Interessante Unterhaltung heute mit einem Freund, der ein hohes Tier in der ARD ist. Das „schmutzige Geheimnis“ sei, dass die TV-Redakteure selber gerne die Bälle im Internet flacher halten würden. Denn siehe da: Es gibt bei der öffentlichen Sendern genau die gleiche Kluft zwischen Fernsehmachern und den Kollegen der Onlineredaktion wie zwischen Print-Redakteuren und den Jungs von der Online-Front. „Die können kein Fernsehen machen“, sei die vorherrschende Meinung – ein abfälligeres Urteil kann es unter Fernsehleuten nicht geben.
Erinnert mich alles fatal an frühere Print-Zeiten, als die „echten“ Schreiber auf die Emporkömmlinge in den Online-Redaktionen herabblickten, die ihrer Meinung nach keine Ahnung von „richtigem“ Journalismus hatten und ihnen nichts als zusätzlichen Arbeit und Ärger machten.
Nun hat sich, zumindest in einigen Redaktionen, herumgesprochen, dass es nur eine Art von Journalismus gibt, nämlich guten, und dass ein richtiger Journalist auf beiden Hochzeiten tanzen können muss. Die logische Folge ist die Zusammenlegung von Print- und Online-Redaktion, wie sie etwa die „Welt“ mit dem integrierten Newsdesk vorexerziert.
Davon sind die Fernsehmacher noch meilenweit entfernt. Vielleicht ist das die große Chance der Verleger. Nur müssen sie sich beeilen: Irgendwann wird sich auch bei den Öffentlich-Rechtlichen herumsprechen, dass es den Bildern egal ist, auf welchem Bildschirm sie sich bewegen, Fernseher oder Computermonitor.