Der Laptop-Klau geht um

Den Flug von Mallorca nach Stuttgart werde ich in meinem Leben nie vergessen. Es fing schon damit an, dass wir vier Stunden Verspätung hatten und mitten in der Nacht ankamen. Und dann fiel mir im Taxi ein, dass ich meinen Laptop vor der Landung zusammengeklappt und in die Sitztasche vor mir verstaut hatte. Sie war natürlich weg, was mich am Ende viel Geld und noch mehr Ärger gekostet hat, denn natürlich hatte ich vergessen, ein Backup meiner Daten zu machen.

Sowas kommt ziemlich häufig vor, wenn man den Zeitungsmeldungen glauben darf über Unternehmensberater und Wirtschaftsprüfer, denen immer wieder Laptops mit sensitiven Kundendaten oder den persönlichen Daten von Hunderttausenden oder gar Millionen von Benutzern im Flieger abhanden kommen. Einer Studie des Ponemon Instituts zufolge gehen in europäischen Flughäfen jedes Jahr rund 4.000 Notebooks verloren – pro Woche! Weltweit sind es im Jahr angeblich mehr als 800.000. Wie viele Smartphone, Internet-Handys und iPhones verschwinden, vermag keiner zu sagen. Und auf all diesen Geräte befinden sich wertvolle und häufig für den Dieb auch verwertbare Informationen: Gestohlene oder verlorene Mobilgeräte gilt als eine der größten Quellen von Industriespionage, die es gibt.


Nun sind die Daten, die auf meinem Laptop gespeichert waren, für den Finder von eher zweifelhaftem Wert. Schließlich bin ich kein Geheimnisträger, sondern freier Journalist. Trotzdem habe ich mir mit Grausen vorgestellt, wie jemand da durch meine privaten E-Mails wühlt, die Urlaubsfotos meiner Tochter anschaut oder in meinen gespeicherten Rechnungen blättert. Ich kam mir auf einmal unendlich nackt und verlassen vor – und hätte in diesem Moment viel dafür gegeben, wenn ich wenigsten nachträglich die Festplatte hätte löschen können.

Kein Problem, sagte mir John King, Gründer und Geschäftsführer der Lost Laptop Limited, die sich als „führende europäische Anbieter für das Finden und Wiederfinden verlorener Notebooks“ bezeichnet. Lost Laptop kauft die Notebooks von den Findern aus ganz Europa und versucht, den Besitzer zu ermitteln, der das gute Stück – gegen Gebühr – zurückbekommen kann. Nein, das sei keine Hehlerei, behauptet King, sondern ein ganz normales Geschäft. Notebooks, deren Besitzer nicht aufzuspüren ist, werden unter www.where-is-my-laptop.com mit Fundort, Datum und Informationen zum Modell online gestellt. Der Besitzer soll sich melden, muss aber dann ebenfalls eine „Belohnung“ abdrücken. Besonders erfolgreichs cheint King mit der Masche aber nicht zu sein: Wenige Tage, nachdem ich mit ihm gesprochen hatte, war unter der angegebenen URL keiner mehr zu erreichen. Ob man ihm die Website geklaut hat?

Wie auch immer: Finderlohn zahlen ist immer noch besser als in die Röhre gucken. Aber was ist mit den Laptops, die Nimmerwiedersehen verschwinden? Abhilfe versprechen hier spezielle Anti-Diebstahlsysteme wie FailSafe oder LoJack , die gegen eine Jahresgebühr von zwischen 35 und 40 Euro einen entsprechend registrierten Laptop aus der Ferne sperren kann, sobald der Dieb damit online geht. Wenn der Computer über eine Videokamera verfügt, kann die Software ein schönes Foto des Diebs schießen. Und anhand von  übermittelten Daten wie IP-Nummer, WLAN-Adresse und – falls eingebaut – GPS  den genauen Standort des Geräte ermitteln und die Polizei benachrichtigen, die nur noch hinfahren und den Laptop-Entführer festnehmen kann.

Leider verschwinden gestohlene Laptops häufig  über die Grenze, und ob die Polizei in gewissen Ländern Osteuropas, in denen die Computer-Mafia besonders rege tätig ist, wirklich Amtshilfe leisten wird, ist eher zweifelhaft. Dafür gibt es aber bei Lojack wenigstens die Möglichkeit, dem Kerl, der den Laptop gestohlen hat, eine Nachricht zu schicken. Zum Beispiel: „Gib‘ mir mein Laptop zurück, du Gauner!“ Der Computer ist zwar trotzdem weg, aber wenigstens hat man das schöne Gefühl: Dem hab‘ ich‘s aber mal gesagt!

Eine Antwort

  1. Einfach die Platte verschlüsseln, dann kann auch keiner an die Daten ran. Ganz einfache Lösung, ohne irgendwelche Spionage Software auf dem Computer. Wer weiss? Vielleicht wird gerade diese Software zur Industriespionage eingesetzt?

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