Früher brauchte man einen italienischen oder Stuttgarter Sportwagen, Breitreifen, Niederquerschnittfelgen, oder wenigstens einen Manta mit Ralleystreifen und Spoiler, um andere zu beeindrucken und sich so richtig wichtig zu machen. Eine Harley, ein Porsche, ein Rivaboot, das waren noch richtige Schwanzverlängerungen. (Notiz an mich: Schwanzverlängerung sagt man nicht mehr, das heisst jetzt Penis Enlargement)
… Aber heute?
„Du, mich findest übrigens auf Google Platz 1, wenn du suchst unter [Beliebige Branche einfügen]!“, heisst es heute in Angeberkreisen.
Eine Top-Platzierung in der Suchmaschine ist der neue Porsche. Sagte man früher Porschefahrern neiderfüllt nach, sie hätten bestimmt einen kleinen Penis, so ist das vielleicht eine Logik, die auch bei den Günstlingen von Google Anwendung finden könnte, ich weiss es aber nicht.
Was ich weiss ist, dass es inzwischen das allerwichtigste ist, ganz oben zu stehen, auf der ersten Seite natürlich. Und um das zu erreichen wird getrickst und geschoben, getuned und geschraubt. Metatags und Backlinks sind die Fuchsschwänze und Alufelgen der Internetgesellschaft. Die Suchmaschinenoptimierer sind die neuen Autotuner, genauso sympathisch und hochseriös kommen sie meist auch rüber: Schrauber mit Maus und iPad (Ich hätte statt iPad auch Notebook oder PC schreiben können, aber ich hoffe durch eine häufige Verwendung des Wortes iPad, besser gefunden zu werden)
Die SEO Glücksritter, schlendern lässig ins Kundenmeeting und versprechen großspurig und mit einer bewundernswerten Selbstsicherheit:
„Ich bring Sie bei Google ganz nach oben, kein Problem – erste Seite, Ehrensache! Wir kaufen ein paar hundert Backlinks, optimieren ihren Code, sprechende URLs, kein Problem, zack zack sind sie oben …“
Irgendwie klingt das befremdlich und doch ganz vertraut. Als ich noch beim Film war, hörte man an lauen Sommerabenden auf der Münchner Leopoldstrasse immer wieder Sätze wie:
„Ich bring dich ganz groß raus, Kleine. Ich sehe deinen Namen schon vor mir – in goldenen Lettern an der Croisette in Cannes.“
Das hat übrigens erstaunlich oft und gut funktioniert und es wurde mit so einem Spruch schon so manches Mädel in den schräg auf dem Bürgersteig geparkten Schlampenschlepper Sportwagen gelockt. Und dann gibt es noch – heute wie früher – die, die einfach ihr Ding machen, ihr Leben führen, ihre Webseiten und Blogs mit Inhalten füllen und auch irgendwann von den/der „Richtigen“ gefunden werden.
Wenn ich „Tim Cole“ google, belege ich 8 der ersten 10 Plätze! Wenn ich czyslansky dazu zähle, sind es sogar 9. Nur bei Adobe gibt’s so einen Kerl, der auch Tim Cole heißt und offenbar ein InDesign-Guru ist, der macht meine „perfect ten“ kaputt. Aber ich arbeite noch dran…