Cyzslanskys Tante
Die Cyzlansky-Forschung steckt bekanntlich noch in den Kinderschuhen. Wir wissen noch viel zu wenig über diesen genialen Kosmopoliten und Vordenker des digitalen Zeitgeistes. Doch schon erste, zaghafte Spatenstiche in der Krume der den Czyslansky-Mythos überdeckenden Bodenschichten fördern geradezu erstaunliche Erkenntnisse zutage.
So sind im Nachlass von Arthur B. Rostenheimer, einem Nachbarn der Familie von Hermann und Pauline Einstein, den Eltern von Albert Einstein, kürzlich Briefe an dessen Oheim in Moses Lake im US-Bundesstaat Washington aufgetaucht die belegen, dass eine gewisse Hindel Cislanski oder Czyslansky ungefähr um 1886 als Hausangestellte und später als Haushälterin im Anwesen der Familie im Hinterhof der Adlzreiterstraße 14 (heute: Lindwurmstraße 127) in München-Sendling beschäftigt gewesen ist.
Rostenheimer erinnert sich in einem Brief an „Tante Hindels legendären Satz, den sie, wie Ihr, lieber Oheim, sicher noch wißt, am Tage stets zu wiederholen pflegte, wenn der junge Einstein wieder einmal von seinem Vater beim Kirschenklauen oder einem der anderen Streiche erwischt wurde, zu denen ihn sein unbändiger jugendliche Übermuth hinriß: ‚Ach, gnädiger Herr, der kleine Farstinkener hat doch nichts Schlimmes getan. Ist doch alles relativ!’“
Czyslansky- und Einsteinforscher müssen bei diesen Worten aufhorchen! Liegt hier womöglich der Schlüssel zu jenen revolutionären Durchbrüchen in der physikalischen Theorie, die als „spezielle“ sowie als „allgemeine Relativitätstheorie“ in die Analen der Wissenschaft eingegangen sind? Vergessen wir nicht: Etwa zu dieser Zeit entdeckte Sigmund Freud in Wien, also unweit von München, das menschliche Unterbewusstsein. Ist es möglich, dass sich die weisen Worte von Tante Hindel auch beim jungen Albert in selbiges unauslöschbar eingegraben haben könnten und ihn später, als er bereits als prekärer Experte 3. Klasse beim Schweizer Patentamt in Bern arbeitete, zu den kühnen Geistessprüngen des „Annus mirabilis“ von 1905 inspirierten, die Carl Friedrich von Weizsäcker einmal als eine „Explosion von Genie“ rühmte?
Wie wir ebenfalls aus dem Rostenheimer’schen Briefwechsel erfahren, war der Neffe nämlicher Hindel Czyslanskys, ein unscheinbarer Knabe von schütterer Gestalt und damals bereits wirrer Haarmähne, gelegentlicher Gast im Küchentrakt des Anwesens der Fabrikantenfamilie Einstein. Es ist die Rede davon, dass ihm seine Tante heimlich Essensreste vom Tisch der Herrschaft zusteckte, die dieser gierig verschlang.
Ansonsten scheint der junge Mann aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben, denn Rostenheim erwähnt nicht einmal seinen Vornamen.
Dennoch muss bei jedem seriösen Cyzslansky-Forscher an dieser Stelle ein Alarmsignal ertönen! Handelt es sich bei dem namen- und gesichtslosen Jüngling womöglich um den einen, den ewigen, ja, um UNSEREN Czyslansky? Darf man zu denken wagen, dass hier womöglich jener Funke übersprang, der später das hell lodernde Feuer der Erkenntnis über das Wesen und Wirken der digitalen Vernetzung entzündete.
Notabene: Die Elektrotechnische Fabrik J. Einstein & Cie war für das erste elektrische Licht auf dem Münchner Oktoberfest verantwortlich und verkabelte auch Teile des Münchner Stadtteils Schwabing. Verkabeln? Vernetzen? Für einen so großen Geist wie Cyszlanskys wäre ein solcher gedanklicher Schritt wahrlich nur ein Katzensprung!