Historischer Aktienkurs von eBay
Jahrelang schien es, als ob es keine direkte wirtschaftliche Verbindung zwischen den Welten vor und hinter dem Bildschirm geben würde. Während der Einzelhandel nach dem Zusammenbruch der Dotcom-Blase über Umsatzrückgänge klagte, wuchsen die Umsätze der eCommerce-Anbieter weiterhin zweistellig. Die Werber klagten jahrelang über rückläufige Etats – Online-Werbung eilte in der Zwichenzeit von einem Wachstumsrekord zum anderen.
Doch jetzt ist die Krise erkennbar auch im Cyberspace angekommen. Und es war ausgerechnet eBay,der den Anfang machte. Am Mittwoch mußte die größte Internet-Handelsplattform zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen Umsatzrückgang vermelden – zwar nur um einen einzigen Prozentpunkt gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahrs, aber immerhin. Bereits im zweiten Quartal hatte sich ein Abflachen der Wachstumskruve abgezeichnet: Statt der gewohnten zweistelligen Raten hatte man nur acht Prozent zugelegt.
Das spiegelt zum einen den allgemeinen Konsumverzicht angesichts der unsicheren Wirtschaftslage wider. CEO John Donahoe sprach im Analystenbriefing denn auch von „unruhigen Zeiten“ und „Herausforderungen“. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.
In Wirklichkeit rächt sich die strategische Entscheidung von eBay, ihr eigentliches Kerngeschäft – Online-Auktionen – zugunsten von konventionellen Festpreisangebotenzu vernachlässigen. Die Quittung folgt jetzt mit leichter Verzögerung. Da helfen auch die angekündigten oder bereits durchgeführten rigorose Sparmaßnahmen nicht. Die Markplatz-Aktivitäten von eBay, darunter die Tochter Schopping.com und der Tickethändler StubHub, schächelten mit einem Umsatzplus von nur vier Prozent im dritten Quartal am stärksten. Ohne die Umsatzerfolge des Bezahlplattforms PayPal (+27%) und des VoiP-Telefonportals Skype (+46%) wäre der Gesamtkonzern vermutlich tief in den roten Zahlen gelandet.
Donahoe will vorsichtshalber zehn Prozent seiner Leute entlassen und mit dem eisernen Besen durchfegen. Das alles wird den schleichenden Niedergang des einstigen Vorzeigeunternehmen der eCommerce-Szene nicht stoppen. Der Börsenkurs lag gestern bei $14,46, knapp ein Viertel des historischen Höchstwerts von fast $60.
Was eBay tun muß ist klar: Rückbesinnung auf frühere Tugenden, Refokussierung auf das Auktionsgeschäft, Zurückfahren der Festpreis-Angebot. Die Entscheidung im vergangen April, die Mißgeburt „eBay Express“ einzustellen, war ein Schritt in die richtige Richtung. Es muß mehr geschehen. Sonst könnte das Motto von eBay demnächst lauten: „Drei, zwei, eins – aus!“
Ich glaube eher, dass sich der Auktionismus überlebt hat. Der Aufwand scheint vielen Leuten zu hoch und der Vorteil ist nicht mehr erkennbar. Kürzlich hat mir ein Vater erzählt, der die zu klein gewordenen Kleider seiner Kinder versteigert hat, wie wenig lohnend die E-Bay-Prozedur ist. Gebrauchte Kinderkleider werden offenbar in Kisten versteigert (Überraschung!). Er hat so eine Kiste mit 28 Einzelteilen bestückt, teilweise hochwertiges Zeug. Das Höchstgebot lag bei einem Euro und verschicken musste er das auch noch. Kein Wunder, dass der seine Klamotten nächsten Mal wieder in die Kleidertonne vom Roten Kreuz steckt.
Außerdem ist vielen Käufern die Lust an Auktionen vergangen, weil die meisten inzwischen schon mal reingefallen sind. Leere Pakete, total schrottige Produkte oder gar keine Ware. Das ist alles viel zu unkalkulierbar und unbequem geworden. Deshalb tut sich Ebay schwer.
>Leere Pakete, total schrottige Produkte oder gar keine Ware. Das ist alles viel zu
>unkalkulierbar und unbequem geworden.
Aber das sind doch genau die Folgen der Fehlstrategie von eBay, sich in einen hundsgewöhnlichen Marktplatz zu verwandeln, in dem mehr oder weniger ehrliche Händler das Sagen haben. So lange eBay eine Basisveranstaltung war, mit Community-Gedanken und so, lief es meistens besser, weil anständige Menschen wie du und ich direkt miteinander gedealt haben. Dann kamen die PowerSeller und mit ihnen im Gefolge die Stinkstiefel, und es ging von da an bergab.
Ausserdem ist ebay viel zu teuer. Ich habe versucht für die Czyslansky Gesellschaft die Remington Noiseless Portable des großen Meisters zu ersteigern (Die mit der angeblich klemmenden Hochstelltaste)
Aber bei 16,50 Euro konnte das budgetär sehr kärglich ausgestattete Czyslansky-Museum nicht mehr mitsteigern.