Die Intelligenz der Zukunft: Wie Computer für uns denken lernen

Elementar, mein lieber Watson!
Elementar, mein lieber Watson!

 Der Mensch ist das intelligenteste Wesen der Welt, aber seine Intelligenz ist das Ergebnis eines Jahrtausende dauernden Evolutionsprozesses, und der ist noch längst nicht abgeschlossen. Wie sieht die Zukunft der Intelligenz aus, und wie Intelligent wird unsere Zukunft sein? Vielleicht so, wie ich es in Zürich neulich erleben durfte, wo ich im Forschungslabor von IBM die Gelegenheit bekam, „Watson“ einen Besuch abzustatten und mich mit Dr. Ton Engbersen, dem Leiter Strategische Innovation über die Zukunft des Computing zu unterhalten.

Watson hat, wie allgemein bekannt sein dürfte, 2011 die beiden besten Spieler beim Fernseh-Ratespiel „Jeopardy!“ in Grund und Boden gespielt. Anders als bei den meisten Quizspielen wird hier andersherum gefragt: Auf die Antwort „Sin City“ („Stadt der Sünde“) müssen die Kandidaten die korrekte Frage finden, in diesem Fall: „Was ist Las Vegas?“ Das überfordert schon die meisten menschlichen Gehirne, geschweige denn ein künstliches, aber Watson setzte sich am Ende klar durch, weil er in der Lage war, aus den eigenen Fehlern und den Fehlern der anderen Kontestanten zu lernen.

Das ist neu, denn herkömmliche Computer können nur das tun, was ihnen der Mensch vorher einprogrammiert hat. Das liegt an den heute verwendeten Computersystemen, die alle nach der so genannten „Von-Neumann-Architektur“ arbeiten, die vom österreich-ungarischen Mathematiker John von Neumann stammt, und die Informationen binär, also in Serien von Einsern und Nullen speichert und verarbeitet.

Dr. Engbersen glaubt, dass mit Watson die „Post-Von-Neumann-Ära“ eingeläutet wird. Das liegt daran, dass die Chips, die in Watsons Superhirn stecken, mehr den menschlichen Gehirnzellen ähneln, als neuronal statt binär arbeiten: Der Computer kann selbst Verbindungen zwischen unterschiedlichen Informations-Clustern herstellen, so wie die Synapsen, die im menschlichen Gehirn entstehen und Verbindungen zwischen Hirnregionen und den dort gespeicherten Informationen bilden.

Fragt sich nun, ob ein solcher „kognitive“ Computer als Bereicherung oder Bedrohung der Menschheit anzusehen ist. In den typischen Horrormärchen aus dem Bereich des Science Fiction wird der Mensch zum Sklaven der Computer, die mit überragender Intelligenz ausgestattet sind und uns Sterbliche deshalb lässig an die Wand spielt.

Die Wirklichkeit von Cognitive Computing wird ganz anders aussehen. Denkfähige Rechnersysteme (eigentlich ist der Ausdruck nicht mehr angebracht; der Computer „rechnet“ nicht, er zieht Rückschlüsse) wird uns als treuer Diener und intelligenter Assistent zur Seite stehen. Er wird uns helfen, komplexe Denkaufgaben besser zu lösen, als es mit Hilfe von „Intelligenz 1.0“ heute möglich ist. Solche Systeme werden die Krebsforschung revolutionieren, Wirtschaftskatastrophen wie die jüngste Bankenkrise verhindern und den Verkehr auf unseren Straßen flüssiger fließen lassen.

Dass Computer für den Mensch geistig tätig werden können, ist ein ähnlich revolutionärer Schritt wie die Automatisierung der Produktion (Arbeitsquantität und -qualität), der „physischen Überlegenheit“ von Maschinen (Flugzeuge, Waffen…) und der Erfindung neuer Werk- und Wirkstoffe (Kunststoffe, Medikamente…), die ebenfalls erst von Menschen erfunden wurden, damit sie dem Menschen dienlich sind. Was dem Menschen nützt, soll auch gemacht werden, so Cole. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz, die die menschliche Intelligenz ergänzt und erweitert, werden wir selbst bessere Menschen werden, mit der Fähigkeit, Probleme zu lösen, die bislang weit außerhalb unseres (Denk)vermögens standen.

Ich denke, auf eine solche Zukunft können wir uns alle freuen.

 

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