Nicht von Uderzo? Bitte von wem dann?
Der 35. Asterix-Band ist der erste, der nicht aus der Feder von Albert Uderzo stammt. Zwar hat der geniale Zeichner und einer der beiden Asterix-Väter, noch immer das Heft in der Hand und wacht genau über den Fortgang der Geschichten der weltberühmten Gallier. Aber in diesem Abenteuer stammt der Text erstmals von Jean-Yves Ferri. Die Zeichnungen fertigte Didier Conrad an. Eine neue Generation ist am Start.
War es ein Umbruch?
Das kann man so sagen. Die vorangegangenen Asterix-Abenteuer waren alle eher durchschnittlich, zu oft vom Zeitgeist getragen und manchmal regelrecht verzettelt. Vor allem Band 34 „Asterix und Obelix feiern Geburtstag“ war eher krude. Jetzt kehrt Asterix wieder zu den Ursprüngen zurück, er bereist ein fremdes Land: Dieses Mal Kaledonien. Mit viel Witz und Ironie handeln Ferri und Conrad die klassischen Schottenklischees ab, wie die Vorgänger Goscinny und Uderzo allerdings, ohne sich über Land und Leute lustig zu machen. So gesehen ist es eher ein „ad fontes“, das tut der Geschichte gut und macht Hoffnung, dass es in diesem Sinne weitergehen wird. Man kann darüber streiten, aber mir gefielen die Bände besser, in denen Asterix und Obelix „on the road“ sind, als die, die im gallischen Dorf spielen. Und wie üblich (was nicht negativ gemeint ist) kalauert sich die deutsche Übersetzung durch die Namen. Gerade bei den Schotten bietet es sich an: Von Mac Aphon (abgeleitet von Megaphon) bis Mac Nifizenz lauten Eigennamen, allesamt wieder Wortverballhornungen.
Wie sind Sie auf das Buch getoßen?
Der Band ist heute erschienen, für mich gehört es zur Pflicht, alle Asterix-Bände nicht nur zu lesen, sondern auch zu besitzen. Also habe ich ihn gleich heute morgen gekauft und sofort gelesen.
Ist das Sammelleidenschaft?
Ja und Nein. Am Anfang war es das nicht, da hab ich mir die Bände immer von meinem Bruder ausgeliehen, der sie schon lange vor mir alle gesammelt hatte. Später hab ich dann nachgekauft; gut erhaltene Hefte, die ich auf dem Flohmarkt für ein paar Pfennige erwerben konnte. Die fehlenden Bände haben wir uns zur Hochzeit gewünscht, statt Geschirr und Besteck… und auch bekommen. Die weiteren Neuerscheinungen haben wir immer wieder gekauft, die vorangegangenen eher der Vollständigkeit halber, nicht mehr mir der Begeisterung wie früher. Ich finde, eine Comic-Serie sollte in jedem Haushalt komplett stehen.
Und das wäre dann „Asterix“?
Zum Beispiel… Obwohl „Tim und Struppi“ auch komplett im Regal stehen, ebenso vollständig der Regional-Comic „Karl“ aus dem Rheingau und – leider mit ganz kleinen Lücken – „Die ruhmreichen Rächer“, später die „Rächer“, also die „Avengers“ in der Williams-Ausgabe von 1974 und den Folgejahren.
Wie ist denn die Story, wie das?
Vollgespickt mit „Klassikern“, vielen Running-Gags und guten alten Asterix-Traditionen – nicht wirklich genial, nicht wirklich viel Neues, aber sehr amüsant und die richtige Bettlektüre ist es allemal. Mehr zu verraten wäre unfair. Aber das Stampersonal ist komplett, Piratenschiffe werden versenkt, Barden geknebelt und Festmahle gehalten – zwischendurch Römer verhauen und…. genug erzählt. Bitte selbst lesen.
Wenigstens ein Highlight?
Ok: Gleich auf der ersten Comicseite eine wunderbare Pointe: Die Geschichte startet im Februar, es liegt meterhoher Schnee. Asterix empfindet es als reichlich kühl. Doch Methusalix toppt das natürlich: „Quatsch. Ich habe schon viel Schlimmeres erlebt. Im Jahr 50 vor Majestix war es so kalt, dass Eisschollen das Meer bedeckten und die Möwen in den Wellen festfroren…“ Wunderbar, wie früher eben, das muss man selbst erlebt haben.
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Asterix bei den Pikten
Text: Jean-Yves Ferri
Zeichnungen: Didier Conrad
Übersetzung von Christian Behr, Alexandra Bermann, Wolf Stegmaier
Gebundene Ausgabe oder Comic-Ausgabe 48 Seiten
Verlag: Ehapa Verlag (24.10.2013)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3770436350
ISBN-13: 978-3770436354
Auch als e-Book erhältlich
Vignette: Eva Prauser