In einem offenen Brief an die „liebe Netzgemeinde“, die Grünen, die Piraten und die Linke beklagten gestern 51 Tatort-Autoren in einem Rundumschlag jedwede Angriffe auf das Urheberrecht. Sie wehren sich insbesondere gegen die von einigen geplante Verkürzung der Schutzfrist von bislang 70 Jahren ab Tod des Autors, aber auch ganz allgemein gegen Vorwürfe an die GEMA und die Musikindustrie. Sie beklagen, dass die Kritiker der derzeit gültigen Urheberrechtssituation sich nicht mit Autoren und Künstlern zusammensetzten und eine „demagogische Gleichsetzung von frei und kostenfrei“ betreiben würden.
Der Brief vermengt die Diskussion um eine Reform des Urheberrechts mit der Diskussion um Vorratsdatenspeicherung und überhaupt viele Dinge, die nichts miteinander zu tun haben. Er pauschaliert und wirft alle Kritiker des heute gültigen Urheberrechts, „die Grünen, Piraten und Netzpolitiker aller Parteien„, in einen großen Topf.
Die Krimi-Autoren haben mit diesem Brief viel Staub aufgewirbelt und mit Polemik und Pauschalierungen eine vernünftige Debatte um eine Modernisierung des Urheberrechts eher erschwert.
Ihre zum Ende des Briefes erklärte Diskussionsbereitschaft negieren sie wenige Zeilen vorher mit der Bemerkung „Fakt ist, dass die Urheberrechte in der Bundesrepublik nicht nur durch die Verfassung, sondern auch durch zahllose, völkerrechtlich verbindliche Verträge auch innerhalb der EU ultimativ verbrieft sind. Dass dieses Grundrecht aktuell zur politischen Disposition stünde, gehört zu den liebevoll gehegten Lebenslügen der Netzgemeinde.“
Über die Ausgestaltung von Grundrechten zu reden ist niemals eine Lebenslüge. Was die Briefverfasser fordern, ist ein Denk- und Diskussionsverbot. Und wer zynisch und ironisch formuliert „Für konstruktive Gespräche über den anstehenden historischen Kompromiss zwischen Urhebern und Usern stehen wir jederzeit bereit“, dem kann man eine offene Geprächskultur und Diskursbereitschaft auch nicht wirklich unterstellen.
Dabei tut diese Debatte not. Der Schutz der Urheber- und Verwertungsrechte muss dringend synchronisiert werden mit den neuen Möglichkeiten der künstlerischen Bearbeitung von geschützten Werken, der Publikation von Datenbanken und Datenbeständen, den neuen Formen von Informationsgenerierung, der Redefinition der öffentlich-rechtlichen Sender. Ich plädiere zum Beispiel entschieden dafür öffentlich-rechtlich produzierte Informationen (also keine Tatort-Filme) unter Public License zu stellen, Datenbanken und Sammelwerke aus dem Kanon geschützter Werke auszugliedern, Schutzfristen zu verkürzen, klare Rechte zur nicht-kommerziellen Bearbeitung geschützter Werke zu definieren, die Rechte der Autoren gegenüber Sendern und Verlagen auf dem Gebiet der Wiederverwendung zu stärken und die Rechte der Autoren auf Rücknahme der Vergabe von Nutzungsrechten auszubauen. Insbesondere die letzten beiden Forderungen würden nebenbei auch die ökonomische Situation von Tatort-Autoren stärken. Solche Themen werden heute in der „Netzgemeinde“ diskutiert, von den Verfassern und Unterzeichnern des offenen Briefes aber gar nicht zur Kenntnis genommen.
Und ich kann auch nicht einsehen, dass das nicht-kommerzielle Fotografieren und Online-Stellen von architektonisch spannenden Bauwerken ohne Rücksprache mit dem Architekten heute faktisch juristisch verboten ist. 99,999 Prozent aller heute im Internet publizierten Amateuraufnahmen der Pyramide des Pariser Louvre sind vermutlich illegal und die Fotografen könnten jederzeit verklagt werden. Das kann doch nicht gesellschaftlich gewünscht sein. Angesichts der aktuellen Debatte um ACTA muss auch der Schutz der Zitationsrechte neu formuliert werden und es sind der ausufernden Privatisierung der Rechtsdurchsetzung durch Hoster und Registrare endlich Schranken zu setzen.
Es wäre besser gewesen, die Tatort-Autoren hätten erstmal ermittelt und nicht gleich verurteilt und zugeschlagen.
Soviel Polemik muss dokumentiert werden. Hier also der komplette Text der Netz-Schimanskis:
Offener Brief von 51 Tatort-Autoren
29. März 2012 – 14:11
Liebe Grüne, liebe Piraten, liebe Linke, liebe Netzgemeinde!
Wir Unterzeichner erkennen an, dass Sie alle sich eines veritablen Problems annehmen wollen, das die zwei großen, am Internet hängenden „Parteien“ betrifft: Die schlechte Lage der Urheber, ihre unangemessene Vergütung und die millionenfache illegale Nutzung von urheberrechtlich geschützten Inhalten auf der einen Seite, 600.000 Abmahnungen von Usern und die Möglichkeit von Netzsperren und (anlassloser) Vorratsdatenspeicherung, die Sie gerne Zensur nennen, auf der anderen Seite.
Wenn Sie dieses tatsächliche Dilemma aber ernsthaft lösen (helfen) wollen, ist es an der Zeit, sich von ein paar Lebenslügen zu verabschieden.
Grüne Politiker untermauern das aktuelle Problem üblicherweise durch die Gegenüberstel-lung zweier Grund- und Menschenrechte: Der Artikel 27 der Menschenrechte postuliere einerseits den Schutz des Urhebers als Eigentümer seiner Schöpfung, seiner Werke, andererseits würde der freie Zugang zu Kunst und Kultur garantiert. Diese dramatische Gegenüberstellung enthält aber gleich zwei Lebenslügen:
1. Die demagogische Suggestion, es gäbe keinen freien Zugang zu Kunst und Kultur mehr – eine Behauptung, die durch nichts bewiesen wird. Was auch schwer fallen dürfte: die Bundesrepublik, die westliche Welt hat in über 100 Jahren ein definiertes, klares System verschiedener Nutzungsarten und Zugänge herausgebildet.
