Seit mehr als sechs Jahren läuft hier schon der kleine Phono-Pre MINIRIA von RESTEK. Nun hat er einen großen Bruder bekommen: den MRIA+. Beide steuern jeweils einen Tonabnehmer an getrennten Tonarmen von Mørch auf meinem Clearaudio Innovation. Warum ich mich für den MRIA+ entschieden habe?

Hightech aus Deutschland

Seit der Renaissance der Schallplatte gibt es wieder zahlreiche bezahlbare Phonovorverstärker, darunter viel Schrott, aber auch einige wirklich gute Produkte, vor allem aus England und Deutschland. Zu den renommierten deutschen Manufakturen zählt zweifellos RESTEK aus  Fuldabrück bei Kassel. das hessische Unternehmen liefert aber nicht nur besonders langlebige Produkte, sondern auch ein langlebiges und zeitloses Produktdesign. Den MRIA gibt e schon seit vielen Jahren. Freilich hat er in diesen Jahren eine schonende Modellpflege erhalten.

MRIA+ 4-03
Die aktuelle Version 4.03 meines MRIA+

Das Konzept und die äußere Gestalt aber sind geblieben und heute noch so modern wie seit ehedem.

Edel, schlicht und joschkafarben

Wie man sieht mag ich die Produkte von RESTEK:

RESTEK Quellgeräte
CD-Spieler, Tuner und zwei Phonovorverstärker von RESTEK

Abgesehen vom Plattenspieler kommen alle meine Quellgeräte aus Fuldabrück. Sie entstammen zwei unterschiedlichen Produktlinien: CD-Spieler und Tuner aus der großen E-Serie mit Geräten im Gardemaß 48 x 36,5 x 9 cm und der MRIA+ aus der kompakten M-Serie in den Abmessungen 28,5 x 33 x 6,4 cm.  Nur der MINIRIA is noch ein wenig kleiner. M- und E-Serie kommen mit der selben Ein-Knopf-Bedienlogik: alle Funktionen lassen sich mit dem rechten Dreh-Drück-Steller ausgesprochen schnell und bequem bedienen.

Die Frontplatten gibt es je nach Wunsch in hochglänzendem Acrylglas, Aluminium schwarz, champagner und silbrig matt oder wie bei mir in verchromtem Messing. Vermutlich geht auf Nachfrage aber auch Ferrari-Rot oder Baby-Blau. Das dimmbare Display gibt es in rot, blau oder grün. Ich bevorzuge ganz klar grün. Wobei das grün eigentlich nicht wirklich grün ist, sondern eher eine Art welkes amber. Aber die Geräte kommen ja aus Hessen und da ist man bei der Farbe GRÜN wohl immer ein wenig vorsichtig … Vielleicht ist das ja auch mehr so joschkafarben …

RESTEK Display
Das Display des RESTEK ist rot, blau oder joschkagrün

Noch ein Wort zum Display: wie bei allen RESTEK-Geräten ist das so wunderbar klar und groß, dass auch alterssichtige es noch gut in ihren großen Wohnsilos lesen können. Man kann es aber auch abschalten wenn es nervt oder wenn man Angst hat, es könnte strahlungstechnisch die empfindliche Abtastung der Schallplatte stören. Dann aktiviert sich die Anzeige nur noch nach Befehlseingabe. Und genau so muss das, wie der Schalke-Fan zu sagen pflegt.

Die Verarbeitung ist mustergültig. Und das gilt nicht nur außen, sondern – wichtiger – natürlich auch innen:

Restek von innen
Innen: Sauberes hessisches Handwerk

Der MRIA+ ist vorbildlich schizophren aufgebaut

Der MRIA+ ist eigentlich zwei. Also er besteht aus zwei völlig getrennten identischen Monovorstufen mit je zwei Verstärkungsstufen und einer passiven und aktiven RIAA-Entzerrung. Alle Anpassungen können für beide Kanäle getrennt vorgenommen werden. Freilich sollte man für links und rechts mit den selbst Werten arbeiten. Logisch.

