Ein Traum! Wie schön wäre es, wenn es das ganze Jahr Sommer wäre. Das mag sich der bayerische FDP-Chef Duin gedacht haben, als er folgende Mitteilung rausgab:
(24.10.2015) Die Uhren werden wieder umgestellt – ein sinnloses Ritual, das Bayerns Liberale abschaffen möchten. „Wir wollen die Sommerzeit ganzjährig zur Standardzeit machen“, erklärte FDP-Landeschef Albert Duin. Das Vor- und Zurückdrehen der Uhren bringe neben Menschen und Tieren auch Schicht- und Fahrpläne durcheinander.
„Die Zeitumstellung gehört endlich abgeschafft“, forderte Duin. „Sie wurde eingeführt um Energie zu sparen, was sie erwiesenermaßen nicht tut.“ Die Nachteile hingegen seien offensichtlich: „Viele Menschen fühlen sich in den Tagen nach der Zeitumstellung weniger aufmerksam und leistungsfähig. Als Folge davon häufen sich zum Beispiel die Verkehrsunfälle. Wie Landwirte berichten, leiden auch Tiere unter der Umstellung.“ Nicht zuletzt sei das Vor- und Zurückdrehen sämtlicher Uhren auch eine unnötige Belastung für Unternehmen, die zweimal jährlich Schicht- und Fahrpläne anpassen müssen.
Die Freien Demokraten wollen nicht die Sommerzeit abschaffen, sondern die Winterzeit. „Dank der Sommerzeit ist es abends länger hell“, so Duin, „und es bleibt nach Dienstschluss mehr Zeit für Freizeitaktivitäten unter freiem Himmel.“
Klar, „Winterzeit“. Das heißt natürlich Normalzeit. Aber wenn etwas normal ist, dann ist es schon arg revolutionär, es abzuschaffen. Und „arg revolutionär“ ist auch nicht so ganz die Kernkompetenz der FDP, auch wenn Liberalismus in unseren Zeiten geradezu nach Revolutionären verlangt.
Es ist ja nicht so, dass die FDP hier ganz alleine stünde. Das ganze Jahr Sommer ist ein Wunschtraum aller, vor allem in Bayern, dem Land der Biergärten, aber die Forderung ist leider erstmal typisch für Kinderlose. Was nämlich von allen regelmäßig nicht gefordert wird, ist, dann bitte gleich zusätzlich zu regeln, dass die Schule im Winter erst um 9 anfängt, um den dunklen Schulweg etwas zu entschärfen und ein bisschen Rücksicht auf den winterlichen Biorhythmus zu nehmen. Neun Uhr wäre dann das neue acht Uhr.
Aber was macht die FDP da eigentlich? Die FDP meiner Träume geht davon aus, dass der mündige Bürger, der es abends gerne länger hell hat, einfach eine Stunde früher aufsteht. Und nicht nach einer neuen Regel ruft, an die sich dann alle zu halten haben.
Aber denken wir die Sache mal nüchtern durch, wir lassen uns doch nichts von diesen Schulkindern vorschreiben. Wollen wir also auch im Winter Sommerzeit haben, fängt die Schule demnach das ganze Jahr um 7 Uhr MEZ an. Das geht nicht, das klingt ja grauenhaft früh, also schauen wir mal, in welcher Zeitzone wir dann landen, wenn die Schule wieder um 8 Uhr anfangen soll. Und voilà, wir landen also in der OEZ, der osteuropäischen Zeit. Ach ja, das wäre dann die Zeitzone der Ukraine, Moldawiens oder der Türkei.
In Syrien gilt auch die OEZ, das hätte vielleicht noch Vorteile in der aktuellen Flüchtlingsfrage. Aber politisch bedenklich wäre es dann doch, dass wir zeittechnisch auf einmal östlich von Polen wären. Das könnte zu Verstimmungen führen – mindestens jedoch zu Verwirrung.
Bildquelle: www.schulferien.org
Wenn die FDP bitte auch noch dafür sorgen könnte, dass ganzjährig in Bayern sommerliche Temperaturen herrschen, würde ich sie glatt wählen (wenn ich wählen dürfte, was ich als Amerikaner in Deutschland leider nicht darf). Entweder das, oder wir verlegen Bayern nach Südkalifornien. Oder nach Majorca.