Was macht man alos zwanghafter Blogger auf der Web 2.0 Expo in Berlin wenn man eine halbe Stunde frei hat? Klar: Man bloggt über die Web 2.0 Expo in Berlin. Aber was macht man, wenn man offenbar der einzige unter den rund 1000 Teilnehmern ist, der kein Laptop dabei hat? Man guckt durch die Finger.
Oder man begeht digitalen Mundraub.
Hier am Empfang steht ein halbes Dutzend Laptops, die von den Damen zur Registrierung und Namensschildausgabe verwendet werden. Nur lässt sich heute am letzten Tag keiner mehr registrieren, die Dinger stehen also unbenutzt herum. Ich habe mich also hinter die Absperrung geschlichen und mich an einen davon gesetzt, um heimlich diesen Eintrag zu tippen. Ist bislang gut gegangen.
Warum ich ohne Laptop nach Berlin gereist bin ist eine ganz andere Geschichte: Ich saß gestern um 10 Uhr morgens friedlich an meinem Schreibtisch in München, als ich einen aufgeregten Anruf von den Organisatoren des 25sten Deutschen Logistik-Kongress in Berlin erhielt die wissen wollten, wann ich denn ankäme? Schließlich beginne meine Podiumsdiskussion mit Fritz Kuhn von den Grünen sowie hochrangigen Vertretern des deutschen Logistikbranche um 14 Uhr.
Meine Überraschung war groß, denn bei mir im Outlook war der Termin erst am nächsten Tag eingetragen. Fragen Sie mich bitte nicht, warum, ist ja auch egal. Wichtig war nur: Wie komme ich noch rechtzeitig nach Berlin? Nun, dank Air Berlin und dem Nebel über München, der den Abflug der einzig möglichen Maschine um 20 Minuten verzögerte, kam ich noch pünktlich an. Aber meinen Laptop habe ich in der Hektik vergessen. Da ich nun ohnehin schon in Berlin war, habe ich mich entschlossen, einen Tag dranzuhängen und die Web 2.0 Expo mitzunehmen.
Hat sich wirklich gelohnt. Sonst hätte ich zum Beispiel den Keynote von Luis Suarez von IBM versäumt, der die Teilnehmer dazu aufforderte, E-Mail aus ihrem Leben zu verbannen. „Mail macht Sie nicht produktiver, es macht die anderen produktiver“, lautete seine ketzerische These. Er kommuniziert inzwischen seit über neun Monaten mit Kollegen und Kunden nur noch über soziale Netzwerke und Community Platforme wie Xing, Facebook und Twitter. Die Zahl seiner Mails sei von 50 bis 100 am Tag auf 10 bis 20 in der Woche gesunken – „die meisten davon Anfragen an Outlook für F2F-Meetings.“
„Brecht das Primat der Inbox“, sagt Luis. Und ich bin geneigt, ihm recht zu geben, denn er macht irgendwas offensichtlich richtig. Er wohnt nämlich inzwischen auf den Kanarischen Inseln, hat sein Büro zumindest nominell in Holland und berichtet nach New York.
Ich würde jetzt gerne weiterbloggen, aber die hübsche Dame vom Empfang hat mich entdeckt und sagt, ich soll jetzt Schluß ma…
1. Ganz unbenutzt sind unsere Laptops heute nicht, ab und zu gibt es noch etwas zu tun.
2. Ich wollte Sie nicht an Ihrem Schlusswort hindern.
3. Trotzdem dankeschön!
Ich halte nichts davon, den E-Mai-Server abzuklemmen. Es geht um den souveränen Umgang mit diesem Tool. Social Networks können genauso zum Terror werden, wie Telefon und Handy auch.
Aber die Aktion, einen fremden Notebook zu kapern, ist cool, die neue Art von Grid-Computing :-))