100% positiver Bericht durch volle Inhaltskontrolle

Liebe Leser, ich finde die Süddeutsche total toll (Das ist dieser Stapel Papier neben Tim Cole’s Kamin ) Ihr iPhone App ist bestimmt auch echt super (Wenn ich ein iPhone hätte, würde ich es sicher auch mal testen)<Textbaustein> „Die bekannt hohe journalistische Qualität von SZ und sueddeutsche.de kann jetzt auch komfortabel mit dem iPhone genutzt werden</Textbaustein> Und das schreibe ich nicht, weil ich dafür eine Badehose von Trigema Geld von Trigami bekomme und die natürlich „volle Inhaltskontrolle“ und der Süddeutschen „100% positive Berichte“ versprochen haben.

Ich schreibe das einfach mal so, weil ich Lust dazu habe. Ich habe einfach mal Lust auf Schleichwerbung. Und damit bin ich nicht alleine. Zur Unabhängigkeit eines Bloggers gehört meines Erachtens auch, dass er so viel Schleichen und Werben kann wie er will, ich weiss nicht warum sich dafür auf einmal Blogger, Süddeutsche und Trigami kollektiv schämen. Redaktionelle Werbung ist doch ganz normal, das machen doch alle … Rezensionen auf Amazon, Bewertungen auf Youtube, die kann man doch auch kaufen, was ist denn mit euch allen los? Habt ihr wirklich geglaubt, das Internet ist ein advertorialfreier Raum?

3 Antworten

  1. Erstens habe ich keinen Kamin (leider).

    Zweitens mache ich ständig Schleichwerbung für Sachen, die ich toll finde. Heutzutage nennt man das „Empfehlungsmarketing“. Ich erzähle beispielsweise in jedem zweiten Vortrag, wie klasse ich Amazon finde, weil die genau wissen, was ich gerne lese. Ich sage oft dazu, dass mich Amazon nicht bezahlt, dass ich aber nichts dagegen hätte. Man nennt sowas „sponsoring“.

    Drittens kann ich für mich ziemlich gut zwischen beiden Dingen trennen. Ich habe das als Journalist mal gelernt. Ich bezweifele, aber ob die Trennung von Werbung und Redaktion überall so klar durchgehalten wird. Der beste Beweis ist der Begriff „Advertorial“ – neither fish nor flesch nor good red hering, wie wir Angelsachsen sagen. Er sollte schnellstens aus dem Spracheschatz getilgt werden – und aus der redaktionellen Praxis.

  2. Und damit sind wir an dem Punkt: Sind Blogger überhaupt Journalisten? Und die Antwort wird sein: Genauso automatisch, wie alle Lohnschreiber in heutigen Redaktionen Journalisten sind. Was aber nicht heisst, dass es nicht noch welche gäbe. Im Netz wie ausserhalb.

    Aber wo wir grad dabei sind: Gibt es noch den Czyslansky-Award für den unabhängigsten Journalisten? Den zu Lebzeiten jährlich Czyslansky selbst bekam und seit seinem Tod niemand mehr? Tim sollten den Award mal kriegen, aber es scheiterte daran, dass er den Preis natürlich ablehnen musste. Hätte er ihn angenommen, wäre er nicht mehr unabhängig gewesen, denn wer den Preis annimmt, muss schwören, immer unabhängig zu bleiben. Und wird damit von seinem Schwur abhängig…

    Die von Czyslansky vorgeschlagene Lösung war, den Preis so klein zu machen, dass er im Freundeskreis an einem Abend durchzubringen sei. Von sowas wird niemand abhängig…..

  3. Mein alter Volontärsvater hatte einen Spruch, den er bei jeder passenden Gelegenheit anbrachte: „Natürlich bin ich bestechlich. Nur liegt mein Preis so hoch, dass ihn bisher niemand bezahlen wollte…“

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