2. Die demagogische Gleichsetzung von frei und kostenfrei. Die Menschenrechte garantieren in der Tat einen freien, aber doch keinen kostenfreien Zugang zu Kunst und Kultur. Diese politische Verkürzung von Grünen, Piraten, Linken und Netzgemeinde dient lediglich der Aufwertung der User-Interessen, deren Umsonstkultur so in den Rang eines Grundrechtes gehievt werden soll.
Wie überhaupt der ganze Diskurs über das Netz und seine User einen hohen Ton anschlägt und damit die Banalität von Rechtsverstößen kaschiert oder gar zum Freiheitsakt hochjazzt. Die Grundrechte der Urheber bzw. der von ihnen beauftragten Rechteinhaber aber werden dagegen marginalisiert: Zum Beispiel das Grundrecht auf geistiges Eigentum. Dieses Recht wird nicht nur frontal angegriffen und infrage gestellt, neuerdings schicken gerade die Grü-nen gerne von Google alimentierte Initiativen wie collaboratory, Alexander-von-Humboldt-Institut oder auch das (vormalige) Max-Plank-Institut für geistiges Eigentum vor, die angeblich völlig autonom und unabhängig eine neue Rechtsgrundlage suchen würden – im sogenannten Immaterialgüter-Recht.
Fakt ist, dass die Urheberrechte in der Bundesrepublik nicht nur durch die Verfassung, sondern auch durch zahllose, völkerrechtlich verbindliche Verträge auch innerhalb der EU ultimativ verbrieft sind. Dass dieses Grundrecht aktuell zur politischen Disposition stünde, gehört zu den liebevoll gehegten Lebenslügen der Netzgemeinde.
Und noch eine Lebenslüge, die allerdings typisch geworden ist für die Berliner Republik: der Ausweg in die Symbolpolitik. Das Beispiel hierfür sind hier die Schutzfristen, mit denen die Urheber bzw. ihre Nachfahren von dem eigenen Werk profitieren können. Zur Zeit sind das 70 Jahre post mortem, die Netzgemeinde fordert radikale Verkürzungen, gern auch mal „Modernisierung“ genannt. Dabei reichen die Forderungen von „gar keine Schutzfrist“, einer 5-Jahresfrist nach Veröffentlichung des Werkes, die letzte Forderung der Grünen lautet: „Solange der Urheber lebt“, andere Netzinitiativen nennen 20 Jahre post mortem.
Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass nirgendwo eine Argumentation versucht wird, warum gerade diese Eigentumsform überhaupt eine Einschränkung erfahren darf, ist dieser Vorschlag zur Lösung des o.g. Dilemmas völlig ungeeignet. Nicht nur, dass die Urheber durch diese Schutzfristen-Verkürzung enteignet und damit dramatisch schlechter gestellt würden, nein, dieser Vorschlag ändert auch kein bisschen an den Interessen der vermeintlich unschuldigen User: Ihre illegalen Downloads oder Streamings betreffen in der Masse nur die allerallerneuesten Filme, Musiken, Bücher, Fotos und Designs – und nicht etwa Werke, die 20, 40 oder 60 Jahre alt sind. Eine Verkürzung der Schutzfristen würde an diesem Problem also nichts ändern, wäre reine Symbolpolitik: Schaut her, wir haben den Urhebern auch was weggenommen…
Die vermutlich gravierendste Lebenslüge der selbsternannten Problemlöser zum Schluss: Wenn man Urheber und User besser stellen will, braucht es ja einen, der diesen Alle-haben-alle-wieder-lieb-Kompromiss, der den Kram bezahlt – denn wie in allem, was hergestellt wird, steckt auch im „Content“ verdammt viel Arbeit von Urhebern und kostet deshalb auch Geld, das irgend jemand bezahlen muss. Diesen omnipotenten Zahler kennt die Netzge-meinde auch schon ganz genau: Nein, nicht Google, youtube und die anderen Internetserviceprovider, die sich dumm und dämlich daran verdienen, illegale Kontakte zu vermitteln, den kriminellen Modellen wie kino.to, megaupload, the Pirate Bay etc. überhaupt zum Erfolg zu verhelfen. Nein, für die Grünen, Piraten und Netzpolitiker aller Parteien ist der große Übeltäter die Verwertungsindustrie: Sony, Universal, Bertelsmann und, ganz wichtig, natürlich die GEMA und die anderen Verwertungsgesellschaften. Das sind in ihren Augen die Blutsauger, die sollen die Zeche zahlen.
Mal davon abgesehen, dass die selbsternannten Digital Natives (auch) über diesen Punkt nie direkt mit den betroffenen Urhebern gesprochen haben, sie haben überhaupt nicht verstehen oder begreifen wollen, dass bis auf Maler und Bildende Künstler diese Trennung in Ur-heber und „böse“ Verwerter überhaupt keinen Sinn macht, ja unmöglich ist: Filme, Musikproduktionen, web- und Werbekampagnen, Architektur- und Designprodukte werden überhaupt erst realisiert, wenn die künstlerischen Ideen der Urheber mit Kapital und Vermarktungsknowhow zusammenkommen.
Wenn die Grünen, Piraten, die Netzpolitiker aller Parteien es mit den Urhebern also wirklich ernst meinen, dann sollten sie zunächst mal mit ihren eigenen Kulturpolitikern sprechen: Die können ihnen den Zusammenhang von Kunst/Kultur und materieller Absicherung sicher erläutern, ihnen klar machen, dass die nachhaltige Produktion qualitativ hochwertiger Kunst und Kultur nicht amateurhaft, also wie Wikipedia organisiert werden kann. Immerhin leben hunderttausende Menschen von kreativer Arbeit und helfen mit ihren (konkurrenzfähigen) Werken, die ideelle und materielle Zukunft einer postindustriellen Bundesrepublik auch international zu sichern.
