Czyslanskys Bettlektüre #3

Wenn man in einem so hochintellektuellen Blog wie diesem schreiben soll, welche Bücher man gerade liest (natürlich sind es gleich mehrere) dann kommt man so ins Grübeln. Soll ich tatsächlich ehrlich sein und mich öffentlich zur Armut meines eigenen Geistes bekennen, in dem ich tatsächlich aufrichtig bin? Oder ist auch ein wenig Blendwerk und Angeberei erlaubt. Übertreibt nicht jeder ein wenig, wenn er sich im Internet und vor allen in den Social-Media-Kanälen darstellt? Warum soll nicht auch ich ein wenig schummeln? Die Leseliste könnte so etwas wie der Wonderbra des (Pseudo)-Intellektuellen sein. Hebt den schlaff gewordenen Geist ein wenig in die Höhe, verpackt in geschickt …

Also ich lese gerade James Joyce Ulysses im englischen Original und vergleiche ihn synoptisch nebenher mit der Homer-Fassung – natürlich auch im Original – zur Entspannung ab und zu den „Mann ohne Eigenschaften“ oder wenn ich partout nicht einschlafen kann, dann schmökere ich in meinem Kurt Schwitters Gesamtwerk …

So viel zur Legende, also zu dem Alexander Broy, als der ich gerne gesehen würde, der „echte“ liest zur Zeit gar kein Buch, sondern ein iPad. Sie wissen schon, das Serviertablett der Familie Cole.

Vor vielen Jahren schon, habe ich Bücher zu Grundnahrungsmitteln erklärt und die Familie kauft nach Lust und Laune Bücher, auch auf meinen Familien-Kindle-Account. Das heisst die Effi Briest von der Oma findet sich neben den Teenage-Vampier-Hexen-Alien-Liebesschnulzen meiner Tochter – alles auf meinem iPad. Und ich? Ich lese das im Grunde auch alles, ein Teller Buntes … Ich zahl es schliesslich auch  … Aber am liebsten mag ich die Klassiker, die Bücher, die ich gratis bekomme. Ausserdem liebe ich es, mir vorzustellen, was zum Beispiel Joseph Roth, dessen „Savoy Hotel“ ich  aktuell lese (stimmt jetzt wirklich) , für Augen machen würde, sähe er mich seine Werke auf so einem Zaubertablett lesen … Henry Bloomfield hätte die Erfindung bestimmt gefallen, der war ohnehin der Urvater des Innovations-Venture-Capitals und hätte sich mit Steve Jobs sicher gut verstanden …

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