Träumen Sie nicht manchmal auch davon, den Smartphone einfach mal auszuschalten und in aller Ruhe den Feierabend zu genießen? Dazu fehlt mir, ehrlich gesagt, die nötige Selbstdisziplin. Ich freue mich höchstens auf den Jahresurlaub im unberührten Südwestkreta. Dort in der „Wilden Svakia“ gibt es nur draußen auf der Landzunge vor dem Hotel Handyempfang. Man muss also eine Viertelstunde laufen, und dazu bin ich dann meistens viel zu faul. Vielleicht sollte ich mich bei Volkswagen bewerben. Die haben das Problem souverän gelöst: 30 Minuten nach Arbeitsschluss wird der firmeninterne Blackberry-Server einfach abgeschaltet. Eine entsprechende Betriebsvereinbarung betrifft rund 1.200 Tarifmitarbeiter und ist mit dem Betriebsrat abgestimmt. Offenbar waren einige Chefs in Wolfsburg der Ansicht, dass ihre Untergebenen rund um die Uhr per Mail erreichbar zu sein hatten. Damit ist jetzt Schluss. Die Telefonfunktion des Blackberry ist allerdings davon nicht betroffen. Es bleibt dem Chef also unbenommen, abends beim Mitarbeiter durch zu klingeln und ihm Dampf zu machen. Doch dagegen gibt es ja ein bereit bewährtes Mittel: den Ausschaltknopf…
Ergänzend müsste man erwähnen, dass die Server nur für den „Mittelbau“ abgeschaltet sind. Das Top-Management kann/soll/muss nach wie vor erreichbar sein.
Bleibt auch die Frage, ob die Vorgesetzten tatsächlich wollten, dass ihre Leute (von ihnen) rund um die Uhr erreichbar sein sollten. Kann ebenso gut sein, dass es genug Haudegen gibt, die selbst der Meinung sind, sie müssten rund um die Uhr „funktionieren“. Solche Menschen gibt es nämlich aus. Sei es aus Angst vor Ersetzbarkeit, Profilierungssucht, Karrierestreben, Angeberei oder sonst was… Menschen mit dem „Ich bin Wichtig“-Syndrom gehen maximal auf Stand-by-Modus, aber sie schalten nie ab.
Ich verstehe das nicht wirklich. Ich schreibe eine Mail an meine Kollegen, um auszudrücken, dass sie sie beantworten können, wenn sie wieder arbeiten. Sonst würde ich ja anrufen (was ich nur im äußersten Notfall tue, als seltener als dreimal im Jahr 🙂 )
Ich verlange nicht, dass alles sofort beantwortet wird – tue ich umgekehrt ja auch nicht. Manchmal arbeite ich gerne nachts. Oder am Wochenende. Und da schicke ich gerne meine Mails gleich los – wieso auch nicht? Gut, man muss es ein bisserl beobachten. Wenn ich postwendend Antwort bekomme, erwähne ich sicherheitshalber, dass es das nicht gebraucht hätte.
Anrufen hingegen erfordert snychrones Handeln. Deshalb war ich vor über 20 Jahren so fasziniert von Mail. Das ist unaufdringliche, asynchrone und, seit es über Internet stattfindet, schnelle Kommunikation.
Umgekehrt mag ich es, jederzeit abchecken zu können, ob was anliegt. Ich würde mich bei VW also beim Betriebsrat bedanken für die „tolle“ Aktion. Das ist populistische Maschinenstürmerei. Besser, man kümmert sich um vernünftige und menschliche Regeln im Betrieb. dann klappts auch mit der Kommunikation.
@svb: Ich ruf dich mal an!
Folgende Mail von Sebastian an einen seiner Mitarbeiter wurde mir letztens zugespielt, sie zeigt wie sehr SvB daran gelegen ist gerade am Wochenende eine freundliche und unverbindliche Kommunikation mit seinen Mitarbeitern zu pflegen:
Sehr geehrter Herr Knecht (Name geändert),
sollten Sie tatsächlich der Meinung sein, Sie müssten am Sonntag Nachmittag nicht arbeiten, weil Sie aufgrund Ihrer überragenden Leistungen eine gewisse Unersetzbarkeit im Unternehmen erreicht haben, müssen Sie diese doch nicht ganz unwesentliche und relativ dringende Mail natürlich nicht beantworten, ansonsten erwarte ich von Ihnen …. (gekürzt)