Selten war es einfacher, ein politisches Zeichen zu setzen, 1,98 Euro zu investieren und sich gleich noch ein Genussmittel zu sichern.
Einfach Schokolade kaufen! Es muss allerdings die Richtige sein…
Natürlich ist es günstiger, wenn man einfach auf eine Demo geht, das kostet gar nichts. Laut AfD-Rosenheim und deren Facebook-Post wird man ja sogar dafür bezahlt, wenn man nur wacker gegen rechts marschiert. Das jedenfalls dachten die nur mit begrenzter Intelligenz ausgestatteten treudeutschen Bürger, als sie auf eine ebenso lautende Meldung des Postillon reagierten, diese für bare Münze nahmen und sich bei Facebook gar fürchterlich echauffierten. Keine 12 Stunden später war der Beitag gelöscht – nachdem das „linksversiffte“ Deutschland sich einmal abgerollt hat vor Lachen über die Dummheit der AfD-ler und es hunderte hämischer Kommentare hagelte.
Schade. Solche Zeugnisse der intellektuellen Überlegenheit der urdeutschen Dichter und Denker sollten der Nachwelt unbedingt erhalten bleiben.
Ebenso verschwunden ist der AfD-Beitrag der bodenseeischen Baden-Württemberger über die Aktion von Ferrero, deutsche Nationalspieler auf die Kinderschokolade zu packen. Eine einmalige Aktion, eine goldige Idee und überhaupt ein Marketing-Coup erster Güte.
Das aber fanden die AfD-ler nun gar nicht, als ein kleiner schwarzheutiger und ein türkischstämmiger Bub mit Segelohren plötzlich die Verpackung zierte. Darüber wurde in Deutschland viel geschrieben, noch mehr den Kopf geschüttelt und bei Ferrero begeistert gejubelt. Das ist genau ist die Art von PR, die sich der italienische Konzern so dringend wünscht. Denn das bereits erwähnte linksversiffte Deutschland, wie man es so gern von Pegida-Anhängern hört, kauft vermutlich jetzt Kinderschokolade en masse. Stück: 0,99 Euro, also zwei Tafeln fü 1,98 Euro. Einmal den kleinen Türken aus Gelsenkirchen, einmal den kleinen Ghanaer aus Berlin. Danke. So bequem ist es, heute einen Akt politischer Willensbekundung zu vollziehen.
Natürlich nur Boateng und Gündogan. Die kleinen, blonden Kramer oder Schürrler bleiben natürlich als Ladenhüter zurück. Gekauft wird nicht um der Schokolade willen, auch nicht wegen der EM und schon gar nicht wegen der Begeisterung für den Spieler auf der Verpackung – gekauft wird der AfD zum Trotz, nur, um denen eines auszuwischen. Wetten? Und warum auch nicht?
Plötzlich zählt nicht mehr, ob einer Bayer ist oder Borusse, Wolfsburger, oder Leverkusener, plötzlich zählt nur noch, die politisch korrekte Schokolade zu kaufen und damit ein Zeichen zu setzen. Die mit den Spielern mit Migrationshintergrund.
Wohlan – tun wir’s.
Es war übrigend die letzte Boateng-Tafel, die beim Supermarkt zu haben war. Das kann nicht der räumlichen Nähe zu München geschuldet sein, denn Götze und Hummels liegen bleischwer im Regal. Die will wohl niemand – was nicht verwundert. Aber das wäre ein anderes Thema.
Ebenso einfach war es übrigens, auf Twitter bei der Aktion #cutesolidarity mitzumachen, die der Zeit-Journalist Mohamed Amjahid ins Leben gerufen hatte. Einfach ein Kinderbild von sich hochzuladen:Urpsrünglich war es darum gegangen, dass Migranten sich selbst gezeigt haben und zeigen wollten, wie bunt Deutschland ist. Auch wir gehören dazu. Zwar erschließt sich der Sinn des Ganzen mittlerweile kaum mehr, aber egal. Hauptsache, ein süßes Bild von sich im Netz.
Was eine Ansage gegen Pegida und Co.
Da will man natürlich nicht hintenan stehen. Und so empfahl der Autor dieses Beitrags, blond und blauäugig wie er war und letzteres auch noch ist, gute Schulbildung, die weit mehr wert ist als Haut- oder Augenfarbe. Er war sich auch nicht zu fein, sein Einschulungsfoto abzufotografieren:
Die Aktion boomte. Und wirklich niemand interessierte sich für den wie üblich sauertöpfischen Einwurf Jutta Ditfurths, die schon immer eine Spaßbremse war. Die nämlich rief kassandragleich in die Twittermenge, man treibe letztlich einem Konzern Kunden zu.
Aber wer hört schon auf die Ditfurth, wenn er Schokolade haben kann…
Ja, die Kinder-Schokoladen-Aktion ist eine Werbeaktion. Und ja: sie ist trotzdem eine schöne und gute Aktion. Wenn sich Aufrufe zur Toleranz über Schokolade vermitteln lassen, warum nicht. Man sollte das begrüßen, so wie man rassistische Werbung anprangern sollte. Man muss die Schokolade aber deswegen nicht gleich kaufen. Und schon gar nicht essen. Übrigens: die Schoko vom Sarotti-Mohr schmeckt eindeutig besser …
Gruß und Negerkuss
mik