Ich vermute einmal, es ist ein offenes Geheimnis, dass die Zahl von Abgängern von Eliteinternaten bei Hermes-Boten relativ gering ist. Ich wage sogar zu behaupten, dass die Zahl der Analphabeten bei Hermes überdurchschnittlich hoch ist. (Ich meine nicht den Juristinnen und Juristen Ausstatter in Paris, sondern den Paketdienst.)
Bei all den Logistigdienstleistern, wie DHL, GLS, DPD, UPS und wie sie auch immer heißen mögen, ist es eigentlich die Regel, dass die Pakete ein paar Tage später ankommen. Nur bei Hermes ist das immer so eine Sache. Hat man sich bei Ebay irgendetwas tolles, ganz billig „geschossen“ und denkt der Adrenalin-Spiegel könne nach der Bieterschlacht kaum noch höher steigen, weit gefehlt, das grosse Zittern beginnt erst, wenn einem der Verkäufer eine Hermes-Tracking-Nummer geschickt hat – Au weia. Hermes!
Ich will jetzt nicht kleinlich sein, die Taktik, dass man Pakete an eine Privatperson – sollte man diese nicht antreffen – auch einer Privatperson (Nachbar) aushändigt und Pakete an einen Laden, beim Nachbarladen, will ich nicht voraussetzen. Ich habe als Ladenbesitzer, da einige Geschichten von Königskindern, die sich nicht finden konnten parat. Merke: Läden haben tagsüber geöffnet, wenn der Werktätige arbeitet …
Aber ich wollte ja nicht kleinlich sein. Also eine Schulung für Götterboten könnte wie folgt aussehen und eine Leistungssteigerung von mindestens 80% bewirken:
- Es gibt Karten, auf denen die Strassennamen verzeichnet sind.
- Häuser sind grundsätzlich durchnummeriert (kleine blaue Schilder)
- Es gibt bei Hausnummern auch alphanumerische Kombinationen (Bsp. 3a, 6b)
- Es gibt sogenannte Hinterhäuser (vgl.3.)
- Jeder Anwohner hat einen Briefkasten, in den kann man Benachrichtigungen werfen.
- Auf Schaufenstern kann man oft die Namen der Geschäfte lesen
- Man kann über Treppen auch die oberen Geschosse erreichen
Ach, lasst es gut sein und ruft wie immer bei mir an, und fragt mich, wo ich denn eigentlich wohne … ist immer nett und persönlich der Service – und ignoriert meinen 1m gross geschriebenen Namen auf dem Schaufenster.
Aber ich vermute mal, dass die armen Hermesboten – die ich hier gerade „bäsche“, wie der Lateiner sagt – nur deshalb so überdurchschnittlich inkompetent und unmotiviert sind, weil sie noch weniger als ein indisches Kind in der Textilindustrie verdienen – wie kann man sich sonst ein solches Preisdumping erklären. Hermes ist irgendwie der KiK unter den Logistikern.
Was sie aber drauf haben, ist Twittern, das können sie! Die normale Hotline ist kostenpflichtig – FÜR BESCHWERDEN???!!! und E-Mails werden ignoriert, aber der Twitterservice ist legendär.
Nachdem ich jetzt über eine Woche auf ein Paket, welches eine Strecke von 30 km zurückzulegen hat, gewartet habe, twitterte ich dann mal an @hermesDE, die haben innerhalb von Minuten geantwort und mich gebeten eine E-Mail an: twitter@hermes-europe.de zu senden und zack kam gleich die Antwort: Das Logistikzentrum in Augsburg wurde komplett aufgelöst – mit denen arbeitet man gar nicht mehr zusammen – (klar, kann schon mal vorkommen) und mein Packerl ist dummerweise genau da hängengeblieben, aber, versicherte man mir, es ist bald auf dem Weg.
Ein Tag später über Twitter: „@schundroman deine sendung ist auf dem weg zu dir heute, sorry für die verspätung ^n“ schrieb mir Natascha, wie ich dem Kürzel ^n entnehmen konnte. Ich weiss Dank des Bildes im Twitterprofil auch wie sie aussieht, sehr sympathisch, meine Götterbotin.
Jetzt muss ich nur noch hoffen, dass der Zusteller, meine Strasse, mein Haus und meine Klingel findet, dann wird alles gut.
Meine neuen Visitenkarten von Vistaprint liegen seit 14 Tagen beim Nachbarn in Erdgeschoss. Er selbst fährt irgendwo Ski. Und ich habe Extraporto bezahlt, damit die Dinger schneller da sind. Möge der Fluch der Götter den Boten treffen!