Die verbauten Operationsverstärker sind extrem rauscharm. Da räuschelt gar nix. Und es wird aktiv elektronisch verstärkt. Der Grad der Verstärkung ist fernbedienbar. Man kann also den MRIA+ auch direkt an Aktivboxen oder einen Endverstärker anschließen. Plattendreher, MRIA+ plus Aktivboxen: fertig ist die minimalistische Hifi-Kette für den Analoghörer!

opa2134
Die verbauten OPA2134 Operationsverstärker sind von sehr guter Qualität und extrem rauscharm.

Natürlich kann man die Lautstärkerregelung auch abschalten wenn man den Phonopre nur als Quelle für einen klassischen Vor- oder Vollverstärker nutzt – so wie ich. Dann kann man noch immer den GAIN über den hübschen Drehsteller vorne regeln. 

Perfekter GAIN statt Musik zum Gähnen

Nachdem über das Mäuseklavier am Boden des Geräts die Kapazität in 50pF-Schritten (von 100 bis 600 p)  und die Eingangsimpedanz  in 10-Ohm-Schritten (von 50 Ohm bis 680 Ohm plus 47 kOhm) eingestellt wurde kann über den Drehregler an der Frontseite der Gain geregelt werden. Dies geschieht laut Handbuch „durch empirische Herantastung“:

„Mit einer „lauten“ Schallplatte zunächst eine kleine Verstärkung wählen und prüfen, ob die PEAK-Anzeige überhaupt manchmal aufleuchtet. Nun die Verstärkung so weit erhöhen, bis bei Impulsen diese PEAK-Anzeige gelegentlich aufleuchtet. Anschließend die Verstärkung um ca. 4 dB reduzieren. Die Wiedergabelautstärke wird bei dieser Einstellung automatisch auf dem kleinsten Wert zurückgestellt, um Übersteuerungen der angeschlossenen Endstufen oder aktiven Lautsprecherboxen zu vermeiden.

Nach Abschluss der Verstärkungseinstellung die Lautstärke wieder hochdrehen oder den Lautstärkeregler wieder ausschalten, siehe VOLUME ON / OFF.

Mit einem CD Player die Wiedergabelautstärke von CD und Schallplatte vergleichen. Bei wesentlichen Unterschieden kann die Verstärkung angepasst werden, sollte jedoch nicht mehr als ± 4 dB betragen.

Die PEAK Anzeige kann, und darf durchaus dann bei anderen Schallplatten aufleuchten, da diese bereits ca. -14 dB unterhalb des Clipping aufleuchtet. Die PEAK-Anzeige [vorne im Anzeigefeld] ist also noch lange kein Clipping und dient der groben Orientierung, genug „Headroom“ ist vorhanden. Nach der Verstärkungsanpassung können dann experimentell die kapazitiven und ohmschen Lasten variiert werden, um den besten Klang zu erreichen.“

Wer das geschrieben hat, der muss Musik lieben …

Und ja: der MRIA+ ist einerseits ein klassisches Werkzeug: er funktioniert einfach. Anschließen, andrehen, läuft. Andererseits ist er ein Spielzeug. Er ist so einfach an unterschiedlichste Tonabnehmer anpassbar und man kann – wenn man will – verschiedene Konfigurationen ausprobieren. Ich habe in den letzten Tagen hier sechs Tonabnehmer ausprobiert, Stereo, Mono,  MC und MM. Ein Shelter 501 mal mit mal ohne Übertrager. Und der Shelter Übertrager hat bei mir nur mit wenigen PhonoPres wirklich gut harmoniert, mit dem RESTEK MRIA+ hat es sofort gepasst, ohne Brumm, ohne Rausch, nur mit Musik und Seele.

Und wie klingt der RESTEK MRIA+?

Wenn man alles richtig macht, dann klingt er eben NICHT! Er rauscht nicht, er nimmt nichts weg von den tiefen Tönen, er verfälscht nichts, er ist so neutral, wie ein verstärkendes Teilchen nur sein kann. Ich habe hier auch einen recht teuren Röhren-Phono-Pre und diverse integrierte Vorverstärker in meinen Ketten gehört. Und genau deshalb habe ich mich für den RESTEK entschieden: weil er einfach so unauffällig aus der Kette verschwindet, wie gute Freunde, wenn ich Albert Mangelsdorff‘ Trombirds auflege.

