… nur hier herrscht großes Schweigen im Wald. Ich glaube es nicht. Tim, hat es Dir die Sprache verschlagen? Auch ich habe mich auf meinem Blog bereits dazu geäußert, möchte aber hier die Diskussion darüber entfachen. Deshalb einige (vorläufige) Thesen zu Chrome:
1. Chrome ist ein „moderner“ Browser wie viele andere auch, der mehr kann als nur Webseiten darstellen. Chrome ist vielmehr eine Software zur Verarbeitung von in Webseiten enthaltenen Applikationen – und damit ein weiterer Schritt zu einem webbasierten „Betriebssystem“ …
2. Chrome zeigt damit, dass das Zeitalter der verschiedenen (PC-) Betriebssysteme sich langsam dem Ende zuneigt, das OS jedenfalls kein marktrelevantes „Differenzierungsmerkmal“ mehr darstellt.
3. Chrome zeigt (einmal mehr), dass Google keine Design-Company, nicht einmal design-orientiert ist und niemals einen Design-Preis gewinnen wird, sondern ein immer noch technologiegetriebenes Software-Unternehmen darstellt.
4. Chrome zeigt auch, dass Google weder die Welt- noch die Webherrschaft zu übernehmen droht, sondern den Wettbewerb im Web befördert: Die Nutzer haben die Wahl.
5. Chrome liefert das „Blueprint“ für das Web-Interface von „Android“, Googles offenes Betriebssystem für mobile Endgeräte, wird also für noch mehr Wettbewerb im „Mobilen Web“ sorgen.
Jeder redet von Chrome, aber keiner hat bemerkt, dass Chrome keine Toolbars unterstützt. Man kann keine Leisten in diesem Browser installieren auch nicht die von Google. Damit gibt es keine PR Anzeige im Browser.
natürlich hat ossi recht, dass chrome einen schritt tut in richtung auf das, was er „abschaffung der betriebssysteme“ nennst.
natürlich fordert chrome nicht den microsoft explorer, sondern windows heraus. aber was ist daran neu?
bemerkenswert ist nur, wie es google mal wieder geschafft hat, diesen hype ohne klassische pr zu erzeugen: durch einen „controled leak“ gegenüber der blogosphere.
die story beschreibt olaf kolbrück hier ausführlich:
http://off-the-record.de/2008/09/02/elegante-pr-fuer-den-google-browser-chrome/.
und die einschätzung dazu gibts hier:
http://www.vibrio.eu/blog/?p=96
Ja, mir hat es die Sprache verschlagen. Ich habe natürlich gleich Chrome runtergeladen, ausprobiert – und wieder runtergeschmissen. Irgendwie kam ich mir vor wie bei Netscape 1.0: Das Ding kann ja gar nix! Und sieht außerdem stinklangweilig aus. Ist ja fast so schlimm wie Apples „Safari“-Browser.
Ich kann eigentlich gar keinen Sinn in der Entscheidung von Google sehen, einen halbgaren und ästhetisch unausgegorenen Browser auf den Markt zu bringen – außer, um Microsoft zu ärgern.
In dem Zusammenhang ist das Timing interesssant, nämlich nur Stunden, nachdem Redmond Google ciao.com vor der Nase weggeschnappt hat und damit zum Angriff auf Googles Vorherrschaft im Such-Geschäft geblasen hat. Es geht Microsoft offenbar darum, Google in der Relevanz der Suchergebnisse zu übertrumpfen. Google kann bekanntlich alles, aber sonst nichts. Microsoft will ganz klar die Suchmaschine für die Online-Shopper werden: Mit Hilfe von Ciao hofft Microsoft, Kaufwillige schneller in die richtigen Internet-Läden zu bringen.
Google verfolgt schon lange eine Politik der Nadelstiche gegen Microsoft. Chrome könnte wieder so eine kleine, gemeine Spitze sein.
Chrome ist da, und das ist auch gut so. Was nun dingend erforderlich ist, ist doch eine sachliche Diskussion des Konzeptes: Bringt uns der G-Browser weiter, oder nicht?
Tims Vermutung, dass Chrome nicht mehr bietet als „Netscape 1.0“ kann ich nun wirklich nicht folgen. Schon mal was von JavaScript und den darauf aufsetzenden Web-Applikationen gehört?
Das User-Interface mag minimalistisch sein (von der Ästhetik des Designs, ganz zu schweigen), aber, was sich „unter der Haube“ tut, ist das eigentlich bemerkenswerte. Und was Google damit anfängt, bzw. auch nicht anfängt, und sich damit sogar vom Wettbewerb wohltuend unterscheidet, hat Johnny auf „Spreeblick“ sehr gut und sachlich dargestellt. Ein guter, lohnender und lesenswerter Artikel!
Read, on: http://www.spreeblick.com/2008/09/04/wir-sind-bild-the-chrome-conspiracy/
Doch Herr Urchs, Google macht sich anheischig, das Microsoft des Web zu werden. Anders als Microsoft geht es Google nicht darum, den Desktop zu monopolisieren, um möglichst viel Profit aus den eigenen Produkten zu schlagen, sondern möglichst vielen Surfern die Werbung ihrer Kunden möglichst interessensgenau unter die Nase zu reiben. Um weiter zu wachsen, braucht Google deshalb immer mehr Informationen über immer mehr Internetnutzer. Dazu dienen die Produkte und die Datensammelleidenschaft, die mir zunehmend unheimlich wird.