Seit Alters her haben Kaspar, Melchior und Balthasar als Überbringer wertvoller Geschenke in der christlichen Legendenliteratur einen ganz besonderen Platz: Am 06. Januar, so wurde mal errechnet, seien die Heiligen Drei Könige im Bethlehem im Stall angekommen, hätten das Jesuskind angebetet und ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe dargereicht. Grund, zumindest in Bayern einen weiteren Feiertag zu begehen, aber das ist eine andere Geschichte.
Biblisch bezeugt ist das nicht, aber das macht nichts. Das tumbe Glaubensvolk schmückt sich alles so lange aus, bis es schön und rund ist.
Das tumbe Wahlvolk macht übrigens auch nichts anders. Daher heißen drei andere „heilige Könige“ momentan Philipp, Daniel und Guido, sind bis auf weiteres Minister der aktuellen Bundesregierung und huldigen… Ja wem denn?
Zunächst mal sich selbst. Und das war’s dann auch schon.
Geschenke ans breite Volk verteilen sie auch nicht, höchstens Versprechungen und Koalitionssprengstoff: Gaben erhalten nur wenige, man denke nur an das Hotelsteuer-Privileg.
Was Rösler, Bahr und Westerwelle mit den Heiligen Drei Königen zu tun haben (nach den drei Weisen fragen wir lieber gar nicht mehr), liegt auch für die Liberalen in einer Jahrtausende überdauernden Tradition. Seit 1966 (also im vorangegangenen Jahrtausend) treffen sich die Blau-Gelben zum Dreikönigstreffen, beweihräuchern sich dort selbst, versprechen goldene Zeiten und suchen im Myrrhe-Rausch nach einem Stern, der sie durch finstere, widrige und stürmische Zeiten zuverlässig immer wieder auf die Regierungsbank, zumindest aber ins Parlament leitet.
Allerdings sind die Zeiten, in der Genscher, Hamm-Brücher und Lambsdorff königlich waren, vorbei. Mittlerweile sind die Drei zu Partei-Übervätern mutiert, und ihr Eleve Möllemann als buchstäblich gefallener Stern vom Himmel herniedergestürzt. Seit dem geht’s rasant abwärts ins Jammertal.
Zumindest ist Hasso Mansfeld davon überzeugt. Also hat der Bingener Agenturinhaber via Facebook öffentlich dazu aufgerufen, den 06. Januar, also den Tag der Heiligen Drei Könige eine neue Bedeutung zuzuordnen:
„Sie sind genervt von der FDP?“, heißt es auf einer FB-Seite. „Machen Sie mit beim ersten FDP Hate Day an Heilige Drei Könige. An diesem Tag, der für die Partei traditionell von großer Bedeutung ist, trifft Ihre Kritik die FDP besonders hart.“
Eingeladen hat Mansfeld für diese Aktion rund 3.000 Facebook-User der Fanpage des Vereins „FTP Liberté„, dessen zweiter Vorsitzender er ist. Das ist eine durchaus liberale Truppe, allerdings ein provokanter und schmerzender Stachel im Sitzfleisch der Kanzlermacher-Partei. Oder eben mehr: Eine fünfte Kolonne in den eigenen Reihen?
Das Bild passt nicht wirklich, denn subsersiv ist ganz und gar nicht, was Mansfeld und Co als Angebot bereithalten: „Wir veröffentlichen am FDP HATE DAY Ihre ganz persönliche FDP-Kritik als Motiv auf unserer Facebook-Seite und werden versuchen, uns damit konstruktiv auseinanderzusetzen. Nutzen Sie diesen einmaligen Aktionstag, um Ihrem Hass auf die Freidemokraten mal so richtig Raum zu geben!“
Wundersame Methoden, die Mansfeld, der Entwickler „von Strategien und Inhalten für die Kommunikation für Unternehmen“, wie es auf seiner Firmeninternetseite heißt, entwickelt. Nicht ganz unbescheiden nimmt er für sich in Anspruch „die Fähigkeit, ökonomisch-gesellschaftliche Entwicklungen begreifen und einschätzen zu können. Fähigkeiten, die in erster Linie Intellektualität, ökonomischen Sachverstand und Persönlichkeit bedingen.“
Damit empfiehlt er sich natürlich nicht nur seinen potentiellen Kunden, sondern auch dem politikinteressierten Mitmenschen, denn davon soll es ja noch eine Handvoll geben.
Aber eigentlich ist das Ganze ganz anders gemeint: „Wir lieben die FDP und stehen zu ihr – in guten wie in schlechten Zeit. Wir rufen auch nicht zu Hass auf die FDP auf, denn der ist schon da. Verunglimpfungen, Beschimpfungen und substanzlose Kritik an der FDP gehören hier bei Facebook zu unserem Alltag“ heißt es weiter unten in einem Pinnwandeintrag.(s. rechts)
„Alles, was wir tun, ist dieser Kritik eine kontrollierte Plattform zu geben, denn nur dort hat man die Möglichkeit, unter den Augen der liberalen Öffentlichkeit konstruktiv darauf zu reagieren. Es wäre das erste Mal, dass FDP-Kritiker, die Facebook nur allzu oft als Ventil für ihren Ärger nutzen, auch eine anständige Antwort bekommen können – und zwar von Menschen, die die FDP wirklich kennen. Wir suchen also ganz gezielt den Facebook-Dialog mit FDP-Kritikern, die an anderer Stelle hartnäckig wegignoriert werden. Irgendwer muss schließlich irgendwann in die Offensive gehen, sonst wird die FDP auch noch in 100 Jahren als kinderfressende, von Lobbyismus geprägte Mövenpick-Klientelpartei der Ärzte, Anwälte und Hoteliers wahrgenommen.“
So – jetzt wissen Sie’s. Und der verbliebene Restbestand der Liberalen in unserem Lande weiß es auch…
Bilder: Screenshots vom 09.11.2012