Nachdem ich vermutlich einer der wenigen (Probe)Abonnenten der #Weltkompakt bin, die vorgestern an der #Scrolledition mitgearbeitet haben, konnte ich heute den resümierenden Beitrag von Frank Schmiechen über eben dieses Experiment lesen.
Er erklärt darin seinen Lesern, was WIR ALLE gelernt haben. (hier nur ein paar Schnipsel)
Gelernt haben wir, dass eine Zeitung eben mehr ist als eine Versammlung guter Texte
Eine Zeitung braucht einen eigenen Rhythmus. Das Wechselspiel aus harten Nachrichten, weichen Reportagen und sorgfältig ausgewählten Nachrichtenfotos
und noch vieles mehr, was sicher sehr gut für eine Einführungsrede vor neuen Rekruten der Springerakademie geeignet wäre.
Wissen das ER als Stellv. Chefredakteur ganz sicher auch schon VOR dem Experiment hatte.
Was ich mich jetzt frage: wenn er das alles wusste, warum hat er dann uns die Texte vorproduzieren lassen und hat sie einfach hintereinander geklatscht?
Als wir in Berlin ankamen, war die Ausgabe fast fertig. Die Fotos waren auch schon drin. Es gab keine Diskussion über den „Rhythmus“, Dramaturgie, über das Wechselspiel. Für harte Nachrichten war kein Platz (ausser wir hätten unsere vorproduzierten Beiträge rausgeworfen, und wer will das schon) und es war auch keine Zeit, unser Redaktionstag begann erst Mittags. Wieso macht er das, gegen besseres Wissen?
Ich wollte den kritischen Kommentaren in den Blogs keinen Glauben schenken, die behaupten, dass wir von Springer nur vorgeführt wurden, damit Schmiechen beweisen kann, dass nur richtige Journalisten eine Zeitung machen können, aber sein Schlusssatz gefällt mir nicht.
Heute erscheint die WELT KOMPAKT wieder in bewährter Form. Die meisten von Ihnen werden erleichtert sein. Wir sind es auch.
Dabei vergisst er, dass wir doch eigentlich gar nicht vor hatten tote Bäume zu bedrucken. ER hat UNS gebeten mitzumachen. Aber vielleicht bin ich auch bloß eine Blogger-Mimose oder eine WEB2.0-Zicke und überempfindlich …
Der Schlußsatz gefällt mir auch nicht. Wenn das auf dem Grabstein der „Scroll Edition“ steht, dann frage ich mich wirklich, was das ganze gebracht hat (außer einen „tollen Tag mit tollen Leuten“, wie @rose so schön zusammengefasst hat.
ja, es war wirklich ein toller tag mit tollen leuten. den schlußsatz finde ich auch total blöde. hach. was macht man da nur? ich weiß es nicht.
wollte man uns vorführen?
ich will das nicht glauben!
nun mal langsam: immerhin gibts auch ne menge lob für die inhalte in facebook und twitter, lob, dass schmiechen heute schon auch ein wenig stolz abgedruckt hat.
schmiechen hatte das ganze als „versuch“ angekündigt. das problem ist doch wohl eher, dass die versuchsanordnung nicht wirklich gut war. durch das abdrucken von bloginhalten entsteht weder eine zeitung, noch kann man so wirklich zeitung und blogs vergleichen. eine konfrontation aus zeitung und blog wäre nur dann spannend, wenn tageszeitungsjournalisten und blogger sich wirklich an EINER ausgabe auseinandersetzen müssten. vielleicht hätte sich schmiechen einfach mal mit den bloggern VORHER über das konzept (und auch über das layout) unterhalten sollen. das bild, dass er von der bloggerszene im kopf hat, stimmt halt nur zum – kleineren – teil.
dass schmiechen was dabei gelernt hat, kann ich mir nicht vorstellen. dafür ist er profi genug, dass er schon vorher wusste, was er jetzt als lernergebnis in der welt kompakt formuliert.
dass er erleichtert ist, ist doch keine überraschung. ihr habt seinen alltag doch ordentlich durcheinander gebracht, oder?
dass der text in der heutigen weltkompakt (nochmal: man kann das teil auch online lesen für 40 cent: http://archiv.welt-kompakt.de/pdfaktuell/index.php) ein bisschen unfreundlich rüberkommt stimmt schon. aber das ist doch alles kein vergleich zu den unterirdischen debatten auf blogs wie basicthinking oder in der gefühlskonserve. im zweifel ist mir schmiechen näher, als einige der neurotischen bloggerkollegen, dies sich auf diesen beiden plattformen derzeit nass machen.
Sehr lesenswert: Robert Basics Zusammenfassung, gechrieben mit einpaar Tagen Abstand und mit einer „Entschuldigungsmail“ von Frank Schmiechen, der sein heftig kritisiertes Fazit („Die meisten von Ihnen werden erleichtert sein. Wir sind es auch.“) mit Überlastung erklärt („…wie nach einem großen Spiel mit Verlängerung und Elfmeterschießen“) und behauptet, weitermachen zu wollen.