Burn-out: Warum und wen der Stress in der Arbeit krank macht – Ergebnisse einer aktuellen Umfrage

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Unter Burn-Out leiden vor allen Dingen „die Leistungsträger unserer Gesellschaft“, die Manager und Chefs, die Bosse, die sich selbstlos für uns alle aufgearbeitet haben.  Sie bedürfen der Pflege in den Privatkliniken am Starnberger See. Sie findet man auch gerne im spirituellen Klosterwochenende auf der Suche nach dem Selbst, das sie uns geopfert haben. Arme Manager!

Alles gar nicht wahr! Vom Burn-out bedroht sind vor allen Dingen die mittleren Angestellten, die Jüngeren, die noch etwas werden wollen, die enorme Ansprüche an sich selbst stellen, die selten Anerkennung und weder unten noch oben ein offenes Ohr für ihre Probleme in der Arbeit und im Leben finden.

Burn-out und  Stress entstehen weniger aus zu vielen Projekten, als aus zu wenig Anerkennung und Verständnis

Burn-out und Stress in der Arbeit sind Schreckgespenster für viele Berufstätige, denn im Berufsalltag lauern viele Ausbrenner. Dabei ist der meiste Stress im Arbeitsalltag menschlich bedingt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von InLoox, Hersteller von Projektmanagementsoftware. Demnach sind belastende Umstände wie parallel zu bearbeitende Projekte oder die berüchtigte E-Mail-Flut nicht die Hauptursachen von Stress im Beruf. Stattdessen steigert vor allem ein Mangel an Wertschätzung das subjektive Stressempfinden. Dabei gilt: Vorgesetzte sind zufriedener als Angestellte.

Arbeitszufriedenheit
Burnout-Ursache Frust am Arbeitsplatz: Die Bosse sind zufriedener, als ihre Mitarbeiter

Was sind die größten Risikofaktoren und an welchen Stellschrauben kann man drehen, um eine gesunde Work-Life-Balance zwischen erfülltem Arbeitsleben und entspannter Freizeit zu schaffen?

Dieser Frage ging InLoox in einer Umfrage Anfang 2015 nach.

Burn-outs sind kein Vorrecht der Bosse

Bei der Beurteilung von Arbeitsbelastung, Zeitdruck, erfolgreicher Konfliktlösung und dem Übergreifen von Stress in private Lebensbereiche ist die Position in der Unternehmenshierarchie der entscheidende Faktor.

Konfliktangst
Burn-out-Ursache „Konflikte essen Seele auf“

Trotz aller öffentlichen Debatten um den Burn-out vor allem bei den sogenannten „Leistungsträgern“ unserer Gesellschaft: Vorgesetzte beurteilen diese Aspekte auffallend positiver als Mitarbeiter. Offenbar kommen sie mit Stress besser zurecht.  Nahezu alle befragten Vorgesetzten bzw. Selbstständigen (98 Prozent) gaben an, ihre Arbeit als wertgeschätzt zu empfinden. Bei den Mitarbeitern war es mit rund 80 Prozent ein deutlich kleinerer Anteil. Eine Diskrepanz zeigt sich bei der Wertschätzung in monetärer Hinsicht: 85 Prozent der Vorgesetzten sind mit ihrem Gehalt zufrieden, hingegen nur rund 60 Prozent der Mitarbeiter.

Fehlende Anerkennung der Leistung ist ein großer Stress-Verursacher

Dabei ist die wahrgenommene Wertschätzung geleisteter Arbeit ein entscheidender Faktor für das subjektive Stress-Empfinden: Wer das Gefühl hat, dass die eigene Arbeit nicht geachtet wird, ist gestresster. Vor allem auf das Privatleben hat die fehlende Anerkennung negative Auswirkungen: Die große Mehrheit (80 Prozent) derjenigen, die keine Wertschätzung für ihre Arbeit erfahren, gibt an, dass ihr Beruf negative Auswirkungen auf ihr Privatleben hat. Fühlt man sich wertgeschätzt, liegt dieser Wert deutlich niedriger: rund 50 Prozent sehen negative Auswirkungen.

Selbstüberforderung
Burn-out-Ursache Selbstüberforderung

Die externe Anerkennung steht – wenig überraschend – auch in einem engen Zusammenhang mit Selbstzufriedenheit und Stolz. Vorgesetzte sind mit ihrem Erfolg in der Regel zufriedener als Mitarbeiter: Rund 70 Prozent geben an, lohnende berufliche Ziele erreicht zu haben, während nur 45 Prozent der befragten Mitarbeiter dies angeben. Eine hohe Erwartungshaltung an sich selbst ist hingegen bei den Mitarbeitern weiter verbreitet (66 Prozent) als bei den Chefs (50 Prozent). Auch bei der Beurteilung der eigenen Arbeitsleistung sind die Mitarbeiter häufiger unzufrieden: 45 Prozent gaben an, sich vor einigen Jahren noch produktiver gefühlt zu haben. Nur 30 Prozent der Vorgesetzten empfinden das so.