Wenn man die Lage der Urheber nachhaltig verbessern will, dann müssten also alle politi-schen Kräfte den Urhebern bzw. ihren Verbänden helfen, das Urhebervertragsrecht zu verbessern, die Verhandlungspositionen der Urheber gegenüber den Verwertern zu stärken: Mit Hilfe verbindlicher Regelungen zu den Gemeinsamen Vergütungsregeln (GVR) oder mit einem Verbandsklagerecht, oder, oder…
Vor allen Dingen sollten die Netzpolitiker aller Parteien die Finger von den Schutzfristen lassen, und bitte nicht jede Missbrauchskontrolle bei Providern und Usern gleich als den definitiven Untergang des Abendlandes anprangern: Bei der Suche nach Schwarzfahrern und Steuerhinterziehern zum Beispiel, müssen sich die Bürger auch einige Einschränkungen ihrer Rechte gefallen lassen.
Für konstruktive Gespräche über den anstehenden historischen Kompromiss zwischen Urhebern und Usern stehen wir jederzeit bereit.
Mit freundlichen Grüßen
Urs Aebersold
Feo Aladag
Miguel Alexandre
Friedrich Ani
Knut Boeser
Katrin Bühlig
Fred Breinersdorfer
Leonie-Claire Breinersdorfer
Stefan Cantz + Jan Hinter
Orkun Ertener
Christoph Fromm
Klaus Gietinger
Axel Götz
Dinah Marte Golch
Jochen Greve
Harry Göckeritz
Michael Gutmann
Peter Hemmer
Peter Henning
Felix Huby
Stefanie Kremser
Wolfgang Limmer
Petra Lüschow
Daniela Mohr
Martina Mouchot
Clemens Murath
Carolin Otto
Henriette Piper
Claudia Prietzel
Peter Probst
Gerhard J. Rekel
Pim G. Richter
Johannes Rotter
Heike Rübbert
Peter Scheibler
Hartmann Schmige
Holger Karsten Schmidt
Simone Schneider
Susanne Schneider
Dorothee Schön
Thomas Schwank
Xaõ Seffcheque
Markus Stromiedel
Uwe Wilhelm
Michael Wogh
Daniel Wolf
Gerlinde Wolf
Eva Zahn
Volker A. Zahn
Peter Zingler
29. März 2012
Kontakt über:
www.drehbuchautoren.de
Das sind keine Schimanskis, das sind eher kleingeistige und spiessige Thanners, wenn du mich fragst.
Schön, daß Du so ruhig bleibst. Ich finde diese Polemik einfach nur lächerlich und schwach. Es ist auch nicht wirklich klar, was die Leute wollen – für ihre Tatortkrimis wurden sie doch bezahlt, indirekt mit unserem Geld, und zwar unabhängig davon, ob ich das überhaupt sehen will. Aber was mill man von Leuten erwarten, die schreiben
Mal davon abgesehen, dass die selbsternannten Digital Natives (auch) über diesen Punkt nie direkt mit den betroffenen Urhebern gesprochen haben, sie haben überhaupt nicht verstehen oder begreifen wollen […],
Also, in vielen mir bekannten Fällen mit Diskussionsbedarf wollten „Urheber“ nicht sprechen. Im Gegensatz zu ihren allgegenwärtigen Anwälten. Daraus zu schließen, daß kein Diskurs stattfinde, gerade mit den Kreativen, ist doch wieder nur eine blasierte Unterstellung von diesen Leuten, die diesen Brief unterschrieben haben.
Und last but not least: Was verbirgt sich wohl für ein Kunstverständnis hinter dieser Aussage:
[…] dass bis auf Maler und Bildende Künstler diese Trennung in Urheber und „böse“ Verwerter überhaupt keinen Sinn macht, ja unmöglich ist: Filme, Musikproduktionen, web- und Werbekampagnen, Architektur- und Designprodukte werden überhaupt erst realisiert, wenn die künstlerischen Ideen der Urheber mit Kapital und Vermarktungsknowhow zusammenkommen.
Absicht, daß sie die Autoren ignorieren? Und wenn Kunst erst realisiert wird, wenn sie vermarktet werden kann, dann ist das eine Beleidigung gegenüber allen unabhängigen und nicht kommerziellen Künstlern.
das gerede von den hehren „nicht kommerziellen“ menschen, die in der kunst nichts anderes sehen als die kunst der selberverwirklichung + selbstdarstellung, und die sich in der aktuellen debatte gerne und lauthals von denen absetzen und distanzieren, die mit ihrem künstlerischen schaffen geld verdienen und familien ernähren, geht mir ziemlich auf den senkel… was soll das? ist das eine neue neiddebatte unter digitalen vorzeichen? oder melden sich da einfach nur jene leute zu wort, die mit ihrer kunst kein geld verdienen KÖNNEN, weil partout niemand dafür zahlen will? im übrigen: künstlern vorzuwerfen, vom öffentlich-rechtichen rundfunk bezahlt zu werden und ihnen deshalb das recht auf kritik an urheberrechtserosionen abzusprechen, ist nicht nur ein unsolidarisches und erneut vom neidgeruch verpestetes argument – es müffelt auch nach verantwortungslosem neoliberalismus. wer so argumentiert, kann auch behaupten: ich habe keine kinder – warum soll ich steuern bezahlen, die auch in den ausbau von kindertagesstätten fließen?! also, leute, bevor der laden ganz dicht gemacht wird – schnell noch den fdp-aufnahmeantrag abschicken…
@jörn: Na, Nerv getroffen? Es gibt also zwei Künstler, die, die es der Kunst wegen sind, und die Profis, die sich vermarkten? Tolles Kunstbild. Tolles Künstlerbild.
