Einfache Rezepte mit großer Wirkung
– das ist, was Thorsten Lange und Sebastian Hermann für Zeit Online regelmäßig veröffentlichen. Im Blog der Zeit gibt es dafür extra die Rubrik Rezeptor. Mal ist es Kohlsüppchen mit Zander, mal ist es der gute alte Bohneneintopf.
Dann wieder servieren uns die beiden Autoren Tortiglioni mit Chorizo und Fenchel, so geschehen am 03. Januar 2013. Es brauchte nicht lange, bis dieses einfache Rezept seine große Wirkung entfaltete – allerdings anders, als die beiden Blogger es erwartet hatten.
Dazu muss man dreierlei wissen:
1. Tortiglioni sind kurze Röhrennudeln italienischer Provenienz. Sie eignen sich hervorragend für Gerichte mit Käse- oder Fleischsauce, da ihr „Innenleben“ sehr viel Sauce aufnehmen kann.
2. Fenchel ist ein weltweit verbreiteter Doldenblütler, seit Alters her im mediterranem Raum als Speisepflanze und Medizin bekannt. Er wirkt magen- und darmberuhigend bei Völlegefühl, hilft bei Atembeschwerden und dient – in heiliger Allianz mit Anis – als Grundsubstanz für Pastis.
Das dürfte allgemein bekannt sein.
3. Chorizo ist eine feste, grobkörnige Rohwurst aus Schweinefleisch, die mit mit Paprika und Knoblauch gewürzt ist. Heimat dieser Wurst ist die iberische Halbinsel, weshalb sie in Spanien Chorizo [tʃo’ɾiθo] oder katalanisch Xoriço [ʃu’ɾisu] genannt wird, in Portugal Chouriço.
Das weiß vielleicht nicht jeder, deshalb erwähnen wir es hier. JFranznot aber weiß das ganz genau.
Und JFRanznot ist bitte wer?
Keine Ahnung. Auf alle Fälle empört er sich in seinem ersten Kommentar zum Rezept Tortiglioni mit Chorizo und Fenchel auf dem Zeit-Blog. Und zwar nicht über eine möglicherweise fehlerhafte Rezeptur oder die Ungenießbarkeit des Nachgekochten. So profan ist seine Erregung nicht.
Ich bin strikt gegen Kontaminationen. So schreibt er oder sie. Wir sind schon genug globalisiert, ohne dass uns noch interkulturelle Rezepte suggeriert werden. Als ob es nicht genug italienische rezepte für Pasta-Saucen gäbe! Ist so ein Monstrum wie die Pizza mit Südtiroler Speck oder die Spagetti mit dem im Mitelmeer nicht vorhandenen Lachs. Wann kommt der Saumagen mit Mango Chutney? (zitiert mit den Originalschreibfehlern).
Als erkennbarer Globalisierungsgegner treibt er es ganz schön weit. Spanische Wurst gehört nicht mit italienischer Pasta verpaart, genausowenig wie Spaghetti mit Lachs – meint er und prescht gleich mal apodiktisch vor. Denn es klingt nicht so, als ob Widerspruch geduldet würde.
Aber genau den hat er, was nicht weiter verwunderlich ist, provoziert. User TeaREx kontert umgehend: @1: Was sind denn dann Nudeln mit Tomatensauce? Auch verboten? Nudeln stammen aus China, Tomaten aus Mittelamerika.
Ins gleiche Horn stößt User vera sagt die wahrheit: Wieso brauchen wir jetzt auch noch eine Diktatur des erlaubten Essens? Eine gute Frage, finden Sie nicht?
Und auch User Logeg gibt seinen Senf dazu: Kontaminationen: Kein Pfeffer auf deutsche Schweinebraten! Kümmel, so möchte man sich an einen alten Witz von Gerhard Polt erinnern, darf natürlich auch an das deutscheste aller deutschen Essen. Auch wenn Kümmel nun mal – so der bitterböse Sketch vom Polt- zum Türken gehört.
Derweil die Diskussion um JFranznots sichtliche Erregung im Zeit-Blog verebbt, hat sich die Twittergemeinde des Themas kurz mal angenommen und es durch’s digitale Dorf gejagt. Selbstverständlich höhnisch und zynisch gleichzeitig, wie sollte es bei „Elite-Twittern“ auch anders sein?
Dabei könnte sich JFranznot das Leben so viel leichter machen. Denn er muss ja nicht das, was man seit den 80er Jahren des vorangegangenen Jahrhunderts als Fusionsküche bezeichnet, nachkochen.
Die einen nehmen’s gelassen, für die anderen geht es – mal wieder – um die Wurst.
Bilder: Wurstbild von Wikipedia, Ardo Belz, Screenshot vom Zeit-Blog