Genderwahn, wohin man sieht. Nun hat der australische Premierminister Tony Abbott, seines Zeichens ein Konservativer ein Machtwort gesprochen: „Lasst Jungs Jungs sein und Mädchen Mädchen!“
Tony Abbott findet geschlechtsneutrales Spielzeug Unfug und kritisiert die Kampagne der australischen Grünen, „No Gender December“. Diese will er nicht unterstützen, so berichtete gestern unter anderem der Welt.
Hintergrund des Ganzen ist die Forderung der australischen Grünen Larissa Waters nach geschlechstneutralem Kinderspielzeug unterm Weihnachtsbaum – eben No Gender December.
Während also die politisch korrekten Eltern Barbie-Spielzeug, Puppen, ja sogar Playmobil und Legomännchen von den Wunschzetteln streichen müssen, Prinzessin Lillifee, My Little Pony und ähnliches bonbonrosafarbenes Mädchen-Spielzeug den Genderfanatikern Albträume bescheren müsste, zeigt sich die Erwachsenenwelt ganz entspannt… zumindest, wenn ich den Werbetreibenden hierzulande Glauben schenken darf. Die nämlich umwerben in männeraffinen TV-Umfeldern Digitalradios, Navigationssyysteme und Baumarktprodukte während Frauen nach wie vor laut Werbung am einfachsten mit Produkten aus der Parfümerie oder vom Juwelier zu beschenken sind. Genderneutral? Von wegen – Stereotype, in welchen Werbeblock man auch zappt, in welche Zeitungsbeilage man auch schaut. Nicht, dass mir das was ausmacht…
… aber Luisa-Abigail, Jerome und all den anderen hyper-korrekt erzogenen Kindern.
Während also vermutlich die kleine Luisa-Abigail bald stinkwütend unterm Baum hockt und kein Interesse an der pädagogisch wertvollen, aus biologischen Werkstoffen gefertigten, aggressionsfreien Holzspielzeugeisenbahn hat, sprüht sich die Bindestrich-Doppelnamen Mutti schnell einen Spritzer edlen Duft aus dem Flacon an den Hals, küsst ihren Mann und versprüht funkelnd-verführerische Blicke.
Auch Jerome findet niemanden, der Lust hat, mit ihm das No-Win-Spiel aus Tansania zu spielen, er selbst hat ja keine Lust. Enttäuscht zieht er sich zurück. Es gab weder die Transformers mit Batteriebetrieb und täuschend echtem Soundmodul noch den ferngesteuerten Hubschrauber, den sein Cousin Max-Günther letztes Jahr bekommen hat und so treffsicher gleich nach dem Start in den Christbaum abstürzen ließ.
Auch der ambitionierte Vater Rüdiger ist nicht wirklich glücklich. Er denkt gerade wehmütig an seine Kindheit zurück, als er eine Carrera-Bahn bekommen hat und gleich mit seinem Vater aufgebaut hat, während seine Mutter Rüdigers Schwester half, Barbie in die engen Leggings zu stopfen, (ein Schicksal, das mir als Vater auch nicht erspart blieb. Ich habe, ohne als Mann Schaden zu nehmen, Dutzende Barbies meiner Cousine und später meiner Töchter eingekleidet). Dieses Jahr hat Rüdiger einen Ratgeber für sein persönliches Gesundheitsmanagement bekommen; ein Buch über Männerkrankeiten im zunhmenden Alter und was er vorbeugend dagegen tun kann. Als ob er mit so einem Geschenk spielen könnte. Dabei hätte er so gern das korische Schäfermesser bekommen. Nicht, dass er das Messer braucht (anders als den Gesundheitsratgeber), nicht dass er mit so einem Gerät wirklich spielen kann. Aber gehabt hätte er es doch sehr gern.
Früher, denkt er, da war die Welt auch noch in Ordnung, da gab es zum Beispiel auch noch anständiges Fondue und kein vegetarisches Festtagstofu nach der Bescherung.
Oh tempora, oh mores.
Derweil ich auf dem Sofa sitze und Abbotts Machtwort lese, läuft im Radio ein Song des niederländischen Singer-Songwriters Milow. Irgendwie habe ich den Titel schon mal gehört, aber ich weiß den Namen nicht mehr. Also Handy gezückt, Shazam-App geöffnet und herzhaft gelacht:
Denn Shazam schert sich einen Dreck um den Genderwahn und ordnet Milow eindeutig dem falschen Geschlecht zu, denn Schotte ist er ja wohl nicht:
In dieser App ist die Welt auch noch in Ordnung. Nehmt das, Ihr Genderwahnsinnigen.