Auf CNET ist ein interessanter Artikel über die Lage des Journalismus in Amerika erschienen. Es ist absolut deprimierend, aber eine Lesemuss. Da steht zu lesen, das traditioneller Journalismus (hat nichts mit print versus online zu tun, sondern mit Recherche und so) durchaus sein Publikum hat und auch
neues anzieht, aber er hat doch tatsächlich ein „revenue problem“. Wäre hätte das gedacht. Alternative Finanzmodelle sind natürlich nicht in Sicht. Vielleicht führt die Krise ja irgendwann mal dazu, dass Leser merken, welche Qualitätsmängel unbezahlter Journalismus häufig aufweist und Informationen liefert, auf die man sich nicht verlassen kann. Und vielleicht, vielleicht, zahlen sie dann endlich für Informationen.
Wenn es nur die Journalisten wäre, hättest du recht. Es sind die Zeitungen, die sich selber das Wasser abgegraben habem in dem sie die Chance verpennt haben, im Internet Geld zu verdienen. Weil sie keine Ahnung hatten, wie man mit dem Medium umgeht, haben sie einfach alles, was in der Zeitung steht, kostenlos auf ihre Homepages gestellt haben, und nun wudnern sie sich, dass der Kunde nix bezahlen will. Wer im Internet nichts als Recyclingmaschine für alte News sieht, hat nichts Besseres verdient. Aber leider sind wir Schreiber die eigentlichen leidtragenden.
David Carr hat dazu übrigens in der International Herald Trubine etwas sehr interessantes geschrieben http://tinyurl.com/bdanqv Seine Forderungen:
wer bei erlösen von rund 330 mio eur rund 50 mio eur ergebnis macht (spiegel-verlag) hat keinen grund zum jammern. und den meisten anderen deutschen verlagen geht es ebenfalls blendend – vielleicht nciht im verlgeich zu früheren goldjahren, aber allemal im vergleich zu anderne branchen.
Ich rede von Zeitungen, nicht Zeitschriften. Die trifft es halt ein bisschen später.
Eine Tageszeitung ist ein Bündel von Geschäftsmodellen, die gemeinsam eine Druckerpresse finanzieren. Wenn ein Geschäftsmodell nach dem anderen wegbröckelt (Autoanzeigen, Heiratsanzeigen, Stellenanzeigen, Immobilienanzeigen., etc. , etc.) lässt sich schon fast mathematisch errechnen, wann es nur noch 2 oder 3 große Zeitungen in Deutschland geben wird, die irgendwie von den Vetriebserlösen leben können. Der Rest ist Schweigen im Blätterwald.
Bei der ganzen Diskussion über das Sterben der Zeitungen frage ich mich, ob es uns wirklich um das Medium geht, dass uns schützenswert erscheint?
Mir persönlich geht es um die Redaktionen, die Journalisten, deren ich Arbeit ich schätze. Ob sie ihre journalistische Arbeit, nun auf toten Bäumen, LED, OLED oder E-Ink publizieren, ist mir persönlich völlig egal, hauptsache sie tun es und werden anständig dafür vergütet.
Gute Inhalte werden immer Käufer oder Werbekunden finden. Ich jammere nicht über sterbende Geschäftsmodelle (dann müsst man im WEB 2.0 den ganzen Tag heulen), sondern über sinkende Qualität des Content.
Da hast du Recht, Alexander, aber leider kann das Online-Modell bisher bezahlten Journalismus nicht so vergüten, dass die Journalisten davon leben könnten. Bisher hat ja der Printjournalismus den Online-Journalismus subventioniert. Das dürfte in Zukunft nicht mehr der Fall sein, mit der Folge, dass Online-Quellen immer unsicherer werden. Man findet zwar im Netz zu allem einen Beitrag, aber nachzuprüfen, ob er stimmt, nimmt inzwischen fast so viel Zeit in Anspruch, wie früher die mühsame Recherche per Telefon,
Es gibt in den USA mit New Haven und San Francisco zwei Großstädte, die demnächst wohl ohne Tageszeitung dastehen werden. Das Leben dort wird weitergehen (siehe SZ von heute: Medienseite, „Stadt ohne Zeitung“ – leider noch nicht online, was schon wieder symptomatisch ist…). In Seattle hat Hearst die „Post-Intelligence“ am vergangenen Dienstag als Printausgabe eingestellt und führt sie nur noch online fort. Von den 145 Redakteuren sollen 20 übrig bleiben, dafür werden 20 neue Anzeigenverkäufer eingestellt. Vielleicht sollten wir umsatteln…
Dafür legt die Wall Street Journal kräftig zu, vor allem deshalb, weil Murdoch in journalistische Qualität investiert. Gut, er tut es aus einem niedrigen Beweggrund: Er hasst die New York Times und ihren Besitzer Arthur O. Sulzberger, Jr., die ihn für einen Emporkömmling halten. Aber uns Schreiberlingen kann das ja egal sein…
Tatsache bleibt, dass die Zeitungsverleger in Deutschland das Internet seit 15 Jahren verpennt haben und bis heute keine Anstalten machen, etwas gegen die schleichende Abwanderung ihrer Geschäftsmodelle Richtung Cyberspace zu tun. Das Ergebnis wird die letzte Runde im großen Zeitungssterben sein, an dessen Ende eine Handvoll überregionaler Blätter steht, die wie die NYT noch ein paar Lokalseiten im Internet veröffentlichen. Und zu den heute rund 2500 arbeitslos gemeldeten Journalisten werden noch ein paar Zehntausend hinzu kommen. Zieht Euch warm an – ich bin bis dahin ja zum Glück in Rente.
Gezeichneter Kommentar zur aktuellen Lage der Tageszeitung von Wiley Miller (Non Sequitur)
Und während wir hier noch so nett vor uns hin diskutieren, ist es in Amerika schon soweit: Laut der Jahresstudie „Project for Excellence in Journalism“ der renommierten Marktforschungsgesellschaft Pew Research, ist der Qualitätsjournalismus wohl nicht mehr zu retten. Der Grund: Die Anzeigenerlöse – offline und online – wachsen zu langsam. Hier der O-Ton:
Der am Dienstag zum sechsten Mal in Folge vorgelegte Jahresbericht zur Lage der US-Medien sei der „düsterste bisher“, heißt es bei Pew. Ob wir wollen oder nicht: Mit Nachrichten wird sich künftig nicht mehr genug Geld verdienen lassen, um über traditionelle Werbung künftig die Kosten für Qualitätsjournalismus decken können. Das ist die nackte, bittere Wahrheit, auch wenn man das hierzulande nicht gerne hört. Leider ist uns Amerika auch hier wieder ein Stück voraus – aber nicht viel.