„C’est Paris merveilleux“ – An diese letzte Zeile des großen Chansons „Les Prénoms de Paris“ von Jacques Brel musste ich denken, als der Streaming Vollverstärker Advance Playstream A7 von Advance Paris für einige Tage bei mir zu Gast war. „Es ist das wunderbare Paris“, das könnte auch als Überschrift über diesem kleinen Testbericht stehen.
Denn wunderbar ist es, was diese kleine schwarze Französin bei mir in den Raum gezaubert hat. Und dabei bin ich eigentlich eher ein altmodischer Röhren- und Vinyl-Junkie, während es sich bei der A7 – und es muss sich bei der französischen Finesse und Eleganz, die dieses Gerät ausstrahlt, ganz klar um etwas weibliches handeln – um ein Hifi-Gerät der modernen digitalen Gegenwart handelt. Die A7 ist – ja was ist sie eigentlich? Vollverstärker, Streamer, DAB- und UKW-Tuner, DAC, Netzwerk-Player, Phono-Pre … ?
Aber fangen wir doch mal mit den Äußerlichkeiten an:
Im kleinen Schwarzen
Das Gehäuse besitzt klassisches Gardemaß (43 x 37 x 13,5 cm) mit hochglänzender Front und fein gezeichneter Beschriftung. „Fein gezeichnet“ heißt: es ist hübsch anzusehen, aber von größerer Entfernung aus nicht wirklich gut ablesbar. Man muss sich der hübschen Französin also schon nähern, wenn man etwas von ihr will, es sei denn, man nutzt die sauber gemachte Fernbedienung. Was man aus großer Entfernung sieht, sind die großen blauen Augen, also die beiden beleuchteten VU-Meter, die ein ganz klein wenig an Mcintosh erinnern. Zwischen beiden gibt es ein kleines Info-Fenster mit einer ebenso feinen Klarschriftanzeige mit Informationen zur Quelle.
Der große Lautstärkedrehregler rechts ist ein wenig schwammig, tut aber zuverlässig seinen Dienst. An ihm merkt man am ehesten, dass die Französin eben doch eher eine zerbrechliche Piaf ist, als eine mondäne Jeanne Moreau. Gleich daneben gibt es gleich zwei parallel geschaltete Kopfhörerausgänge, einen für 3,5-mm- und einen für 6,3-mm-Klinke. Das ist dann schon wieder ziemlich luxuriös, oder sagen wir besser sehr funktional.
Überhaupt legt die Französin sehr viel Wert auf Funktionalität. Sie ist einfach sehr sehr praktisch veranlagt und erinnert dabei an Simone Signoret in „Le chat“. Betrachten wir sie dabei einmal von hinten, also ihr Anschlussfeld:
Offen für alles und jeden
Ins Auge stechen erstmal solide Klemmen für zwei Lautsprecherpaare. Zusätzlich kann man auch noch einen Subwoofer anschließen. Sehr gut. An digitalen Eingängen haben wir einen koaxialen und gleich drei optische Anschlussbuchsen. Dann gibt es noch eine USB-Buchse für die Wiedergabe von MP3-, WAV-, FLAC-, ALAC- und AAC-Audiodateien von einem USB-Stick. Die zweite USB-Schnittstelle ist ausschließlich für Updates des Betriebssystems zuständig.
HDMI und Bluetooth-Dongle sind auch schon dabei
Durchaus nicht alltäglich für ein Gerät dieser Preisklasse ist die Anschlussmöglichkeit für ein Fernsehgerät via HDMI-Buchse. Das CEC-Protokoll kann dann im Systemeinstellungsmenü aktiviert werden.
Mitgeliefert wird auch ein Bluetooth-Dongle, der die A7 zum Blue-Empfänger aufrüstet. Der Bluetooth-Empfänger alleine kostet im Fachhandel schon 115,- Euro.
Natürlich fehlen auch Netzwerk- und Antennenbuchsen nicht. Eine Wifi-Antenne wird ebenso mitgeliefert, wie eine Wurfantenne für den Empfang von DAB- und UKW-Sendern. Den Empfang von DAB-Signalen habe ich getestet. Das funktioniert ganz wunderbar. Übers Netzwerk habe ich meine Musiksammlung vom lokalen Server abgerufen, ebenfalls nach kurzer Einrichtungszeit völlig problemlos.
Analog – aber sicher
Das analoge Eingangsfeld ist für einen Digitalverstärker unglaublich umfangreich geraten und prädestiniert die A7 zur Schaltzentrale einer wirklich umfangreichen Musikanlage. Es stehen nicht weniger als fünf Hochpegeleingänge plus Phonoeingang für MM und MC zur Verfügung. Der Phonoeingang ist sowohl MM-, als auch MC-tauglich. Daneben gibt es tatsächlich auch noch eine Rec-Out-Buchse. Selbst an den Tonband-Amateur haben die Franzosen also gedacht. Respekt!