Und sehr amüsant, daß man gleich neoliberal ist, nur weil man das Wort „Markt“ in „Vermarkten“ sieht. Sie haben meines Erachtens die Wahl: Stellen Sie sich dem Markt, mit allen Konsequenzen, oder lassen Sie sich alimentieren. Das mögen Sie nicht einsehen, denn wenn wir schon bei Vorurteilen sind: Ich misstraue Menschen, die alles klein schreiben. Das sind oft Egoisten, denen die Lesbarkeit ihrer textlichen Absonderungen nicht wirklich am Herzen liegt.
so, so, eine psychosektion anhand des schreibverhaltens… ich bin sehr beeindruckt! wenn man ihr misstrauen so leicht erregen kann, muss ihre welt von großer helligkeit und freude durchzogen sein. im übrigen haben sie‘s nicht ganz kapiert, oder wollen sie es nicht kapieren: künstler, die fürs fernsehen schreiben, werden nicht alimentiert, sondern für ihre arbeit bezahlt, und abgesehen davon: künstler gibt es in vielerlei varianten, und im gegensatz zu ihnen werde ich einen teufel tun und menschen , die sich künstler nennen, gegenseinander ausspielen oder dem einen mehr rechte zubiligen als dem anderen. vielleicht ist es ihnen ja nicht bewusst, aber die arrgoanz und das überhebliche sich-absetzen von kollegInnen, die das urheberrecht gegen seinen ausverkauf verteidigen, ist zutiefst unsolidarisch, unnötig und – obwohl Ihnen die Lesbarkeit Ihrer Texte so sehr am Herzen liegt – egoistisch…
Interessant und lesenswert ist auch die offene Antwort des
ChaosComputerClubs: http://www.ccc.de/de/updates/2012/drehbuchautoren
Ich wußte gar nicht, dass die „Tatort“-Drehbücher alle von Beamten geschrieben werden. So lernt man dazu.
Wäre interessant zu sehen, wie diese digitalen Dinos sich in einer echten Marktwirtschaft schlagen würden – eine, in der es keine Zwangsabgaben zugunsten halbstaatlicher Medienanstalten gibt und diese Standesbrüder sich ihr Brot im Wettbewerb verdienen müssten.
Aber das ist Deutschland: geschützte Berufe, gebundene Buchpreise, Kirchensteuern und politische Vormundschaft (ich glaube, sie nennen es „Parteiendemokratie“). Merkt Ihr denn nicht, dass Ihr noch voll im Mittelalter steckt?
Die Pyramide des Louvre ist ein schlechtes Beispiel, denn, stünde sie in Deutschland, wäre das kein Problem. Aber jedes neue Museum und jede neue Kirche sind im Innenraum ein Problem. Dabei verdient kein Architekt auch nur für die Portokasse irgendetwas mit solchen Abbildungen, sie werden einfach nur effektiv verhindert.
Was für ein Zufall – während die Tatort-Autoren vorne zündeln, kriegen sie hinten einen Tritt von der ZEIT. Zusammenhanglos, natürlich, aber sehr lesenswert: http://www.zeit.de/2012/13/Krimi-Tatort/komplettansicht
@ AndreasP
Das gilt nur für die „Panorama-Freiheit“. In dem Moment, wo ich ein geschütztes Bauwerk vom Nachbargrundstück aus fotografiere, benötige ich auch in Deutschland eine Zustimmung des Architekten. Eigentlich …
Tatortautoren reden über „qualitativ hochwertige Kunst und Kultur“? Ist das nicht ein wenig so, als würden Metzger über Herztransplantationen fachsimpeln?
Und beinhaltet der Begriff „geistiges Eigentum“ nicht auch ein automatisches Verfallsdatum, welches durch das Erlöschen des schaffenden Geistes festgelegt wird? Ist dann die Behauptung, dieses geistige Eigentum müsse legitim auch auf Erben (also Geister, die mit der Erschaffung dieses geistigen Eigentums nicht das Geringste zu tun hatten) übergehen, nicht auch eine Art „Lebenslüge“?
@svb: Meine Rede – Tatort-Autoren sind keine Künstler, sondern biedere Handwerker. Ich zahle doch einen Tischler nicht 70 Jahre lang jedesmal Geld, wenn ich mich an einen Tisch setze, den er zusammengezimmert hat. Die sind mit dem Einmal-Honorar (das aus unserer Zwangsabgabe finanziert wird) bereits mehr als fürstlich entlohnt.
@alle, die Schutzrechte verkürzen wollen: Wenn ihr ein Haus baut und bezahlt, wäret ihr auch nicht einverstanden, wenn euren Kindern dieses Eigentum genommen würde bzw. eure Kinder oder Kindeskinder keine Rechte mehr daran haben, weil das Eigentumsrecht erloschen ist.
@Tim: Du bist Autor und Sprecher. Sind deine Werke alle unter creative commons lizenziert also von jedem unentgeltlich nutzbar, solange er deinen Namen als Autor/Quelle nennt?
@Michael: Diese Forderungen finde ich wirklich unterstützenswert. Sie würden mir als Journalist und Autor das Leben erheblich erleichtern:
„…klare Rechte zur nicht-kommerziellen Bearbeitung geschützter Werke zu definieren, die Rechte der Autoren gegenüber Sendern und Verlagen auf dem Gebiet der Wiederverwendung zu stärken und die Rechte der Autoren auf Rücknahme der Vergabe von Nutzungsrechten auszubauen.“
@christoph Du zwingst mich zu etwas, was längst übertfällig war, nämlich dazu, meinen Standpunkt zum Thema Urheberrecht mal klar und umfassend niederzuschreiben.
Also fangen wir mal an: Ich selbst bekomme für meine Bücher ein lächerlich neidriges Honorar – wenn ich davon leben müsste, wäre ich längst verhungert. Ich verdiene den Rest meines Geldes damit, Vorträge zu den Themen meiner Bücher zu halten, und ich kriege für einen einzigen Vortrag oft ein Vielfaches dessen, was mein Verlag mir für das Buch bezahlt. Ich nenne das Geschäftsmodell: „Schreibe ein Buch und rede darüber.“
Alle meine Vorträge, respektive die dazugehörigen PowerPoint-Slides, stelle ich kostenlos und ohne Auflagen (wie zum Beispiel eine Creative Commons Lizenz) online. Ich schreibe folgendes dazu: „Ich trete häufig als Referent oder Moderator bei Seminaren, Kongresse oder Firmenveranstaltungen auf. Dort werde ich oft nach Folien gefragt, als Gedächtnisstütze oder als Grundlage für eigene Vorträge, Konzepte oder Entscheidungsvorlagen. Ich habe nichts dagegen, solange keiner meine Inhalte weiter veräussert oder als die seinen ausgibt. Das halte ich aber nicht für eine Frage des Urheberrechts, sondern der Netiquette.“
Musiker hingegen, wenn sie nicht gerade Madonna oder Paul McCartny heissen, verdienen ihr Geld, indem sie Musikstücke aufnehmen und damit Werbung machen für ihre Live-Auftritte. C’est la même chose!
