Es gibt gar keine Digitalen Eingeborenen

Es soll ja Leute geben, deren Kopf nicht mehr mitkommt bei all dem Internet-Gedöns. Manche von ihnen schreiben darüber sogar ganze Bücher, und die sind dann Bestseller, weil es vielen Leuten vermeintlich so geht.  Aber es gibt Alte, deren Kopf noch prima funktionieren, und Junge, die komplett überfordert sind. Das ist in Wahrheit keine Frage des Alters, sondern der Einstellung.

Deshalb verwenden Ossi Urchs und ich in unseren neuerschienenen Buch „Digitale Aufklärung – Warum uns das Internet klüger macht“ den Begriff „Digital Natives“ nur spärlich und mit starken Einschränkungen. In Wirklichkeit hängt die Anpassungsfähigkeit des Einzelnen an die sich ändernde Kommunikationswelt mit der Art und Weise zusammen, wie wir unsere unmittelbare Umgebung erleben und auf sie reagieren. „Digitale Eingeborene“ sind also nicht diejenigen, die nach 1989 geboren sind, sondern diejenigen, die gelernt haben, sich mit den Phänomenen Vernetzung und Beschleunigung der Wirklichkeit auseinander zu setzen, und beides so zu nutzen, wie es für sie am besten ist. Digitale Kompetenz hat nichts mit biologischem Alter zu tun, sondern hängt viel mehr von der Fähigkeit ab, neue Bedingungen und Entwicklungen auch als solche zu erkennen und neu zu denken. Davon handelt unsere siebte These:

These 7: Das Leben in einer derart grundsätzlich anderen Welt wird damit komplexer, aber nicht komplizierter, sondern einfacher. Ganz anders stellen sich solche disruptiven Momente für die Nutzer der neuen Technologien und Medien dar, die gerade vor ihren Augen entstehen: Da sie die Folgen weder absehen noch managen müssen, können sie die neuen Möglichkeiten einfach genießen. Oder sie können sich für den Versuch entscheiden, sie zu verstehen.

Das ist in einer Welt, die sich gerade in diesen disruptiven Momenten grundsätzlich neu und anders darstellt, sicher nicht ganz leicht, aber allemal ein Versuch wert. Denn im Erfolgsfall winkt immerhin die Erkenntnis, dass das Leben in einer derart gewandelten Wirklichkeit zwar komplexer werden mag, aber damit nicht notwendig komplizierter oder gar schwieriger werden muss. Im Gegenteil: Wer die neuen Errungenschaften richtig zu nutzen versteht, oder bereit und in der Lage ist, das Neue zu erlernen, dem können sie das Leben auch einfacher oder reichhaltiger gestalten. Die Voraussetzung dafür ist allerdings die Bereitschaft, sich selbst einer gehörigen Anstrengung auszusetzen.

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