Als wir vor sieben Jahren die Gesellschaft der Freunde Czyslanskys gegründet und damit die Tradition der kulturhistorischen Aufarbeitung der Nachlassenschaft de großen Vordenkers des Digitalen begonnen haben, gab es nur wenige gesicherte Quellen, die überhaupt die tatsächliche Existenz des großen Czyslansky belegten.
Dass es ihn gegeben haben muss, das haben inzwischen unzählige Zufallsfunde bewiesen, von denen einige auf diesen elektronischen Seiten wissenschaftlich dokumentiert sind. Was uns aber, zugegeben, gewundert hat war das Fehlen jeder Spur von romantischer Dauerverbindung Czyslanskys zu einem Mitglied des anderen Geschlechts, was innerhalb der GdFC sogar zur kurzzeitigen Bildung einer radikalen Minderheit führte, die davon ausging, Czyslansky sei in Wahrheit schwul gewesen. Das dies ein Irrglaube sein muss, bezeugen seine allerdings meist nur kurzlebigen Affären mit so prominenten Physikerinnen wie die Mathematikerin Tatjana Pawlowna Aardenne-Ehrenfest (1905-1984),
die Kernforscherin Luise Meyer-Schützmeister (1915-1981) und Bice Sechi-Zorn (1928-1984), die er an meiner alten Alma Mater, der University of Maryland kennen- und offensichtlich auch liebengelernt hat. Seine seltsame Fixierung auf Doppelnamenträgerinnen verdient es übrigens, Gegenstand einer separaten Forschungsarbeit zu werden.
Dass aus einem dieser Verbindungen Nachwuchs hervorgegangen sein soll, galt bislang als unwahrscheinlich. Czyslansky selbst erwähnte niemals etwaigen Nachwuchs, und sein unsteter Lebenswandel und häufige Umzüge, oft nur wenige Minuten vor dem Eintreffen des Gerichtsvollziehers, beziehungsweise eines wütenden Ehemanns, lassen einen solchen Fall auch äußerst unwahrscheinlich klingen.
Umso fassungsloser war der Autor deshalb, als er nun auf YouTube einen offensichtlichen Plagiator begegnen musste. Dort hat ein Mensch, der sich „Herr Czyslansky“ nennt, ein älteres Musikvideo („Oh, Willi Brandt) sowie eine Schwarzweiß-Dokumentation zum Thema „80 Jahre KZ Dachau“ online gestellt. Über seine wahre Idenität hüllt sich der dreiste Nachahmer in Schweigen.
Ich habe umgehend Protest eingelegt und dem vorgeblichen „Herrn Czyslansky“ per Kommentarfunktion folgende flammenden Zeilen ins Stammbuch geschrieben:
Wer ist der Frevler, der den Namen des großen Vordenkers des Digitalen hier ursupiert? Wir, die Gesellschaft der Freunde Czyslanskys, protestieren gegen diesen krassen Fall von Namensdiebstahl!
Ob und gegebenenfalls welche Maßnahmen, auch juristische, zu ergreifen sind, um diesem unverschämten Kopisten das Handwerk zu legen, wird im Kreise der Gesellschaft der Freunde Czyslanskys zu diskutieren sein. Eines ist klar: Wir lassen uns unseren Czyslansky, den einzigen, den wahren, nicht nehmen. Czyslansky lebt – und zwar hier!
Eine Antwort
Was macht dich da so sicher, Tim, dass da nicht jemand den Mädchennamen seiner Grossmutter angenommen hat? Alleine Ella Czyslansky (Nutten-Ella) hatte einen Haufen Bankerte in die Welt gesetzt …