Tatort-Autoren werden wie Lohnarbeiter bezahlt. Das langt auch – für das, was die an unsterblicher Kunst abliefern…
Im Grunde finde ich, dass jede Form von künstlerische Arbeit nach dem Straßenmusikanten-Prinzip bezahlt werden sollte: Wenn es dir gefallen hat, dann schmeiße Geld in meinen Hut. Wenn nicht, gehe weiter. Das Internet bietet mehr Möglichkeiten als je zuvor, dieses Geschäftsmodell zu realisieren. Wenn natürlich die Künstler und Verlage durch ihre Gratis- und Verschenkkultur die Kunden dazu erzogen haben zu denken, dass alles umsonst ist, dann sind sie selber schuld!
Was mich zu meinem Lieblings-Aufregerthema “Kopierschutz” bringt: Wenn ich ein Musikstück, ein Buch oder ein Video, dass ich legal erworben habe, für den Eigengebrauch (Autoradio, Ferienwohnung, etc.) kopieren möchte, ist das ganz alleine meine Sache. Wer mich daran hindert, ist beraubt mich! Und ich will meine Musikstücke und Videos auch an Freunde ausleihen dürfen. Ja, auch an meine Facebook-Freunde. Der Begriff “Freund” hat im Digitalzeitalter eine Metamorphose erlebt, nur will das die Medienindustrie nicht wahrhaben! Kein Gesetzgeber (und erst Recht kein Unternehmen) darf mir vorschreiben, mit dem ich wie befreundet sein darf.
Gar keinen oder nur einen zeitlich sehr begrenzten Schutz darf es geben für Dinge wie Medikamente, bei denen Copyright gleichbedeutend ist mit einem Todesurteil für Menschen insbesondere in den ärmeren Ländern. Die Pharma-Multis sollen so viel verdienen dürfen, das es sich für sie lohnt, die nötige Forschunsgsarbeit zu finanzieren. Noch besser wäre es, wenn der Staat solche Forschnung alimentieren würde, denn es handelt sich hier um eine Aufgabe, die für mich unter das Solidaritätsprinzip fällt. Ein Urheberrecht an Dingen wie menschliche Gene ist ein Verbrechen an der Menschheit und muss schleunigst beendet werden.
Nachrichtenschreiber haben überhaupt kein Anrecht auf Urheberschutz. Wenn Google die (freiwillig von den Verlagen ins Netz gestellten) Inhalte abgreift und zu einem neuen Geschäftsmodell veredelt – sollen sie!
Was bleibt jetzt noch übrig? Gar nichts: Urheberrecht ist ein Anachronismus! Er ist nicht mehr zeitgemäß. Er verhindert Innovation und wirft uns zurück, satt uns weiter zu bringen.
Wenn ich jetzt klinge wie ein Pirat, dann ist das zwar völlig unbeabsichtigt, aber vielleicht unvermeidlich. Die Piraten scheinen mir die einzigen zu sein, die sich zu diesem Thema irgendwie vernünftige Gedanken machen.
Vor allem aber: Ich halte die ganze Diskussion für kindisch und überflüssig: Im Digitalzeitalter hat der Urheberschutz ungefähr so viele Chancen wie ein Schneeball in der Hölle. Es sei denn, wir sind bereit, weite Teile der Bevölkerung unter Generalverdacht zu setzen und sie einem Überwachungsterror auszusetzen, der mit einer freiheitlichen-demokratsichen Ordnung unvereinbar ist.
Lass uns also doch über was anderes reden; etwas, das Sinn macht. Alle anderen denken entweder zu kurz, oder sie stehen im Sold derjenigen, die das Urheberrecht zu einer Goldmine ausgebaut haben, an der ein paar Konzerne profitieren – der kleine Künstler oder Autor aber ganz bestimmt nicht!
@Tim Cole: Vorschlag zur Güte: Leute wie Sie, für deren Bücher die Menschen offensichtlich nicht so viel Geld ausgeben wollen, als dass Sie davon leben könnten, beackern eifrig die neuen Vermarktungsfelder, und jene Kollegen, die ihre Kunst auf Vertriebswegen an den Mann und die Frau bringen, die Ihnen nicht zugänglich sind, weil Sie, aus welchem Grund auch immer, auf diesem Markt Ihre Waren nicht losschlagen können, lassen Sie einfach ihre Arbeit machen, ohnen ihnen permanent zu unterstellen, dass sie alt und bequem sind oder unnötig gepudert werden. Erstens wissen Sie offenbar nicht viel über deren Arbeitsbedingungen, und zweitens könnte der unangenehme Eindruck entstehen, dass Sie anderen Leuten nicht die Butter auf dem Brot gönnen. Das wäre irgendwie kleingeistig und armselig, und das können Sie ja nicht wollen, oder?! Wie sagt der Kölner: Man muss auch gönne könne! In diesem Sinne, schönen Sonntag!
@jörn: Die „Vertriebswege“, von denen Du sprichst – es gibt auch Leute die diese „Pfründe“ nennen – sind im Grunde ihres Wesens mehr als überholt. Das klingt aus der Feder eines Buchproduzenten und Verlegers jetzt mal so richtig komisch, ist aber so.
