Familienidylle zum Gruseln: Werbung für den „Pocketfinder“ im US-Fernsehen
Im amerikanischen Fernsehen kommt abends manchmal gegen 22 Uhr ein kleiner Werbefilm, der sich an Eltern von Jugendlichen richtet und in dem ein Ansager mit besorgter Stimme fragt: „Es ist zehn Uhr abends – wissen Sie eigentlich, wo Ihre Kinder sind?“ In Zukunft werden Mutti oder Vati lächelnd antworten: „Ja, und zwar bis auf neun Meter genau!“
Das heißt, natürlich nur, wenn sie vorher 130 Dollar in den Kauf des „Pocketfinder“ einer Firma namens Location Based Technologies Inc. (LBT) investiert haben. Das kleine Gerät besteht aus einem winzigen GPS-Navigationssender, der in einem runden wasserdichten Plastikgehäuse eingebettet ist und das laufend die Position des Trägers nach oben zum Satelliten funkt, der es an einen Webserver am Boden überträgt. Wer über einen entsprechenden Zugang verfügt, kann per Internet nachsehen, wo sich das Gerät (und damit vermutlich auch dessen Besitzer) gerade befindet.
LBT hat bislang ähnliche Geräte vor allem an Besitzer von Haustieren wie Hunde und Katzen vermarktet. Das für den Humanbereich vorgesehene Exemplar ist mit einigen zusätzlichen technischen Rafinessen ausgestattet, die es dem Besitzer zum Beispiel erlauben, so genannte „Safety Zones“ (beziehungsweise, umgekehrt, „Danger Zones“) zu definieren. Sollte sich der Nachwuchs in eine solche Gefahrenzone begeben, schrillt gleich ein Alarm. Das Frühwarnsystem benachrichtigt auch, wenn sich Gerät und Träger zu schnell fortbewegen, beispielsweise, wenn Sohnemann Papis Auto ausgeborgt hat und damit auf der Autobahn ein Tempolimit mißachtet.
Es wird vermutlich nicht allzu lange dauern, bis mißtrauische Ehefrauen dahinter kommen, dass ein Pocketfinder viel billiger ist als ein Privatdetektiv: Einfach das unscheinbare Teil in der Aktentasche des Gatten verstecken oder ins Futter seiner Jacke einnähen, und schon weiß sie, ob er tatsächlich noch spätabends im Büro sitzt oder vielleicht doch in der Babalu-Bar.
Schöne, neue Welt…
Am heftigsten fand ich die Überlegung, dass man sogar mitkriegt, wenn die Kinder Geschwindigkeitsgebote übertreten…
Warum aber werde ich das Gefühl nicht los, dass ich solche Dinger doch kaufen werde? Wo stecken übrigens grad die Kinder? Und was macht dieses runde Ding im Futter meines Mantels?
lieber svb,
das „runde ding im futter“ deines mantels ist vermutlich ein dezentes geschenk deiner frau. ein kleiner mashup trägt die daten in eine google map ein, analysiert die besuchten kneipen und reportet einmal im monat eine besuchsstatistik. über eine einfache hochrechnung kalkuliert xl dann, ob das gute haushaltsgeld wirklich nur in die üblichen tavernen geflossen ist. bei auffällig langen präsenzen in der hansastrasse gibt es freielich ganz kurzfristig einen alert und die virtuelle bratpfanne senkt sich ruckartig auf deine festplatte …