Hagen – das ist eine Stadt mit knapp 200.000 Einwohnern. Eingeklemmt zwischen Dortmund im Norden und dem Sauerland im Süden, einst irgendwie ein wenig zum Ruhrgebiet gehörend und irgendwie dann doch wieder nicht.
Diese Stadt muss man nicht kennen, wenn man nur weit genug weg wohnt. Ich kenne sie trotzdem, ich bin da geboren. Das macht das Tor zum Sauerland, wie Hagen sich gern selbst bezeichnet, nicht besser oder schlechter.
In Hagen geht’s zu wie überall in vergleichbaren Städten, hier eine Schlägerei, dort eine Randale mit Betrunken im Ortsteil Altenhagen. Ein toter Hundewelpe, der vom Dach fällt, ein 17Jähriger, der mit einem Baseballschläger ein Auto zertrümmert, Dachstuhlbrände, Diebstahl und Blitzmarathon.
Das alles und noch viel mehr beschäftigt und twittert die Hagener Polizei seit Februar 2015. Seit dieser Zeit ist die Dienststelle in den sozialen Netzen Twitter und Facebook unterwegs. Das schafft Bürgernähe und Transparenz. Immerhin knapp über 170 Follower haben die Beamten mittlerweile… Leute, die sich aus erster Hand über die Verbrechensbekämpfung und die Maßnahmen für Sicherheit und Ordnung zwischen Lenne und Volme informieren wollen. Und ich schau auch ganz gern mal in den Account, das gebe ich zu.
Bemerkenswert ist, dass die Beamten ihrem Account und der üblichen interaktiven Reply-, Mention- und Retweet-Sucht der Twitterer erstaunlich viel zutrauen. Jedenfalls so viel, dass sie sich deutlich genötigt fühlen, im Header zu ihrem Account sowie in der „Bio“, also der kurzen Selbstdarstellung, darauf hinzuweisen, man solle im Notfall doch bitte die 110 anrufen.
Heißt das, ich darf der Polizei ein Verbrechen nicht per Twitter zur Anzeige bringen, bei Bedrohung die Beamten nicht über einen Tweet um Hilfe rufen?
Vermutlich schon, denn zu Recht rechnen die Polizisten wohl mit der Dummheit der Menschen im Allgemeinen und der Hagener… lassen wir das.
Angesichts der Tatsache, dass sich Kinogänger mittlerweile mittles Tweet an den Betreiber des Lichtspieltheaters aus dem Saal heraus beschweren, wenn ein Film im falschen Bildformat projiziert wird, wundert einen gar nichts mehr.
Nun hat ein kurzer Blick auf die Twitter-Accounts von Polizeidienststellen anderer Städte ergeben, dass längst nicht jede explizit darauf hinweist: Bielefeld zum Beispiel. Was vermutlich daran liegt, dass es Bielefeld eigentlich gar nicht gibt… oder eben doch dafür spricht, dass die Hagener ein ganz besonderes Völkchen sind. Woher ich das weiß?
Na hören sie mal! Ich bin doch von da…
Und falls Sie einen besonderen Beweis benötigen: Gestern wurde in Hagen der Innenstadtring wegen einer Bombendrohung gesperrt. Das ist vernünftig. Irgendwer wollte das Finanzamt in die Luft sprengen, das ist ein nachvollziehbarer Wunsch, der Kreis der Menschen, die ein Motiv dafür haben, dürfte riesengroß sein.
Nun. So etwas kann vorkommen. Es war folgerichtig, die vorbeiführenden Straßen zu sperren und das Gebäude auf Sprengstoff zu untersuchen – womit jetzt nicht die Steuerunterlagen diverser Veranlagter gemeint ist. Ein Bombenhund schlug Alarm…
Heute nun postet die Polizei auf Facebook Entwarnung. Keine Bombe, zumindest keine echte…
Das Post sagt viel aus… vor allem aber über die Mitarbeiter des Finanzamtes. War vielleicht doch klug, irgendwann mal wegzuziehen.
Eine Antwort
Du hättest dableiben und lüften sollen! Sonst macht’s ja keiner…