Gemäß Statistiken des Börsenvereins liegt die Chance eines Neuling-Autors „klassisch“ verlegt zu werden bei etwa einem Promille. Das bedeutet EIN Autor findet für sein Manuskript einen Verlag und 999 schauen mit dem Ofenrohr ins Gebirge. Wiederum statistisch beatrachtet muss man an dieser Stelle die Frage stellen, ob es nicht zielführender und allemal gerechter wäre, das zukünftige Urheberrrecht an den Interessen der 999 zu messen.
Eine absolute Unverschämtheit ist es, vor diesem Hintergrund Tim zu unterstellen, er hätte einen anderen Weg gewählt, „weil Menschen offensichtlich nicht so viel Geld ausgeben wollen, als dass Sie davon leben könnten“. Schon lange zählt bei uns hinsichtlich der Vermarktungschancen nicht mehr die Qualität eines Skripts, sondern vielmehr die Prominenz des Autors, die skandalträchtigkeit der Story u.ä. Wir leben in einer Zeit und in einem Land, wo die „Autobiographie“ eines ghostwriter-bewährten 23-jährigen Fußballers auf ein fruchtbareres Feuchtgebiet fällt als ein lehrreiches und zugleich unterhaltsames Sachbuch.
Das ist traurig, aber nicht zu ändern. Schon gar nicht von Leuten wie Dir. Ich bin dann mal weg. (Um mich mit einer literaturrelevanten Plattitüde zu verabschieden.)
Mit Verlaub, Verschwörungstheorien über die vom Skandal- und Sensationsmief befeuerten Erfolgsautoren, die den armen übrig gebliebenen 999 Qualitätsschreibern den Weg in die Charts versperren, bringen uns auch nicht wirkich weiter. Wer auf dem einen Weg nach oben nicht vorankommt, soll sich eben einen anderen suchen. Aber denjenigen, die Erfolg haben, in die Beine zu grätschen und zu unterstellen, sie seien nicht dort, weil sie gut sind, sondern weil ihnen die Gesetze oder finstere politische Kräfte auf die Sonnenseite verholfen haben , ist, wie gesagt, irgendwie zu kleinkariert für diese wichtige Debatte, das müffelt, sorry, nach Neid und Missgunst.
@joern: Kann es sein, das man mit der Zeit gehen muss – weil man sonst mit der Zeit gehen muss? Ich würde gerne vom Erlös meiner Bücher leben (die sich gar nicht *SO* schlecht verkaufen). Ich würde auch gerne meine Tage als Tageszeitungs-Journalist verbringen. Leider erscheint laut Prof. Hohlfeld von der Uni Passau die letzte Tageszeitung in Deutschland ungefähr 2034. Danach ist Schluß, weil keiner mehr Nachrichten auf toten Bäumen lesen will.
Buchautoren werden sich auch umschauen müssen nach neuen Geschäftsmodellen. Das heißt nicht, das keiner mehr Bücher schreibt. Sie werden ihr Geld nur woanders verdienen müssen. TS (Tough Shit)!
@jörn, jetzt wird’s schwierig. Begriffen hast Du wohl nur die Zahlen, nicht den Zusammenhang. Denn Kleinkariertheit, Neid und Mißgunst Leuten zu unterstellen, die sowohl von Erfolg, wie auch von Zukunftsorientierung gesegnet sind, ist nicht nur unangebracht, sondern zeugt von reaktionärer Gesinnung. Ich will Dich ja nicht gleich als Cerebralasketen hinstellen, aber ein bisschen mehr versuchen zu verstehen, was andere so posten, stünde Dir besser.
Also: Niemand behauptet, dass das eine Promille AUSSCHLIESSLICH ohne Qualität dort ist, wo es ist. Zudem stehen die auch niemandem im Weg. Es sei ALLEN vergönnt! Und unter den anderen 999 sind (geschätzte) 666 mit Fug und Recht erfolglos, weil sie gar nicht schreiben können oder nur Dünnschiss absondern.
Trotzdem bleibt das Gesetz der Masse erhalten: Ein Urheberrecht, das nur einem Promille der Literaturschaffenden dient, geht an jeglichen Demokratieverständnis vorbei und ist überholt.
Vielleicht hilft uns das zu Erkenntnissen: Tatort in 123 Sekunden! http://www.youtube.com/watch?v=9QENcN-srE0&feature=relmfu (ANSCHAUEN!)
@tough Tim: Das war‘s, was ich meinte: Suchen Sie sich Ihren Weg und hören Sie auf zu jammern, weil es anderen auf anderen Wegen besser geht als Ihnen. Und wenn Sie jetzt schon wissen, was Sie in 2034 auf keinen Fall machen werden, ist das doch prima, gratuliere! Es gibt auch Leute, zum Beispiel Drehbuchautoren und andere Künstler (bzw. „Künstler“, wie Sie als offensichtlich sehr netter Menschen schreiben), wissen noch nicht mal, was im nächsten Jahr sein wird. Dann ist doch alles gut für Sie, oder anders ausgedrückt: Wo ist eigentlich Ihr Problem?!
@ Peter: Die gleiche Frage geht an Sie (oder duzen wir uns hier?) – und wenn Sie wirklich so erfolgreich und zukunftsorientiert sind (wenn nicht gar, ich bin beeindruckt, „gesegnet“!), wie Sie behaupten, warum pöbeln Sie dann hier gegen Menschen, die sich (und Sie) fragen, warum eine durchaus notwendige Debatte über urheberrechtliche Fragen von Seiten der Kritiker – also von Leuten wie Ihnen – geführt wird, als gelte es einen blutigen Kreuzzug gegen jene Kollegen auszurufen, die die Sache etwas differenzierter oder anders sehen als Sie. Wischen Sie sich mal den Schaum vom Mund…
@SvB: Lustiger Sketch!
@jörn: Wollte Ihnen mit dem „Du“ keines wegs auf den Schlips treten, sondern hatte allenfalls aus der Vornamensnennung eben jenes abgeleitet. Auch Pöbeln überlasse ich und andere lieber Ihnen. Und Pöbeln gegen Künstler brächte ja schon mal überhaupt nichts, da sie es ja nicht waren, die die geltende Gesetzgebung verabschiedet haben.
