Eve Harris Die Hoffnung der Chani Kaufman

Eve Harris: Die Hoffnung der Chani Kaufman. Eine Buchempfehlung

Dieses Buch ist die Fortsetzung von „Die Hochzeit der Chani Kaufman„, ein Werk, das ich unter dem Titel  „A Schmöker über Jiddischkait“  hier schon einmal vorgestellt und ausgiebig gefeiert habe. Und auch „Die Hoffnung der Chani Kaufman“ hat mir wieder viel Spaß gemacht. 

Eve Harris erzählt in diesem Band, wie Chani Kaumann, inzwischen orthodox verheiratet, verzweifelt versucht schwanger zu werden. Ihr Mann soll a guder Rabbi werden, und dazu gehören Kinder. Und wenn Sie ihm keine Kinder gebären kann, dann wird die Ehe anulliert. Dabei ist ihre Ehe mit Baruch  eine Liebesheirat. Auch das ist in jüdisch-orthodoxen Ehen keine Selbstverständlichkeit. Also sucht sie Hilfe, zum Beispiel bei der ehemaligen Rebbetzin Rivka Zilberman, die wir auch bereits aus dem ersten Band kennen.

Die Leserin und der Leser lernen wieder enorm viel über das Leben im Alltag orthodoxer Juden – in der Londoner Exilgemeinde Golders Green, aber auch in Jerusalem. Ich habe das Buch parallel zu „Gott spricht jiddisch“ von Tuvia Tenenbom“ gelesen. Keine schlechte Wahl. So versteht man die ganze bigotte Mischpoke der Orthodoxie schneller. Manches Mal ist sie einem mit einem Augenzwinkern sympathisch, etwa wenn das Rabbinersöhnchen Abraham bei seinen sexuellen Exkapaden nicht nur seinen Geldbeutel, sondern auch seine Schuhe verliert und von einem netten alten Juden mit den Schuhen seines Sohns versorgt wird. Ein ander Mal überkommt einen Abscheu und Hass, wenn die Bigotterie in menschenverachtende Schleimerei und üble Nachrede und jüdische Blockwartmentaliltät umschlägt.

Aber lest selbst. Es lohnt sich. Gerade in Zeiten, in denen ein differenzierter – und natürlich immer solidarischer – Blick auf Israel Not tut.

Und der Goj, der nicht weiß, ob man „Babka“ küssen oder essen kann, der kommt im jirtse HaSchem mit dem gut gemachten Glossar ganz gut weiter. Das Buch gibt es in der Münchner Literaturhandlung. Sowieso.

Illustration © Michael Kausch

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Tuvia Tenenbom ist ein Tannebaum inmitten eines Eichenwäldchens. Jedenfalls ein liebevoller Störenfried. Ein Jude unter Antizionisten mitten in Jerusalem. Sohn eines Rabbi, Enkel eines chassidischen Oberrabbi, ultraorthodox aufgewachsen fiel der Apfel weit vom Stamm. Er hat Mathematik und Computerwissenschaften studiert, in New York Theater gespielt, für die Zeit die beachtenswerte Kolumne Fett wie ein Turnschuh verfasst und in Hamburg Neonazis, Gregor Gysi und den Bayerischen Innenminister interviewt. Nun hat er sich, der liberale Weltbürger, ein Jahr lang im ultraorthodoxen Jerusalemer Stadtteil Mea Shearim unter Chassiden und Litwaken gemischt. Und nicht als Voyeur, sondern als liebevoll teilnehmender Beobachter und als leidenschaftlich verfressener Liebhaber der jüdisch-orientalischen Küche, nie einer Kugl und ein paar Kichlach abgeneigt.

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