adare-manor-hotel-golfDiese Geschichte ist so schön, dass ich sie unbedingt weitererzählen muss. Außerdem ist sie ein perfektes Beispiel dafür, wie man als Unternehmen Social Media richtig einsetzen sollte. Niemand will auf Facebook irgendwelche abgestandenen Pressetexte lesen, und auch die x-te Version Ihres Mission Statement interessiert keine Sau.

Was sie wollen sind authentische Geschichten. So wie diese.

Das Adare Manor Hotel ist eines der nobelsten Herbergen Irlands. Es liegt in einem Dorf westlich von Limerick und wurde im frühen 19ten Jahrhundert als Herrschaftssitz des Earl of Dunraven errichtet. Es liegt inmitten eines 3,4 Quadratkilometer großen Parks und Königin Victoria gab sich 1897 hier die Ehre. Das im Tudorstil errichtete Granitgebäude strahlt eine Erhabenheit aus, die auf Normalsterbliche nicht nur ein bisschen einschüchternd wirkt.

Daran änderte sich auch nichts , als der verarmte letzte Earl von Dunraven das Ungetüm 1982 an eine Investorengruppe verkaufte, die daraus eine Nobelherberge machte, komplett mit einem der schönsten Golfplätze der an Golfplätzen weiß Gott nicht armen Insel, wo 2008 und 2009 der Irish Open ausgetragen wurde. Mehrfach als das beste Hotel von Irland ausgezeichnet und mit Zimmerpreisen ab 480 Euro die Nacht, ist das Adare Manor (das übrigens gerade wegen Renovierungsarbeiten bis 2017 zu ist) nichts für Otto-Normalurlauber.

Meine Frau und ich fuhren mal dran vorbei, aber wir haben uns nicht reingetraut. So dick ist unser Geldbeutel nicht gepolstert. Aber seitdem ärgere ich mich schon ein bisschen, dass wir damals nicht angehalten haben.

Wenn ein solches Hotel also ein Imageproblem hat, dann höchstens das der Unerreichbarkeit. Hinter der hochragenden Steinfassde, so stellt man sich vor, herrscht vornehme Stille, allenfalls unterbrochen vom leisen Klingeln der Teekanne am Tassenrand, und die Bediensteten eines solchen Etablismenets müssen wohl eine Mischung sein aus Jeeves und einem Gymnasialdirektor. Um sich in einer solchen Umgebung zu Hause zu fühlen muss man mindestens Milliardär, besser aber Mitglied des europäischen Hochadels sein, oder?

Das Adare Manor hat eine Facebookseite, was an sich schon verwundert, denn die Queen wäre vermutlich darüber not amused. Umso überraschter war ich, als ich dort diese wunderbare Geschichte vom Stoffhäschen las.

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Sie fängt mit einem einfachen Foto an. Das Häschen sitzt etwas traurig und vergessen in einem Plüschsessel. Jemand hat ihn, so lesen wir, beim Frühstück liegen gelassen.

Diese Geschichte wiederholt sich jeden Tag in Tausenden von Hotels auf der Welt. Was dann geschieht, ist auch meist schon Routine: Die Verlustsache kommt an die Rezeption oder ins Lager. Wenn sich der Besitzer meldet, muss jemand ein Päckchen packen und zur Post bringen. Das deutet zusätzliche Arbeit und Ärger, aber was soll man machen als ordentlich geführtes Hotel? Danach geht man wieder zur Tagesordnung über.

Ich weiß nicht, ob im Adare Manor ein besonders gewiefter Mitarbeiter an der Rezeption saß oder ob irgendjemand in der PR-Abteilung viel auf Facebook unterwegs ist. Was jedenfalls dann geschah sollte in einem Lehrbuch für Social Media Marketing stehen, denn das kleine Häschen begann sich selbständig zu machen und wurde zum Thema einer fast perfekten viralen Kampagne.

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Das nächste Foto zeigt ihn im Gästebett, die TV-Fernbedienung in der Hand, neben sich eine Praline als kleines Betthupferl. Darunter der Text: „Ich muss heute Abend im Adare Manor übernachten. Hoffentlich werde ich morgen abgeholt.“

 

 

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Am nächsten Morgen sitzt das Häschen im Spa auf dicken Handtüchern mit Gurkenscheiben auf den die Augen, offensichtlich sehr entspannt. Da möchte man doch jetzt auch sein, oder?

 

 

 

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Etwas später sieht man das Häschen am Empfang, wo Rezeptionistin Claire versucht, seinen Besitzer per Telefon ausfindig zu machen.

 

 

 

Bild5Nachmittags lässt sich Häschen im Salon Tee servieren und blickt hinaus auf den weitläufigen Park, vor sich die Etagere mit den klassichen Begleitern des britischen High Tea: Scones, Kuchen und Sandwichs.

 

 

 

 

Bild6Danach will sich Häschen ein bisschen die Beine ausstrecken und lässt sich von Claire den Weg zeigen.

 

 

 

 

Bild7Abends dann die frohe Botschaft: Das Hotelpersonal hat mein Frauchen gefunden. Ich darf aber noch eine Nacht bleiben, bis ich morgen abgeholt werde – juhuu!

 

 

 

 

Bild8Die letzte Nacht wird stillecht im großen Doppelbett verbracht.

 

 

 

 

Bild9Am nächsten Morgen ist gerade noch Zeit für eine Massage durch die hübsche Kate, dann geht es heim!

 

 

 

 

 

Bild10Und dann das Wiedersehen mit einer jungen Dame, die direkt aus Central Casting stammen könnte: ein blondes Engelchen mit glücksstrahlendem Gesicht, Häschen eng umschlungen. Hach, wie ist das alles rührend! Wie im Märchen…

 

 

Bild11Es gibt sogar noch ein letztes Foto, auf dem Häschen zu Hause mit der süßen dreijährigen Kieran im Bett liegt, komplett mit dem Facebook-Erkennungszeichen „Daumen hoch!“

 

 

 

 

Bild13Aber die Geschichte geht weiter: Die örtliche Tageszeitung bekam Wind von der Aktion und schrieb einen kleinen Artikel. Daraufhin stand das Telefon von Sarah Ormston, der PR-Chefin von Adare Manor, nicht mehr still. Sogar bis ins ferne Amerika verbreitet sich die Geschichte, und der Sender ABC berichtete im Fernsehen und auf seinem Blog.

Bild12Eine solche Reaktion hätte sich das Adare Manor nicht in seinen kühnsten Träumen erhoffen können. Und die Medienleistung ist einfach unbezahlbar! Wie auch Medienprofi Deidre Ryan anerkennend postete:

So, und jetzt sagen Sie bitte nochmal: Facebook ist für ein Unternehmen nur Zeitverschwendung…

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