Atombusen?
Sie erinnern sich?
Dann gehören Sie vielleicht auch zu einer Generation Leute (meist männlichen Geschlechts) die enorme weibliche Oberweiten als „Atombusen“ bezeichneten. Früher war das. Ja, ich weiß, in einer Zeit, in der wir nichts hatten.
Doch hatten wir. In der Grundschule.
Eine Lehrerin namens Frau Nimms (oder so ähnlich, ich weiß es nicht mehr).
Diese omipräsente, ominente wie üppige und imposante Person, bei der uns Schuljungen nie auch nur eine Unterrichtsstunde gegönnt war, zeichnete vor allem eines aus: Eine mehr als mütterliche Brust.
Wir – und nicht nur wir Jungs – sprachen respektvoll tuschelnd vom „Atombusen“. Das Wort hatten wir aufgeschnappt, vermutlich aus einem Schmuddelheftchen, wie sie beim Friseur im Zeitungskorb lagen.
Das geschah natürlich weder in Gegenwart des Lehrkörpers noch am elterlichen Mittagstisch. Dort rutschte das Wort höchstens einmal heraus, bevor der tadelnd strenge elterliche Blick uns klar machte: Diese Ausdruck war verpönt. Aber irgendwie schön….
Und heute?
Heute gibt es den Verein WiN. Das ist natürlich ganz etwas anderes: Women in Nuclear, verbirgt sich dahinter. Eine hoffnungslos inspirationslose, überaltete Internetpräsenz gibt wenigstens ansatzweise Auskunft: Women in Nuclear ist eine weltweite Organisation von Frauen, die in den unterschiedlichsten Berufsfeldern mit dem Thema Kernenergie und Strahlenschutz – auch in der Medizin – in Berührung kommen und sich zum Ziel gesetzt haben, die Öffentlichkeit über diese Themen zu informieren. WiN Global hat bisher über 3.000 Mitglieder in 80 Ländern.
Und – was man sonst vielleicht noch wissen sollte: Women in Nuclear möchte keine „typisch“ feministische Bewegung sein und auch nicht als gegensätzliche Organisation zu anderen Bewegungen für die Kernenergie verstanden werden. Wir vertreten die Meinung, dass gerade Frauen zu einem technisch schwierigen, aber gleichzeitig hoch emotionalisierenden Thema wie der Kernenergie den Zugang zu anderen Frauen mit einer „typisch weiblichen“ Kommunikation eher bewerkstelligen.
Gerade aber diese typische weibliche Kommunikation und die erklärte nicht typisch feministische Bewegung wird möglicherweise jetzt auf eine Nagelprobe (Nein: Kein Herrenwitz!) gestellt. Derzeit macht auf Twitter ein höchst emotionales Satire-Plakat die Runde, das reichlich Zündstoff bietet und Ursache für einen neuen #Aufschrei oder einen der beliebten Shitstorms werden könnte, bis der Bundespräsident vielleicht wieder eine Blutgrätsche a la „Tugend-Furor in der Sexismusdebatte“ liefert.
Natürlich handelt es sich um eine Collage in bester John-Heartfield- oder Klaus-Staeck-Manier. Beide angegebenen URLs wissen nichts von der Kampagne. Google verweist auf einen Miss-Nuclear- bzw. Miss-Atom Beauty-Wettbewerb in Russland. Womit sich der Kreis schon fast wieder schließt: Die älteren Leser werden sich sicher noch an die sowjetischen Kugelstoßerinnen der 70er Jahre erinnern. Sicher keine Schönheiten, und sicher keine Kandidatinnen für entsprechende Wettbewerbe. Aber von enormer Fülle, so dass man schon den zynischen Scherz vom Strahlenunfall hätte machen können. Nur gab es solche Scherze in der Zeit vor Harrisburg und Tschernobyl noch nicht. Damals war Atomstrom noch sicher, betrieb die Kanzlerin FKK (auch ein wunderbares Foto, das derzeit bei Twitter die Runde macht), und alles war da, wo es hingehörte. Die Kugelstoßerinnen wurden „Mannsweiber“ genannt, man hatte Angst oder zumindest Respekt vor solchen Frauen. Andere Frauen bewunderte man wegen ihrer Oberweite, die man (s.o.) in der präfeministischen und -ökobewegten Zeit noch Atombusen nennen durfte – zumindest, wenn man noch ein Knirps der Grundschule war.
Das war – Sie ahnen es – in einer Zeit, in der wir noch nichts hatten. Auch keine WiN. Und keinen Aufschrei.
Eine Antwort
Ich verstehe deine Aufregung nicht: natürlich kann man auch heute noch von „Atombusen“ sprechen. Warum nicht? Ein schönes Beispiel für einen Atombusen ist zum Beispiel der „Bottnische Meerbusen“ (schwedisch „Bottniska viken“; nein, auch kein Altherrenwitz) zwischen Schweden und Finnland. Dort liegen u. a. das schwedische Atomkraftwerk Forsmark samt dazugehörigem Endlager und das finnische AKW Olkiluoto, ebenfalls mit benachbartem Endlager. Der Busen ist recht kalt und so kommen im Winter auf ihm nur Eisbrecher zurecht.