Was treibt man in der Sylvesternacht, wenn einem ein Bandscheibenvorfall nachhaltig in die Horizontale zwingt? Mal gucken!
Zum Beispiel öffentlich-rechtlich: ab 20:15 Uhr mit Bata Illic und Mary Roos durch den Gerontologenstadl der ARD. Mit fliegendem Wechsel um 21:30 Uhr zum ZDF. Dort erwarten uns bereits am musikalischen Rollator Lena Valaitis und Ireen Sheer in der ZDF-Hitparade.
Oder alternativ privatwirtschaftlich:
Oliver & Oliver spielen mit Fußballern: Auf Sat1 interviewt Oliver Pocher ab 20:15 Uhr unter dem seltsamen Titel “Hit-Giganten” Alt-Paulianer Gerald Asamoah während gleichzeitig Alt-Sechz’ger Toni Polster mit Katrin Müller-Hohenstein auf der Couch von Oliver Geissen einen inneren Reichsparteitag erleben darf.
Oder liegt die Rettung doch in den Dritten?
Kleben bleiben bei den Dritten
Die dritten stehen ja zu Recht für Nachhaltigkeit und Vielfalt der teutschen Regionalkultur. So erfreut der NDR zwischen 20:15 Uhr und der Geisterstunde mit einem Double Feature des Ohnsorg-Theaters und im BR entfacht Helmut Schleich “ein wahres Feuerwerk der guten Laune” (Süddeutsche Zeitung). Und währender der bescheidene Schwabe im SWR leicht zufrieden gestellt werden kann mit “”Ein bisschen Spaß muss sein” liebt der Hesse die Wurst möglichst dick geschnitten: das HR-Programm der Superlaszive lautet “20:15 Die beliebtesten Sketche – 21:45 Die 30 lustigsten Lieder – 23:15 Die größten Schlagerhits”. Hessen ist eben das Land der lustigsten Ministerpräsidenten, der beliebtesten Rücktritte, der größten Köche.
Und der Mitteldeutsche Rundfunk zeigt einmal mehr, wie wahr die alte Honeckersche Prognose sich heute noch zeigt: “Den Sozialimus in seinem Lauf, hält weder Kohl noch Esel auf”. Der heutige Fernseh-Abend im Tal der Ahnungslosen steht selbstverständlich unter dem gleichmacherischem Titel “Spaß ist für alle da”. Vor dem MDR sind alle gleich. Wenigstens da.
Erich und die echte Angela
Vielleicht werde ich aber auch nach der “Neujahrsansprache des Bundeskanzlers Helmut Kohl zum Jahreswechsel 1985/86” einfach ausschalten. Die gibt es um 19:05 Uhr auf BR-alpha und mir gewisslich den frühen Rest.
Ach nein: es bleibt ja das gute alte Radio. Der BR verspricht ab 22:05 Uhr eine literarische Silvesterrevue unter dem schönen dem Geheimen Rath Goethe entliehenen Titel “des Lebens wirrende Beugung”. Passt irgendwie …