Humppakäräjät – Da tanzt die Nadel in der Rille Polka
Humppa humppa tätäräää. Ich hab es getan! Ich habe sie beim Abendessen aufgelegt. Und mir ist glatt die Salami vom Brot gerutscht. Da rockt der
Ähnlich wie ich in der Reihe „Literarisches Quintett“ in loser Folge in Kurzbesprechungen Bücher aus meiner Bibliothek vorstelle will ich ab heute ab und an in der „Plattenkiste“ einige Schallplatten und wenn es nicht anders geht auch CDs oder gar Platten, die ich als HD-Files besitze, vorstellen. Sie ergänzen die ausführlichen Besprechungen, die es nach wie vor geben soll. Die Kurzvorstellungen, die ich immer in handliche 5er-Pakete zusammenfasse, sind Beifang aus unterschiedlichen Postings und Sammelbesprechungen. Ich will auch gar keine Themenstrukturen bilden. Es sind kleine Handarbeiten, Anspiel-Tipps, nicht mehr und nicht weniger. Das gute alte Vinyl wird die Regel sein, was einfach daran liegt, das die Schallplatte bei mir immer noch die Regel ist. Auf CDs weiche ich nur aus, wenn es etwas nicht auf Vinyl oder in HD-Qualität gibt. Streaming gibt es bei mir nicht. Ich bin und bleibe ein Freund von Rille und Papier.
„Progressive Rock“ nannte man das 1978, in dem Jahr, als die Hamburger Band Novalis diese Platte unter dem Titel „Vielleicht Bist Du Ein Clown?“ herauspresste. Also so richtig „progressiv“ fand ich das nie. Eher so eine Mischung aus Mainstream und Easy Listening Rock. Aber ohne Versmaß. Kaufhausmusik für junge Deutschlehrer. Da ich durchaus nichts gegen junge Deutschlehrer habe, ist’s trotzdem eine Empfehlung wert. Und das Cover macht eh die Haare schön.
Ich sammle auch Singles. Alte Singles aus meiner Zeit als Single. Und etwas Singleigeres als diese Platte gibt es wohl nicht: „Je t’aime moi non plus“. Natürlich die Version mit Jane Birkin und Serge Gainsbourg. Nicht die dicklippige Bardot. Die Platte war der Hit auf den Partys unserer Schulzeit. „Satisfaction“ war zum Abtanzen und „Je t’aime“ zum Abfummeln. In der DDR nannte man das wohl „Stehtanz“. In den Köpfen spielte sich überall das Gleiche ab. Innen unterschieden sich West- und Osthosen ja nicht.
Tataa. Nein: doiingg doiingg. Dies hier ist ein klassisches Konzert für Maultrommel, also mit der „Judenharfe“, wie der Engländer zu sagen pflegt. Wir haben die Maultrommel schon zu Schulzeiten fleissig gespielt. Bei den Turkvölkern ist sie aus der Volksmusik gar nicht wegzudenken und auch in Deutschland spielte sie bis um etwa 1800 herum in der Volksmusik als „Brummeisen“ eine große Rolle. Nur im Barock fand dieses Instrument des kleinen Mannes aber die Hochachtung, die ihr gebührt. Johann Georg Albrechtsberger schrieb mehrere Konzerte eigens für die Maultrommel.
Ein feines antistalinistisches Sonntagskonzert. Antistalinistisch? Ei freilich: Stalin hat die Maultrommel als reaktionäres Bauerninstrument verboten. Dummkopf aber auch.
Mit dem „City of New Orleans“ bin ich in den späten achtziger Jahren von Chicago runter nach New Orleans gefahren. Dann weiter mit dem Zug über El Paso nach L.A. Im Ohr immer diesen Song: „Riding on the City of New Orleans, Illinois Central, Monday morning rail. 15 cars and 15 restless riders, 3 conductors and 25 sacks of mail. … Good morning, America, how are you? Say don’t you know me, I’m your native son …“ Amerika, du warst immer unser Traum, unser Traum von Freiheit und unser Albtraum, im Guten, wie im Schlechten. Wenn ich an den Orangenkopf denke, der sich anschickt wieder Präsident zu werden, dann möchte ich verzweifeln. Mögen die Zeiten wieder besser werden. Mit Arlo und mit Woody sowieso.
