Manchmal ist Stagnation eine gute Nachricht: Zum Beispiel wenn die IT-Budgets in EMEA nicht um acht Prozent wie im Vorjahr fallen, sondern sich laut Gartner für 2010 bei 1,3 Prozent einpendeln. Damit nicht genug der guten Botschaften, die Gartneranalysten schieben nach, dass die CIOs trotz des niedrigen Budget-Niveaus – es entspricht in etwa dem des Jahres 2005 – recht gut klarkommen werden. Den Grund dafür sieht Gartner in einer Verschiebung des Einkaufsmodells: Der IT-Markt befindet sich demnach im Übergang von einem IT-Investment-Modell zu einem IT-Gebrauchs-Modell. Der im Budgetzusammenhang wichtige Unterschied liegt im Bezahlen. Während der Anwender beim Investmentmodell vor (teilweise Jahre) der Nutzung der IT-Funktionen investieren muss, um Hardware, Software etc. zu kaufen, zahlt er im Gebrauchsmodell erst dann, wenn er die IT nutzen kann und nur soviel wie er braucht. Klingt gut und hört sich preiswerter an. Aber gibt es Beispiele? Ja – Callcenter, Desktop-Services, Software as a Service, Speicher und Rechnerkapazität, kann man im neuen Modell erwerben. Noch weisen nicht alle den für die Enterprise-IT notwendigen Reifegrad auf, die angebotenen Service Levels reichen etlichen Unternehmen noch nicht aus. Aber der Trend zum Gebrauchsmodell ist unverkennbar da und wird sich in den kommenden Jahren verstärken.
Nur – werden sich jetzt die CIOs fragen, die in den vergangenen Jahren schon ein paar Euro investiert haben – wie komme ich jetzt in den Genuss des IT-Gebrauchs-Modells? Geht das nur über den Zwischenweg Outsourcing, um die Legacy-Systeme loszuwerden? Oder muss das Gebrauchsmodell sukzessive eingeführt werden? Gleichgültig, für welchen Weg sich der CIO entscheidet, er sollte bald mit seinen Planungen beginnen. Eine Vorgehensweise scheint hier sinnvoll, die von außen nach innen führt, bei den peripheren Systemen der Enterprise IT beginnt und sich erst später um die differenzierenden IT-Lösungen kümmert. Für E-Mail, Collaboration-Tools und Office-Anwendungen könnte es also bald schon wie bei HR- und Finanzbuchhaltung immer öfter heißen: Benutzen ja, besitzen nein danke.
Ob dieser Trend den CIO aber bereits heute Geld spart, und sie deshalb schon in 2010 weniger Druck auf ihren Budgets spüren, ist leider zu bezweifeln. Attraktive Preise werden sich erst einstellen, wenn mehr Anbieter miteinander konkurrieren und die Anwender Managed Services, Hosting und Cloud-Angebote in größerem Rahmen annehmen. Das wird sicher bald geschehen, aber es dauert noch länger als zwölf Monate, bevor es die Budgets wirklich entlastet
Das Zauberwort heißt „Cloud“. Was auch immer jeder darunter verstehen mag, aber der Trend ist klar: Nicht mehr alles selber machen, außer Haus geben, pay-per-use, IT as a service, etc.
Der Wettbewerb ist theoretisch riesig, denn Software und Services sind ideal für solche Formen von Externalisierung geeignet. Eigentlich müsste schon jeder auf den Zug aufgesprungen sein, und nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage müssten die Preise für Cloud-Leistungen schon längst im Keller sein. Sind sie aber nicht. Warum?
Weil die meisten Cloud-Anbieter es bislang meisterhaft verstanden haben, ihre Kunden als Geißeln in ihren Cloud-Silos gefangen zu halten. Wer sich einmal für Amazon Web Services, für IBM Smart Business Services, Microsoft Azure oder Siemens Brite IT entschieden hat, kommt da so schnell nicht mehr raus, falls sich mal was Besseres findet. Und von echter Interoperabilität zwischen verscheidenen Cloud-Providern sind wir noch meilenweit entfernt. W
Das liegt unter anderem an ungenügendem oder fehlendem Identity Management. Und lass mich gar nicht erst anfangen, über „Compliance in the Cloud“ zu reden, sonst werd ich noch ganz narrisch. Nur so viel: Wer nicht jederzeit genau sagen kann, wo seine Daten sind, wird über Kurz oder Lang vermutlich richtig Ärger mit der EU-Datenschutzrichtlinie bekommen, die das Übertragen vor allem personenbezogener Daten in „Drittländer“ wie zum Beispiel die USA strikt untersagt. Wir sollten Fernsehspots schalten, so wie in Amerika die Jugendschutzorganisationen: „It’s ten o’clock – do you know where your data are?“
Echten Wettbewerb – und damit eine Kostenentlastung für die Unternehmens-IT – werden wir erst erleben, wenn die Cloud-Anbieter aufmachen und der Kunde sich seine eigene Wolke nach Herzenslust zusammenkombinieren kann. Aber die Aussichten darauf sind so schlecht wie das Wetter in München. Wir haben zwar jede Menge Wolken, aber die falschen!