euro

Seit Wochen streiten Politiker, Wirtschaftswissenschaftler und Vulgärökonomen um einen letzten Rettungsversuch für den Euro. Dabei wäre alles so einfach, würde man doch nur einmal ins tiefe Czyslansky-Archiv einen scheuen Blick riskieren. Denn was liegt näher, als das Modell, das Czyslansky zur Einführung der D-Mark 1948 unter dem Stichwort “Czyslansky-Parität” entwickelte, den modernen Herausforderungen anzupassen?

Mir liegt am Euro – und deshalb möchte ich an dieser Stelle das gute alte Modell der “Czyslansky-Parität” in Erinnerung rufen:

1948 schlug Czyslansky als Alternative zur Goldbindung der US-Dollars die Bindung der neu einzuführenden D-Mark an den Preis für Erdöl vor, die sogenannte “Czyslansky-Parität”. Dabei sollte sich der Wert der neuen deutschen Währung an der Preisentwicklung des wichtigsten Rohstoffs binden: steigt der Preis für Erdöl, so steigt auch der Wert der DM!

Seine Argumente für die Einführung der Czyslansky-Parität waren einleuchtend:

– Die steigende Nachfrage nach Erdöl würde zu einem steigenden Preis für den gefragten Rohstoff und damit automatisch zu einem steigenden Wert der deutschen Währung führen.

– Eine wachsende deutsche Wirtschaft würde die Nachfrage nach Erdöl beschleunigen und damit den Kurs der DM steigen lassen. Steigt aber der Preis der DM gegenüber anderen Währungen, würde dieses System von vornherein eine zu starke Exportorientierung der deutschen Wirtschaft verhindern – eine alte Forderung der US-Amerikaner.

– Gingen eines fernen Tages die weltweiten Vorräte am Erdöl zur Neige, würde der Wert des Euro weiter steigen, so dass sich zu guter Letzt nur noch die Deutschen das letzte Fässchen Erdöl würden leisten können. Das letzte Fass für die deutsche Industrie!

– Der deutsche Verbraucher bräuchte Preissteigerungen für Heizöl und Benzin nicht länger zu fürchten, da durch die Czyslansky-Parität der Einkaufspreis für das Barrel Öl unter allen Umständen konstant bleiben würde.

– Czyslansky sah natürlich auch die Entwicklung in Sowjetrußland (wie man damals zu sagen pflegte) schon früh voraus und rechnete mit einer Unterstützung der damaligen sowjetischen Führung für den deutschen Sonderweg in der Währungspolitik: würde der Ölpreis steigen, so würde auch der Wert der DM gegen den Rubel steigen und die Nachfrage nach russischem Erdgas mengenmäßig wachsen. So würde letztlich auch die Sowjetunion am Erfolg der Czyslansky-Parität partizipieren.

Kurz: alles sprach Ende der vierziger Jahre für die Bindung des Kurses der D-Mark an die Preisentwicklung für Erdöl und damit für die Czyslansky-Parität. Leider aber konnte sich unser Freund, der ja parteipolitisch ungebunden war, gegen Erhard und Adenauer nicht durchsetzen. In den Jahren der zunehmenden und für viele überraschenden Verfestigung der Deutschen Mark geriet die Czyslansky-Parität später leider in Vergessenheit. Nun aber ist es Zeit dieses Modell dem Vergessen zu entreißen. Dem Euro zuliebe!

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