Wissenschaftler bestätigen die Ergebnisse der Burn-out-Studie von InLoox

Tatjana Reichert
Dr. Tatjana Reichert, Oberärztin für Psychiatrie und Psychotherapie am Centrum für Disease Management (CFDM) der Technischen Universität München

Dr. Tatjana Reichhart, Oberärztin für Psychiatrie und Psychotherapie am Centrum für Disease Management (CFDM) der Technischen Universität München, erklärt die Ergebnisse zum Burn-out unterhalb der Chef-Etage auf Basis der Befunde ihrer wissenschaftlichen Studien:

„Die Erkenntnis, dass Vorgesetzte im Allgemeinen beruflich zufriedener sind und weniger Stress empfinden, findet sich auch in einigen anderen wissenschaftlichen Studien und lässt sich anhand dreier Faktoren erklären. Zum einen haben Führungskräfte mehr Handlungsspielraum und sind weniger abhängig von der Wertschätzung Vorgesetzter. Mangelnde Wertschätzung ist mit einem erhöhten Risiko für Burnout bzw. psychische Belastungen assoziiert, wie ja auch die vorliegende Umfrage deutlich zeigt. Des Weiteren sind Führungskräfte tendenziell älter und haben mehr Berufserfahrung. Diese beiden Merkmale sind mit einem niedrigeren Burnout-Risiko assoziiert, sie scheinen für Gelassenheit zu sorgen. Ein weiterer Grund für das geringere Stressempfinden bei Vorgesetzten kann sein, dass sie eben bereits Führungskräfte sind und nicht den Druck verspüren, sich für den nächsten Karriereschritt ‚verausgaben‘ zu müssen. Die Befunde  bedeuten  jedoch nicht, dass Führungskräfte generell kein Risiko hätten, psychisch krank zu werden bzw. ein Burn-out zu bekommen. Gerade Führungskräfte in ‚Sandwich-Positionen‘ können stark belastet sein.“

Burn-out-Risiko vor allem bei jüngeren Angestellten mit Aufstiegsambitionen

Ganz offenbar droht vor allem jüngeren Angestellten, die noch aufsteigen wollen, der Burn-out: Sie stehen von außen und von innen unter Druck, fühlen sich und ihre Leistung häufig nicht gewürdigt und zweifeln an sich selbst.

Zeitdruck
Burn-out-Überraschung? Angestellte fühlen sich öfter unter Zeitdruck, als ihre Chefs
Andreas Tremel
Dr. Andreas Tremel, Geschäftsführer der InLoox GmbH

Weniger volle Terminkalender und zu viele Post-It-Zettel auf dem Schreibtisch sind das Problem, als mangelnde Anerkennung – durch Vorgesetzte und durch sich selbst. Dr. Andreas Tremel, Geschäftsführer von InLoox, resümiert:

„Die Untersuchung zeigt, dass es das Gefühl der Selbstbestimmtheit und der Anerkennung ist, das selbst hohe berufliche Anforderungen erträglich macht und Stress vorbeugt. Das ist ein deutliches Signal für Manager und Teamleiter: Die menschliche Komponente ist ganz entscheidend, wenn man gute Mitarbeiter halten will. Aber auch die Mitarbeiter selbst sollten sich nicht schämen, eine Bestätigung ihrer guten Arbeit zu verlangen.“

Die wahren Burn-out-Opfer stehen in der Hierarchie nicht oben

Mich hat es überrascht: die wahren Burn-out-Opfer sind nicht auf der Chefetage zu finden: es sind die Angestellten aus den mittleren Etagen, die Wanderer zwischen unten und oben. Vielleicht nennen es die Kassenärzte der Angestellten nicht immer Burn-out. Vielleicht attestiert man den Mitarbeitern mitten in unseren Büros lieber „psychische Probleme„, wenn sie nicht mehr können. Vielleicht ist das gesellschaftlich durchaus positiv sanktionierte Burn-out nur den Bossen vorbehalten: die da oben haben sich überarbeitet und für uns alle aufgeopfert. Die in der Mitte waren einfach nicht gut genug.

Was können und müssen die da oben also tun?

  • Die Arbeit ihrer Mitarbeiter anerkennen.
  • Den Druck auch mal rausnehmen.
  • Konflikte ansprechen.
  • Und akzeptieren, dass der Burn-out nicht das zweifelhafte Privileg der Chefetage ist.

Die komplette Studie steht bei InLoox zum Download bereit.

 

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