seine Reifen getrieben. Dabei hat er auch einer damals noch recht unbeliebten Sportart zu grosser Popularität verholfen, dem Eis-Speedway.
Ich kann euch nur raten, lasst eure Autos in der Garage, zieht euch Spikes aufs Radl und ab. Frieren muss ich übrigens auch nicht, schliesslich trage ich ja keine Polyetenacryacetatphenolamid Funktionsjacke mit Wolfstatze, sondern Tweed und bis bei den Automobil-Kollegen die Heizung angesprungen ist, schwitze ich schon vom vielen Strampeln.
Nur eines macht mir dabei noch ein schlechtes Gewissen: Meine CO2 Bilanz ist bei meinem Geschnaufe vermutlich noch schlechter, als würde ich mit einem Kreuzfahrtschiff die Amper entlang gondeln.