Weitere Systemanschlüsse
Daneben gibt es noch weitere Systemanschlüsse, etwa Triggeranschlüsse um nachgeschaltete Geräte an- und auszuschalten und einen Vorverstärkerausgang, falls ein externer Endverstärker genutzt werden soll. Man kann aber auch den internen DAC umgehen und durch einen externen DAC ersetzen oder einen Equalizer einschleifen. Dem Spieltrieb und dem Sammler von Hifi-Geräten sind mit der Advance Playstream A7 kaum Grenzen gesetzt.
Die Advance Playstream A7 im Hörtest
Gehört habe ich mit der Advance Playstream A7 vor allem HiRes- und Flac-Dateien in CD-Qualität vom NAS über kabelgebundenem Netzwerkanschluss, DAB-Hörfunk, Musik von CD über Digitaleingang und Schallplatte. Ach ja, und ich habe auch in ein paar Internet-Radio-Sender reingehört, was ich sonst eigentlich nie tue. Qobuz und Tida konnte ich mangels eines Abos nicht testen. Ich bin da wie anfangs schon geschrieben ein eher altmodischer Musikhörer.
Für die D/A-Wandlung nutzt der Advance Playstream A7 moderne Wandler-Bausteine von Asahi Kasei, jeweils einen AK4490 und AK4118. Das ist nicht abolut höchstpreisig, aber vernünftige Qualität. Die Bedienung erfolgt direkt am Gerät, über die mitgelieferte Fernbedienung oder über die recht übersichtlich gestaltete App „Advance PlayStream“ vom Smartphone oder vom Tablet. Die Einrichtung der App gelingt komfortabel via WPS.
Bei mir steuerte die A7 zwei eher ungewöhnliche Lautsprecher an, zwei Duevel Bella Luna. Das sind recht empfindliche Hornkonstruktionen. Da die A7 immerhin 2×115 Watt abgeben, brauch ich die ganze Leistung eigentlich gar nicht und ich nutze eine Funktion und einen Schalter auf der Rückseite der A7, auf den ich noch gar nicht eingegangen bin:
Der High Bias Modus
Schaltet man die Advance Playstream A7 in den High Bias Modus, dann verzichtet man auf einen Teil der Leistung und der Verstärker treibt die Lautsprecher überwiegend im Class-A-Modus. Man handelt sich also weniger Verzerrungen ein. Bei einem erhöhten Leistungsbedarf wechselt die A7 automatisch zurück in den A/B-Modus. Einziger Nachteil: Der Verstärker wird deutlich wärmer und frisst auch ein wenig mehr Strom. Die A7 schluckt das locker weg, solange man ausreichend Luft über ihren Kühlrippen lässt. Der Klang dankt es einem mit mehr Wärme in den Mitten und mehr Zartheit in den Höhen. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Das mag aber auch ein wenig von den Lautsprechern abhängen.
Insgesamt spielt die A7 für ihre Preisklasse überraschend klar auf, ohne aber zu nerven. Sicherlich gibt es – für deutlich mehr Geld – Verstärker die tiefer in die Magengrube „bassen“ und bei großen Orchestern auch noch ein wenig mehr die Übersicht bewahren können. Aber da muss man dann schon wesentlich mehr Geld anlegen.
Wo ist die Engstelle bei diesem Gerät? Vielleicht am ehesten beim Phonovorverstärker. Aber wer nur noch gelegentlich Schallplatten hört, der wird mit der A7 sicherlich glücklich. Erst recht ist die A7 der „korrekte“ Verstärkter für alle, die primär digital hören und über einen Plattendreher mit integriertem Vorverstärker im bezahlbaren Einsteigerbereich (Project? Dual?) verfügen. Und da kenne ich inzwischen doch einige… Freilich lässt sich ein hochwertiger Dreher auch via externem Pre an die A7 anschließen. Analoganschlüsse sind ja in ausreichender Anzahl vorhanden.
Überhaupt ist die Anschlussvielfalt phänomenal. Da macht der A7 niemand etwas vor. Sie streamt phänomenal, gibt auch hochformatiges wieder, treibt so ziemlich jeden Lautsprecher, lässt sich gut bedienen, ist relativ gut verarbeitet (für den aufgerufenen Preis sogar sehr gut) und sieht blendend aus. Ich denke, wer ein All-in-One-System ohne Laufwerk sucht und rund 1.300 Euro investieren kann, der wird mit der Advance Playstream A7 vermutlich sehr glücklich werden. Und der wird noch nach Jahren sagen können: „Non, je ne regrette rien.“
Advance Paris wird in Deutschland vertrieben vom renommierten deutschen Lautsprecher- und Elektronik-Hersteller quadral in Hannover. Keine schlechte Adresse. Und mein kleiner Test ist im Gegensatz zu vielen Tests in Fachzeitschriften definitiv unabhängig. Ich habe die Advance Playstream A7 regulär gekauft – nicht für mich, sondern für einen Digitalhörer mit Plattenspieler. Und ich weiß: er wird mit der A7 glücklich Musik genießen.
Nachsatz
czyslansky testet ab und an emotionale und technische Produkte: gründlich und kritisch, aber nach rein subjektiven Kriterien. Bislang erschienen auf diesem Blog u.a. folgende Testberichte:
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