Gehört auch ihr zu den Christen, die nicht mit Bestimmtheit sagen können, ob ausser der jährlichen Christ-Mette auch noch andere Veranstaltungen in einer Kirche stattfinden?
Also, hätte ich nicht ein paar Semester Theologie studiert (mit eifrigem Bemüh’n đ ) und hätte nicht ein paar Kinder taufen, konfirmieren usw. lassen (ach ja geheiratet hab ich auch kirchlich), ich wäre mir nicht sicher. Auch ich bin ein „Weihnachtskirchgänger“.
Ansonsten liebe ich es Dome, Kathedralen, Klöster und Kapellen als Kunstliebhaber zu bewundern. Neulich war ich mal wieder im Wiener Stephansdom – überwältigend!
Auch wenn also Glaube und die Religiosität in meinem Leben jetzt nicht gerade die Hauptrollen spielen, so habe ich zumindest tiefen Respekt vor ihnen. So würde es mir niemals einfallen eine Kirche zu betreten, ohne den Hut abzunehmen. Das sehen aber die meisten Deutschen vermutlich anders. Während also der Österreicher, so wie auch ich, selbstverständlich mit dem Hute in der Hand die Kirche betritt, meint der deutsche Tourist – man erkennt ihn am Rucksack, an der Plastik-Funktionskleidung und den Trekkingschuhen – dass man eine Schnabelmütze oder Kopfsocke ruhig aufbehalten kann – es ist ja immer so kalt in der Kirche.
Bin ich, als begeisterter Hutträger, gehässig oder allzu blasiert, wenn ich einen Zusammenhang zwischen der Art der Kopfbedeckung und dem Grad des kulturellen Niveaus herstelle?
Bin ich vermutlich, aber egal ich freue mich auf die Christ-Mette und meinen Ausseer werde ich dabei ehrfurchtsvoll in der Hand halten.
Den Hut in der Kirche abzunehmen ist eine Frage des Respekts – nicht gegenüber dem lieben Gott, aber gegenüber den Gläubigen. Dem lieben Gott ist das wohl eher egal. Es gibt wahrlich wichtiger Dinge, um die er sich nicht kümmert. Und hätte er eine anständige ästhetische Grundausbildung genossen, würde er die Schnabelmützenträger sowieso in die ewige Verdammnis befördern und seinen Engeln Hüte verordnen. Das wäre kleidsam, kaum belastend und würde beim Fliegen für zusätzlichen Auftrieb sorgen. Jedenfalls bei einem klassischen Fedora von Borsalino.
In den letzten hundert Jahren hat sich in Sachen Hut-Design ja eigentlich nichts mehr getan. Diese neumodischen Dinger sehen alle irgendwie evangelisch aus.
PS: Klassische schwarze Strickrundmützen mag ich im Übrigen durchaus noch gelten lassen. Doch stellt sich hier das Problem der Kirchen nicht, werden sie doch bevorzugt von türkischen Muslimen und aufgeklärten Freunden Czyslanskys getragen. Aber Christophs Oracle-Käppi und die Yankee-Verkleidung von Tim – das geht gar nicht!
Zum Thema Kopfbedeckung (ohne jeglichen religiösen Hintergrund): Bin gerade dabei auf breiter Basis der guten alten, vollkommen zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Eselsmütze ein Revival zu bereiten. Immer, wenn einer Scheiß baut („fail“ im Neu-Französischen), dann muß er/sie/es für den Rest des Tages die graue Mütze mit den langen Ohren tragen. Nach erster Hochrechnung ein kaum zu überschauender Absatzmarkt.
Natürlich müsste dann man die auf dem Weg zur Beichte oder auch beim Betreten einer evangelischen Kirche absetzen. Aber auch nur dort, sonst bleibt die gefälligst drauf!
Ich bete an die Macht der Hüte, und so? Wenn man bedenkt, woran Menschen sonst so glauben (oder glauben gemacht werden), dann ist das vielleicht gar nicht so mal absurd wie es zunächst klingt.
Im Übrigen bin ich seit Kurzem ordinierter Priester der Kirche der Dudes der Letzten Tage (Church of Latter Day Dudes). Unser großes Vorbild ist der Große Lebowski (vermutlich ein Nachfahre von Czsylansky!). Unser Credo lautet: „Take it easy, Dude!“
Hi your dudeness, Tim. Joined in with Alex recently. Gotta take a nap now.
@michael:
>Den Hut in der Kirche abzunehmen ist eine Frage des Respekts â nicht
>gegenüber dem lieben Gott, aber gegenüber den Gläubigen.
Wieso haben Leute, die an außersinnliche Wahrnehmung glauben und amdauernd vorsätzliches Unwissen in Tateinheit mit Intoleranz begehen, Respekt verdient? Mitleid, okay. Hilfe schon eher. Wir Atheisten sind viel zu nett. Das haben die Gotteswahnsinnigen (siehe auch Richard Dawkins) nicht verdient.