RESTEK MRIA+ Rückseite
Andere PhonoPre seiner Preisklasse hängt er locker ab. Sie sehen ihn sozusagen nur von seiner schönen Rückseite.

Klingt er analog? Klingt er digital?

Das ist eine Frage, die ich mir schon lange nicht mehr stelle. Nicht nur weil bei mir neben dem Plattenspieler der CD-Spieler RESTEK EPOS+ steht. Sondern weil auch Adrianus Elschot, Mastermind bei RESTEK das völlig unverkrampft sieht. Er bietet seinen MRIA+ gegen  Aufpreis auch als MRIA+D an. Das ist nicht die Selbstzünder-Variante, sondern die Version mit digitaler Endstufe. Dann ist ein A/D-Wandler  mit 24bit 192k verbaut und der PhonoPre lässt sich direkt an digitale Endstufen anschließen. Auch das ist ein Beweis dafür, dass man bei RESTEK nicht dogmatisch in eine Richtung denkt. Da sind Ingenieure am Werk. Und Musikliebhaber. Toll, wenn beides zusammenkommt.

Gibt es etwas, was stört?

Aber natürlich: der MRIA+ ist kein EMAS! Das ganz große Besteck von RESTEK ist nämlich der Phono-Pre EMAS. Der kann gleich sechs Tonabnehmer an die Zügel nehmen. Vor allem aber kann man bei ihm auch Impedanz und Kapazität über den Drück-Dreh-Steller einstellen und muss sich nicht ans Mäuseklavier setzen. Und ich sitz wirklich nicht gerne am Klavier. Ich bin eher Klein-Klein, als Lang-Lang.

RESTEK PhonoPre
Ach ja … das Mäuseklavier … immerhin ist es von außen zugänglich.

Wer wie ich mehrere Arme oder Plattendreher betreibt oder an Mørch-Armen fix und fertig eingerichtete Tonabnehmer vormontiert hat, die er in Sekunden aufsetzen kann, der hasst Mäuseklaviere. Aber der EMAS kostet 5.350,- €, der MRIA+ 1.350,- €. Und für 4.000,- gibt es … äh … einige schwarze Scheiben …


Nachsatz: Bin ich parteiisch?

Ach ja, schon ein wenig. Vor vielen Jahren hab ich mein erstes Produkt von RESTEK aus reiner Begeisterung bei meinem Fachhändler in München gekauft, einen Tuner. Dann änderte sich der Übertragungsstandard und ich benötigte Service vom Hersteller. Und so lernte ich Adrianus Elschot, Gründer und Chef von RESTEK kennen. Und es entwickelte sich eine Freundschaft, die noch immer hält. Also bin ich parteiisch. Aber ich kann seine Produkte deshalb ja nicht schlechter machen, als sie sind. 😉 Und um schlecht Musik zu hören ist mir mein Leben einfach zu kurz. 


czyslansky testet ab und an emotionale und technische Produkte: gründlich und kritisch, aber nach rein subjektiven Kriterien. Bislang erschienen auf diesem Blog u.a. folgende Testberichte:

Sepp aus Glas: Der Manley Neo-Classic SE/PP 300B Röhrenverstärker im Test
Die schnellsten High-End-Lautsprecher im Bugatti Chiron
Kaffeemaschine von Kaffee Partner
Radio Tuner von Restek
Fahrrad (Trike) von HP velotechnik
Sony NEX-7 Digitalkamera
Microsoft Surface Tablet PC
Citroen DS 5 Hybrid
Der Audio-Technica ATH-W1000X Kopfhörer am Reussenzehn Röhrenkopfhörerverstärker Harmonie III
Der Tonarm Mörch DP-8 im Test
Dichtung und Wahrheit – 
Der RESTEK EPOS+ CD-Spieler im Test
Der Phonovorverstärker RESTEK MINIRIA

 

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