„Du spieltest Cello…“ Nein, das ist nicht Udo Lindenberg. Hier dreht sich Charlie Chaplin mit seinem Stöckchen auf dem Plattenteller. Und die Platte heißt „Oh that Cello“. Ein ebenso seltene wie wunderhübsche Platte. Zu hören sind 11 Stücke, die der Meister komponiert hat, darunter natürlich auch Limelight. Das Cello spielt Thomas Beckmann, den Flügel Johannes Cernota, es träumt zu „Coffee and Cakes“ – na ich natürlich. Smile …
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Illustrationen © Michael Kausch
Humppa humppa tätäräää. Ich hab es getan! Ich habe sie beim Abendessen aufgelegt. Und mir ist glatt die Salami vom Brot gerutscht. Da rockt der
Kopfreisen sind im Corona-Jahr ja schwer angesagt. Mulo Francel, der Kopf hinter der Weltmusikgruppe Quadro Nuevo, ist mir ein willkommener Reiseführer für einen solchen Trip.
Oh ich war ja immer hin- und hergerissen, wenn ich Lang Lang hörte. Stets hegte ich heftigen Kitsch-Verdacht und sein Manierismus an den Tasten war
Czyslansky ist das Blog von Michael Kausch. Hier schreibt er privat über alles, was ihn interessiert: Literatur, Hifi, Musik, Reisen, Fotografie, Politik und Digitalkultur.
Beruflich ist er als Kommunikationsexperte spezialisiert auf strategische und konzeptionelle Unternehmensberatung und Coaching im Bereich integrierter Unternehmens- und Marketingkommunikation, Markenkommunikation, Reputationsmanagement, Krisen-PR, strategisches Social Media Marketing, Inbound Marketing und vertriebsorientierte Öffentlichkeitsarbeit.
3 Antworten
Well done, Mick, Weiter so,
Das macht mich kolossal neugierig und ich freue mich jetzt schon auf Wiederentdeckungen alter Bekannter und auf Neues.
Ich beantrage Extra-Zeit zum Abhören all Deiner Tipps, die, wenn sie, wie ich vermute, so gut wie die der Bücher sind, enorm viel Spannendes/Interessantes/Kurioses auf die Ohren bringen werden.
Es fängt heute damit an, dass ich dringend mal wieder Novalis hören müsste. Und dann wäre da noch die Erinnerungt, dass Jane Birkins und Serge Gainsbourgs „Je t’aime moi non plus“ in meiner Kindheit zur Liste „verbotener Songs“ in unserem Elternhaus gehörte, also in diesem Fall „Schweinkram“, der nicht gespielt/gehört wurde und von mir erst Jahre nach Veröffentlichung entdeckt wurde, als ich Teenager war. Aber da war das immer noch „Schweinkram“, wenn ich es denn mal auf dem Cassettenrekorder absichtlich und besonders laut abspielte. Wenn ich es jetzt mal eher zufällig höre, finde ich es fast schon langweilig und nervig.
Ich bin über Facebook auf diese Seite aufmerksam geworden. Manchmal ist es eben gut, wenn man sich vermeintlich gegen Regeln verhält, gerügt wird, sich verteidigt, um dann rehabilitiert zu werden. Ohne diesen Disput wäre ich nie auf diese Seite gestossen. Natürlich habe ich mich noch nicht eingehend eingelesen. Ich habe nur etwas an den Markierungen geschnuppert. Aber da ist mir natürlich der Vivaldi mit den Originalinstrumenten wieder begegnet und auch der Herr Albrechtsberger mit den Maultrommelkonzerten ist mir über den Weg gelaufen. Ich habe gewusst, dass es das gibt, aber dass es eine Platte davon gibt, das habe ich nicht mitbekommen. Und natürlich werde ich als Klassikliebhaber mich jetzt etwas intensiver damit auseinander setzen. Und wer weiss, vielleicht hat der oben erwähnte Zwist zur Folge, dass meine Musiksammlung erweitert wird. Wenn nicht auf Vinyl, dann halt als CD, denn schliesslich geht es mir um die Musik, welcher der vermeintliche Heinrich Heine anhören kann.
Lieber Rolf Meier, dann wünsche ich viel Spaß, nicht nur beim Wühlen in meiner Plattenkiste. ;-). Man hört und liest sich. Über die Zahlenleiste unten auf den Übersichtsseiten kommt man auch auf zahlreiche ältere Beiträge.