Auf das Phänomen des „Akademischen Titel zurückgebe Flashmobs“ bin ich durch einen Facebookeintrag eines Freundes aufmerksam geworden.

Peter Bockelbrink: Im Zuge der öffentlichen Guttenberg Diskussion habe ich mich entschlossen, meinen akademischen Grad des Dipl. Betriebswirt (FH) an die FH München zurück zu geben. Nicht dass ich etwa hier ein proaktives Schuldeingeständnis begehe, sondern ganz einfach nur, um nicht die komplette Arbeit redigieren zu müssen

Was bringt einen braven deutschen Akademiker dazu in einem selbstlosen Akt der Solidarität mit dem gescholtenen Verteidigungsminister, seine Titel freiwillig zurückzugeben? In einem eilig einberufenen Telefoninterview erklärte er mir seine Abscheu vor dieser Hexenjagd gegen Guttenberg und seinem Wunsch ein Zeichen zu setzen.

Ich wollte mich natürlich auch sofort anschliessen, habe aber blöderweise gar keine akademischen Titel …

Also was tun? Ich könnte zum Beispiel ungefähr 95% meiner Mathematik- und Latein-Vierer zurückgeben, die ich nur dadurch bekommen habe, weil ich meinen Banknachbarn nicht angemessen zitiert hatte. Genau genommen habe ich während meiner gesamte Schulzeit ausser in Sport und Kunst immer nur Plagiate fabriziert, ohne die Quelle ausreichend angegeben zu haben … Sollte ich mein Abitur zurück geben? Aber das will vermutlich gar keiner haben, so schlecht wie es war.

Ach ja und mein Seepferdchen, da hatte ich auch „vergessen“ den Beckenrand bei Meter 5 als Hilfsquelle anzugeben, das werde ich ab sofort auch nicht mehr im Namen führen.

Also liebe Akademiker, Abiturienten, Freischwimmer, Führerschein-Inhaber – Wer auch zu den Abschreibern und Schummlern zählt: Weg mit den Titeln und Scheinen, denn nur wer ohne Schuld ist, kann Steine werfen …

2 Antworten

  1. Lieber Alexander,
    es gab Jahre, da hätte ich für einen Mathe-Vierer viel gegeben. Und Du willst sowas einfach zurückgeben.
    Das bringt mich aber auf eine Idee: Wie wäre es mit einer Titel-Tauschbörse? http://www.titel-x-change.de? Denkbar wäre auch eine Vererbung jedweder Titel. Wenn das „zu“ ebenso vererbbar ist wie „Doof-Sein“ oder „Bayern-Fan-Sein“, dann könnte man doch auch eine Erb-Promotion einführen. Und testamentarisch könnte ein betagter Gelehrter Guttenberg zum „Dr. test. zu Guttenberg“ bestimmen. Du könntest auch Dein Seepferdchen an einen Nichtschwimmer verkaufen und der könnte es nach seinem Freibadbesuch sogleich vererben. Da stecken so viele New Business-Ideen drin …

  2. Lieber Alexander Broy,

    es dauerte ein wenig, bis sich die tief empfundene Rührung und positive Betroffenheit ob Deines Artikels bei mir gelegt hatte. Dass mein Ansinnen und meine Verstörtheit wegen der augenblicklich an Sensationsgeilheit, Opportunismus und Blödheit nicht zu überbietender Medienhatz zu einer so lieben und freundlichen Anteilnahme von Dir führte, rührt mich wirklich.

    Vor allem aber beweisst Du damit, wie würdig und authentisch Du und alle Deine Kollegen in die großen und fundamental humanistischen Fußstapfen Cyslanskys tretet.

    Ich verneige mich, Danke

    Peter

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