Noch einmal zur Verdeutlichung: Jegliche Argumentation in Sachen Urheberrecht ist NIE gegen eine bestimmte Personengruppe gerichtet! Sie sucht IMMER nur den Kompromiss, der der MEHRHEIT der betroffenen Personen am ehesten gerecht wird.
Die Fähigkeit – wie Sie unterstellen- die Dinge „differenzierter“ zu sehen, spreche ich Ihnen rigide ab, da von Ihnen keinerlei sachdienliche, sondern ausschliesslich abwertende und gringschätzige Äußerungen gegenüber den hier Mitdiskutierenden kommen.
@ Richter Peter: Das Urteil lautet also „Rigides Absprechen“ wg. Geringschätzung + Abwertung. Sie können beruhigt sein, ich werde nicht in Berufung gehen, bitte aber vor der Urteilsvollstreckung noch einmal kurz um das Wort: Lesen Sie sich beizeiten noch mal durch, was Ihre Mitdiskutanten über Drehbuchautoren geschrieben haben, dann wissen Sie, wie sich Geringschätzung und Abwertung anhört… In diesem Sinne: Sachdienlich weiter!
@Jörn: Ich gehöre zu denen, die sich geringschätzend und abwertend geäussert haben, allerdings spezifisch zu TATORT Autoren, nicht zu Drehbuchautoren allgemein – ich bitte Sie, diesen wesentlichen Unterschied nicht zu unterschlagen. Zwar lässt sich über Geschmack durchaus streiten, aber die Kategorisierung „hochwertige Kunst und Kultur“ erfordert IMO ein gewisses Maß an Niveau, von dem ein Tatort weit entfernt ist. Da stimme ich mit Tim Cole überein – das ist Handwerk und mehr nicht. Diese „animierten Groschenromane“ höher einzuordnen, ist mehr als anmassend und von den Autoren selbst ein Eigenlob, das zum Himmel stinkt.
Lieber Herr Köhler, generelle Urteile sind meistens problematisch, und bei der Bewertung von TV-Filmen geht es mitunter recht geschmäcklerisch zu, das ist okay, wird aber der Sache oft nicht gerecht. Die TATORTE als „animierte Groschenromane“ über einen Kamm zu scheren, zeugt leider weder von Kenntnis der Werke noch von Medien-Kompetenz, und, sorry, dass ich wieder davon anfange, ich komme nicht umhin, zu glauben, dass die Entwertung der Arbeit von TATORT-Autoren, zu denen übrigens die besten Schreiber dieses Landes gehören, sich nicht aus einer unvoreingenommenen Rezeption dieser Werke speist, sondern von ganz anderen Motiven befeuert wird. Oder anders ausgedrückt: Eigentlich sind Ihren Mitdiskutanten die Autoren und deren Werke – ganz gleich, ob man sie für Kunstwerke oder Handwerksarbeiten hält (Drehbücher sind im Übrigen beides) piepegal – wenn es der Stimmungsmache dient, macht man halt mit ein paar wohlfeilen Sätzen aus der Arroganzabteilung die Arbeit dieser Leute nieder.
@jörn Jetzt fallen Sie doch nicht rhetorisch auf alles herein, das man Ihnen präsentiert! Was haben Sie eigentlich gegen sogenannte Groschenromane? Daß sie so preisgünstig sind, daß sie auch von der hart arbeitenden Bevölkerung gelesen werden können? Oder daß es sich um ein Vermarktungskonzept handelt, das nicht jedem Künstler offensteht? Ich glaube, erheblich mehr Leute kennen „Jerry Cotton“ oder „Perry Rhodan“ als auch nur irgendeinen Tatort-Kommissar, auch wenn letztere durchaus ihre Anhänger haben dürften.
Beiden Produkten gemeinsam ist die Regelmäßigkeit der Fortsetzungen und die teilweise arg vorhersagbare Handlung, wenn man mal ein paar Exemplare gelesen oder gesehen hat. Das gilt zumindest sicher für den Tatort. Aus Sicht vieler Menschen ist der Satz „Der Tatort ist ein animierter Groschenroman“ höchstwahrscheinlich beleidigend, aber für den Autor von „Groschenromanen“.
Und vor diesem Hintergrund finde ich den Brief der Tatort-Autoren nach wie vor anmaßend. Ich habe aber den Verdacht, daß einige der Unterschreiber überhaupt nicht hinter dem Brief stehen, sie haben sich da vor einen Karren spannen lassen und es zunächst nicht gemerkt.
PS.: Lustige Metapher, ich hab’s auch erst jetzt gesehen: Wie kann man sich vor einen Karren spannen lassen und gleichzeitig dahinter stehen … 🙂
Ach, einer muss hier ja den Verteidiger geben, wenn Sie sich alle so einig sind (und über die Qualität der Blogs, die hier repräsentiert sind, gäbe es ja übrigens – so rein unter Qualitätsgesichtspunkten – auch einiges zu sagen, also in punkto Vorhersehbarkeit der Aussagen, wenn man mal ein paar Textexemplare gelesen hat, oder bezüglich der Regelmäßigkeit, mit der hier die als Querdenkerei aufgehübschte, etwas plumpe politisch unkorrekte Ereiferungsenergie freigesetzt wird. Aber lassen wir das, bzw. nur noch eine letzte Anmerkung: Den Verdacht zu äußern, dass die Tatort-Autoren nicht hinter dem Brief ständen, den sie unterschrieben haben, ist eine recht kühne Behauptung. Kann es sein, dass ich deshalb die Blogkultur in großen Teilen so nervig finden: Weil ein Autor da einfach Sachen in die Welt setzen kann, über deren Wahrheitsgehalt er keine Rechenschaft ablegen muss? Ist doch nur ein Blog, zahlt doch keiner für, alles für umme… nichts für ungut!
Ach Jörn, das artet jetzt aber doch auch arg zum fruchtlosen Zwiegespräch aus. Was Ihre „letzte Anmerkung“ angeht: Sie machen genau das, was Sie mir völlig unberechtigt vorwerfen. Was macht Sie so sicher, daß meine Aussage nur eine „kühne Behauptung“ sei? Vermutlich arbeiten Sie halt so und können sich nicht vorstellen, andere arbeiteten anders.
