Nein, AUF den Plattenspieler gehört er nicht – der kleinste Phono-Vorverstärker von RESTEK. Aber ZUM Plattenspieler gehört er unbedingt – der MINIRIA. Und dafür gibt es genau vier Gründe:
- Er ist schön.
- Er ist klein.
- Er ist nicht teuer.
- Er ist verdammt gut.
Angesichts der nicht zu übersehenden Renaissance der Schallplatte verwundert es nicht, dass derzeit beinahe wöchentlich irgendein Hersteller einen neuen Phono-Vorverstärker auf den Markt wirft. Und hingeworfen wird da häufig ein schnell zusammengeschusterter Kasten. Schließlich will jeder etwas abbekommen vom Vinyl-Hype.
Dabei ist die Entwicklung und Herstellung eines „Phono Pre Pre“ alles andere als einfach und nicht „mal schnell so nebenher“ gemacht. Die Verstärkung der winzigen Spannungen eines Tonabnehmers erfordern viel KnowHow und große Sorgfalt in der Auswahl und der Montage der Bauteile. Kaum ein anderes Glied der Hifi-Kette hat mehr Einfluss auf den Klang. Da vertraue ich gerne auf die Erfahrung einer deutschen Hifi-Manufaktur, die seit mehreren Jahrzehnten einen erstklassigen Ruf hat. Und wen es dann auch noch ein Gerät ist, das sich eigentlich schon seit mehr als zehn Jahren auf dem Markt befindet, in dieser Zeit aber laufend gepflegt und vorsichtig verbessert wurde, dann darf man gute Qualität erwarten.
Hinter dem RESTEK MINIRIA steckt wahre Leidenschaft für Musik von der Schallplatte, eine Leidenschaft die älter ist, als der momentane Vinyl-Hype. Und tatsächlich hat der Gründer, Inhaber, Entwickler und „Mastermind“ von RESTEK, Adrianus Elschot nie aufgehört gute Schallplatten zu hören. Und das hört man dem MINIRIA einfach an.
Der kleine Phono-Vorverstärker muss sich mit Geräten aus der gleichen Preisklasse messen. Mit dem MRIA+ und erst recht mit dem EMAS bietet RESTEK ja noch zwei deutlich größere und teurere Modelle an: der MRIA+ kommt auf wenigstens 1.100 Euro den großen EMAS gibt es in der günstigsten Version für 4.700,- Euro. Gut, damit kann man dann auch gleichzeitig sieben Tonabnehmer anbinden.
Viel Phono-Vorverstärker für wenig Geld
Der MINIRIA gibt sich da bei einem empfohlenem Endverkaufspreis von 550 Euro (Aufpreis für besonders edle Frontplatten) deutlich kompakter. Aber in wichtigen Punkten übernimmt er die Technik seiner großen Brüder:
Intern besteht der kleine Phono-Vorverstärker von RESTEK wie seine großen Kollegen aus zwei getrennten identischen Monostufen. Jede Monostufe besteht wiederum aus zwei Verstärkungsstufen und einer sowohl passiven, als auch aktiven RIAA-Entzerrung. Und für alle Glaskolbenfreunde sei gleich angemerkt: der MINIRIA kommt wie alle RESTEK-Geräte ohne Röhren aus. Gerade bei einem Phono Pre sind aber Röhren selten eine gute Wahl. Alle Röhren-Phono-Vorverstärker die ich kenne rauschen mehr, als das kleine RESTEK-Kerlchen. Dies mag daran liegen, dass beim MINIRIA wirklich nur Grabesstille aus den Lautsprechern kommt, solange kein Signal anliegt. Es gibt sehr gute Röhrenalternativen – im deutlich vierstelligen Bereich.
Der RESTEK MINIRIA ist einfach eine mehr als ordentliche Lösung für alle, die ihr Geld lieber in Schallplatten anlegen, als in Elektronik, freilich ohne auf ganz ausgezeichnete Qualität beim Phono-Vorverstärker verzichten zu wollen.
Das gute Innere treibt einen Phono-Vorverstärker zum Äußersten
Die Qualität hängt dabei entscheidend von Bauteilen und Verarbeitung ab. Und da lässt sich der MINIRIA nicht lumpen: im Inneren befinden sich alle Bauteile sauber platziert auf einer einzigen Platine, der man die Doppelmonobauweise sofort ansieht. Auch die Cinch-Buchsen ordentlicher Qualität stehen direkt auf der Platine. Die wenigen „freien“ Drähte sind sauber verlötet und verbinden die Erdungsklemme und die Leuchtdiode mit dem Netzadapter.
Alle Komponenten der Schaltung sind gleichspannungsgekoppelt, eine Eigenart, die nicht zuletzt dafür verantwortlich sein dürfte, dass das Phono-Kerlchen erheblich bassbetonter aufspielt, als seine kompakte Statur erwarten lässt. Am unteren Frequenzrand vermisse ich wahrlich nichts, aber auch gar nichts. Verzerrungen sind der RESTEK-Schachtel ein Fremdwort. Auch das im knappen aber deutlichen Handbuch gemachte Versprechen „Rauschen und Übersprechen sind nur noch an der Messgrenze wahrnehmbar“ kann ich nicht in Zweifel ziehen.
