Für einiges Aufsehen, ein Rauschen im Blätterwald und Flimmern in den elektronischen Medien sorgte heute eine Studie, die die Forscher der Humboldt-Universität Berlin und der Technischen Universität Darmstadt mit 600 Facebook Usern erstellt hat. Facebook löst nach Erkenntnis der Wissenschaftlern bei den Nutzern Neid und Unzufriedenheit aus. Nachzulesen ist die Studie, die im Februar auf der Internationalen Konferenz für Wirtschaftsinformatik präsentiert werden soll, bereits hier.
Wie nicht anders zu erwarten, haben sämtliche Leitmedien, vor allem die, die im eigenen Selbstverständnis dafür halten, umgehend aufgegriffen…
So erklärt FAZ.net seinen Lesern: Im persönlichen Kontakt beneiden Menschen andere vor allem um ihren persönlichen Erfolg: um ihre Fähigkeiten oder ihre Karriere. Auf Facebook herrscht dagegen eher Freizeit-Neid: Es geht um tolle Reisen, Hobbys und – im geringeren Maß – um Abende mit Freunden.
Und die Welt weiß in ihrer Online-Ausgabe zu erläutern: Weil die Facebook-Freunde eine Referenzgruppe bilden, an der man eigene Erfolge und Beliebtheit gut messen könne, führten die positiven Darstellungen leicht dazu, das Glück der anderen zu überschätzen und über das eigene zu stellen – die perfekte Grundlage für Neidgefühle.
Das überrascht nicht weiter, gefallen sich Facebook-User doch darin, ihr Haus, ihr Auto, ihr familiäres Glück ihren Freunden ebenso zu präsentieren wie selbstgeschossene Fotos von Sonnenuntergängen am Strand irgendwo in Indonesien oder von der Bar in Palma de Mallorca – je nach den eigenen Vorlieben. Und wozu das Ganze? Das liegt doch wohl auf der Hand.
Man postet Fotos aus der Allianzarena eines Bayern-Spiels schließlich nicht, um irgendwen über den Spielstand zu informieren, das geht nach wie vor über Radio und TV besser und schneller. Man zeigt sie, um zu sagen: Schaut her, ich bin drin und du nicht!!! Gleiches gilt für all das Vorgenannte. Posing nennt man das heute, früher hieß das einfach angeben, protzen, sich wichtig machen, strunzen, sich aufblasen…
Kaum einer nutzt Facebook, um sich in einem ungünstigen Licht zu zeigen. Das ist jetzt keine große Überraschung. Zwar ist die Plattform auch für manche die große Bühne für einen Seelenstriptease. Manchmal wundert man sich, wie naiv die User sein können. Unverwandt erzählen Teenager vom Ärger mit Eltern und Lehrern, genauso unverwandt Erwachsene vom Stress in der Beziehung und bei der Trennung, vom Ärger, den sie mit ihren Arbeitgebern haben usw.
Das Gros der User aber will sich in einem möglichst guten Licht zeigen, folgt den „Leitlinien“ und der „Imagespirale“ oder schweigt, wenn es nichts zum Posen gibt. Immer nach der Devise: Größer, höher, weiter, schneller, besser, teurer…
Und wem wird natürlich wieder der Schwarze Peter in die Schuhe geschoben? Natürlich Facebook. Als ob die Betreiber der Plattform ihre User massiv auffordern würden, nur ja möglichst viel auf dicke Hose zu machen. Als ob die User nicht von ganz allein darauf gekommen wären. Wer ko, der ko! wie Rosshändler Franz Xaver Krenkl es weiland dem bayerischen Kronprinzen Ludwig I. zugerufen haben soll und Kabarettistin Lisa Fitz es in den 70er Jahren variiert hat: Wer ko, der ko; wer ned is bläd dro!
Ein Drama? Wieder einmal der Psychoterror des Web 2.0? Es fehlt eigentlich nur die übliche breit angelegte Schelte, der Neid und die Unzufriedenheit, die Facebookuser entwickeln, sei dermaßen schädlich, dass wir unsere Kinder unbedingt davor bewahren müssen. Facebook ist eben kein guter Umgang für Dich. Und für mich auch nicht.
Wieso eigentlich Facebook? Sind das nicht viel eher meine dort „geaddeten“ Angeberfreunde?
Don’t waste your life trying to impress other people. Do what you love, love what you do…