Ich stütze meine Aussage auf persönliches Wissen, das könnte uns hier nur weiterhelfen, wenn Sie mich kennen würden, aber es gibt auch Fundstücke wie dieses: http://netzpolitik.org/2012/offener-brief-von-51-tatort-autoren-an-die-netzgemeinde/#comment-455341
Da kann man deutlich etwas lesen von einem, der zwar unterschrieben hat, aber nicht hinter dem Brief steht. Ich halte den Verfasser trotz seines anonymen Kommentars für authentisch. Sie nicht? Haben Sie noch nie einen „offenen Brief“ bekommen mit der Aufforderung, den zu unterschreiben? Und last but not least: Sie wissen, daß es weitaus mehr als 51 Tatort-Autoren gibt? Es teilen also längst nicht alle die Meinung, die in diesem Brief vertreten wird.
na ja, aus der formulierung, dass einer der unterzeichner nicht ganz glücklich über die form des briefes ist, auf dessen nicht vorhandenen inhaltlichen rückhalt zu schließen… das ist ein bisschen wenig, oder?! und ihre andeutung zum persönlichen wissen, auf das sie ihre aussage stützen, ist auch nicht wirklich befriedigend… was meinen sie denn damit? butter bei die fische! und entschuldigen sie, das ich wieder in diese egomanische kleinschrift verfalle, es geht einfach schneller und hat nichts mit einer missachtung anderer meinungen zu tun… p.s. 1 ja, es gibt mehr tatort-autoren, aber die, die unterzeichnet haben, sind im verband deutscher drehbuchautoren organisiert – und der hat den brief ja schließlich initiiert. p. s. 2 ja, ich habe auch schon mal einen offenen brief unterschrieben, ich habe ihn vorher durchgelesen, und selbst wenn ich mit formfragen gehadert hätte, wäre mein name darunter erschienen. die form ist wichtig, aber der inhalt zählt.
@jörn: In Bezug auf kühne Behauptungen sollten Sie sich vielleicht nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Immerhin wimmeln Ihre Kommentare von eben solchen:
1. „…zeugt leider weder von Kenntnis der Werke noch von Medien-Kompetenz…“ Ganz schön anmassend! Als stünde ein Vergleich mit Groschenromanen (die ich lediglich in Bezug auf ihr künstlerisches Niveau niedriger eingestuft habe als „hochwertige Kunst und Kultur“ – weitere Negativattribute haben Sie hineininterpretiert) keinesfalls zur Debatte, wenn man Medienkompetenz besäße oder nur genug davon gesehen hätte. Das macht mich wirklich neugierig, wie Ihre Definition von „Medienkompetenz“ wohl lauten mag.
2. „…zu denen übrigens die besten Schreiber dieses Landes gehören…“ Das hat mir einen exzessiven Lachanfall beschert und lässt mich wiederum an Ihrer Medienkompetenz zweifeln. Wie Marcel Reich-Ranicki das wohl aufnehmen würde?
3. „…sondern von ganz anderen Motiven befeuert wird.“ Jetzt setzen Sie einfach eine Sache in die Welt, für die Sie keinerlei Belege anführen können. Oder ist das hier Ihr „Coming-Out“ als Telepath?
Um den von Ihnen so strapazierten Wahrheitsgehalt, den Sie ja bei den hier mitdiskutierenden Bloggern so dreist in Abrede stellen, ist es also bei Ihnen selbst nicht allzugut bestellt.
Wenn wir hier allerdings nur Vermutungen äußern:
Ich vermute, daß Sie ein handwerkelnder Drehbuchautor fürs Fernsehen sind oder vielleicht mal einer werden woll(t)en. Darauf deutet auch Ihr Gebrauch des Begriffs „Kollegen“ hin. Es könnte außerdem der Grund sein, warum Sie nicht unter Ihrem vollen Namen posten wollen, wie es viele hier tun. Dafür nehmen Sie natürlich Ihr Recht auf Anonymität im Netz in Anspruch, während Sie andererseits ein glühender Verfechter der Vorratsdatenspeicherung sind, damit bloss jeder Halbwüchsige und jede Hausfrau mit aberwitzigen Geldforderungen abgemahnt werden können, die sich jemals einen Beitrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens aus dem Netz runtergeladen haben (wozu sie durch ihre GEZ-Zwangsabgabe eigentlich ohnehin berechtigt sein sollten). Vielleicht sind Sie aber auch nur einer der zahl- und namenlosen Schergen der Contentmafia. Alles nur Vermutungen – aber das hier ist ja nur ein Blog, da ist das wohl so üblich, oder nicht?
Unterm Strich bleibt nur der traurige Eindruck eines Terriers, der nicht aufhören kann, jedem Stöckchen hinterherzujagen, das hier geworfen wird. Ich für meinen Teil habe jetzt keine Lust mehr, Stöckchen zu werfen – schon gar nicht für den Hund anderer Leute.
@wilhelm köhler: mannomann, da ist aber einer geladen… ich bin sehr beeindruckt, wie man sich über derlei fragen auf eine so zaubrische art echauffieren (und, im übrigen, decouvrieren) kann. da sie ja keine stöckchen mehr werfen wollen und in jedem, der ihnen die sachkenntnis abspricht, entweder ein mafiamitglied oder abgesandten des überwachungsstaates sehen (dieser argumentative schlenker, den sie da in ihre tobenden ausführungen reingewurschtelt haben, ist übrigens von einer geradezu hanebüchenen brillanz!), da sie sich zudem in ihrem wahngebäude aus verschwörungstheorien und überheblichkeitsgeschwurbel eingemauert haben, scheint es mir an der zeit, ihnen frohe ostern und ein fürderhin etwas entspannteres leben zu wünschen, denken sie mehr an ihren blutdruck und weniger and all die bösen schergen und staatlichen zwangsabgreifer, in diesem sinne: gut is!