Per Mertesacker hat die Fußballwelt entzweit mit seinem Interview, das er dem ZDF-Reporter Boris Büchler Sekunden nach dem Anpfiff des Arbeitssieges gegen Algerien am Montag gegeben hat, und in dem er, sichtlich genervt, den Fragesteller ziemlich barsch abblitzen ließ („Wat woll’n Sie jetzt von mir?“).
Also ich fand die Fragen von Kollege Büchler in dieser Situation (Mertesacker hat selbst irgendwie kaum verstanden, wie sie das Ding gegen die saustarken Algerier noch gedreht haben) reichlich dämlich, und ich fand Mertesackers Reaktion klasse! Aber vielleicht bin ich auch nicht ganz unparteiisch.
Um das zu verstehen, muss ich die Geschichte erzählen von mir und Tschik Cajkovski. Der war 1970 Trainer von Kickers Offenbach, die um den Aufstieg in die Bundesliga gespielt haben. Ich war junger Volontär bei der RNZ in Buchen/Odenwald (auch „Badisch-Sibirien“ genannt). Am Sonntag spielten die Kickers gegen die „Odenwaldauswahl“, und ich musste als absoluter Fußball-Neuling darüber für die Montagausgabe berichten.
Ich tat also das, was ein guter Volontär macht: Ich rief am Freitag in der Sportredaktion der RNZ in Heidelberg an und fragte, was ich denn über Offenbach wissen müsste. „Die spielen um den Aufstieg“, sagte der Kollege. Und: „Sie haben einen ganz tollen Trainer, den musst du dir schnappen und ein paar markige Sprüche abholen.“
Ich ging also hin und fragte den kleinen Cik (was tscheisch ist für „Kippe“, wie „Zigarettenkippe“), ob er denn glaube, dass es mit dem Aufstieg klappen würde. „Ich will ehrlich sein, junger Mann“, sagte er, „dieses Jahr sind wir noch nicht soweit. Aber nächstes Jahr, da ganz bestimmt!“ Und so erschien die RNZ in der Buchener Lokalausgabe mit der Headline: „Trainer: Dieses Jahr noch kein Aufstieg“. Blätterte der geneigt Leser weiter zum Sportteil, da stand: „Offenbach aufgestiegen!“ Die hatten nämlich am Samstag gewonnen und waren durch.
Merke: Es kommt beim Interview auf die Qualität der Fragen an!
Mertesacker rulez!!!!
120 Minuten Vollgas-Fussballspielen, in der K.O. Runde einer Weltmeisterschaft. Das bedeutet mehrfach über alle bekannten und unbekannten Schmerzgrenzen zu gehen , da will man vermutlich nur noch in die Eistonne. Da kommt dann der Reporter, der den ganzen Abend in der Presselounge Häppchen gefuttert hat und stellt Fragen. Warum interviewen sie nicht Oliver Bierhoff, der ist dafür da?