Der Ausgangswiderstand liegt beim MINIRIA wie bei den anderen Geräten von RESTEK bei 50 Ohm. Der maximale Strom von bis zu 35 mA erlaubt die Verwendung auch längerer Cinch-Kabel.
Phono-Vorverstärker müssen vor allem anpassungsfähig sein
Gegenüber meinem preislich vergleichbarem Phono-Vorverstärker Heed Quasar verfügt der MINIRIA über einen für mich ganz wichtigen Vorteil: Man kann alle Anpassungen an den genutzten Tonabnehmer von außen vornehmen. Über eine ganze Batterie von „Mäuseklavieren“ lassen sich die wichtigsten Variablen einstellen:
- die Eingangsempfindlichkeit von +32 dB bis +64 dB in Viererschritten
- die Abschlusskapazität für MM-Tonabnehmer von 100p bis 500p in Hunderterschritten plus ein Maximalwert von 600p
- der ohmsche Abschlusswiderstand zwischen 50R und 680R für MC-Abtaster in extrem feinfühligen Zehnerschritten (!) bzw. 47K für MM-Systeme.
Genauer lässt sich kein mir bekannter Phono-Vorverstärker diesseits eines Verkaufspreises von 1.000 Euro auf den Tonabnehmer anpassen. Und spätestens hier erschließt sich auch, warum die Einstellbarkeit von außen so wichtig ist: Je mehr Einstellungsalternativen ich habe, desto mehr macht auch das Optimieren Spaß. Und der MINIRIA lässt mich meinen Spieltrieb richtig ausleben, denn keinesfalls ist gesagt, dass ein Tonabnehmer in der eigenen Kette wirklich mit den vom Hersteller empfohlenen Werten am besten klingt. Bei meinem Heed Quasar muss ich jedes Mal das Gehäuse öffnen, wenn ich Mäuseklavierspielen will. Das geht gar nicht!
Auf die richtige Einstellung kommt es an
Zur Einstellungsroutine macht uns RESTEK folgenden Vorschlag:
1. Das Gerät vom Netz nehmen
2. Die für den Tonabnehmer empfohlenen Werte für Kapazität und ohmschen Widerstand einstellen.
3. Der Verstärkungsfaktor sollte nun empirisch ermittelt werden (da jubelt der Spieltrieb):
a. Für MM einen niedrigen, für MC einen mittleren Verstärkungsfaktor wählen
b. Die Lautstärkeregelung des Vor- oder Vollverstärkers auf einen niedrigen Wert einstellen
c. Die Lautstärke einer CD und einer Vinyl-Scheibe vergleichen und den Phono-Vorverstärker so einpegeln, dass beide gleich laut musizieren. Kleiner Tipp: Für Ihr Smartphone gibt es sicherlich eine kleine App zur Messung der Lautstärke. Ich nutze gerne für Android die Pro Audio Tools.
4. Anschließend die Einstellungen für Kapazität und Widerstand nach Gehör optimieren.
Für die Einstellung des Verstärkungsfaktor kann man gegen Aufpreis von RESTEK auch eine integrierte Peak-Anzeige erhalten: dann zeigt die kleine Leuchtdiode auf der Fronseite nicht nur den Betrieb an, sondern auch einen Verstärkungsfaktor, der ca. 14 dB unter der Clipping-Grenze liegt. Braucht man das? Nein! Mag man das? Vermutlich schon 😉
Hören ohne Röhren – der RESTEK Phono-Vorverstärker zeigt: es geht doch!
Ich habe den MINIRIA in verschiedenen Konstellationen gehört: mit meinem Ortofon SPU Classic E N 02 und meinem Shelter 501 II unter einem Moerch DP-8-Tonarm. Das ist dann schon das große Besteck, bei dem allein der Tonarm ungefähr das Sechsfache des MINIRIA kostet und bei dem auch beide Tonabnehmer teurer sind als der Phono-Vorverstärker.
Dabei erweist sich der MINIRIA durchaus nicht als limitierender Faktor. Der teurere Heed Quasar kommt mit seinem getrennten Netzteil nicht am kleinen RESTEK vorbei. Und der röhrenbestückte Phonovorverstärker von Reussenzehn läuft außer Konkurrenz: nicht nur, weil für ihn ein Mehrfaches des MINIRIA-Preises aufgerufen wird, sondern weil die Röhre nun wirklich völlig anders klingt. Der Reussenzehn „schönt“ den Klang ein wenig, der RESTEK spielt neutral. Man kann ja auch eine Sizilianerin nicht mit einer Schwedin vergleichen. Jedenfalls sollte man sie nicht miteinander verwechseln (und ja: das gilt sicherlich auch für den Gigolo und den Wikinger).
Auch mein Grado Prestige Mono-Abtaster wird vom RESTEK ausgezeichnet verstärkt. Über eine Mono-Taste, die die Verstärkung auf einen Kanal reduzieren und wohl das Rauschen alter Mono-Aufnahmen ein wenig reduzieren könnte, verfügt der MINIRIA aber nicht.
Mein Shelter 501 II habe ich in zwei Varianten am kleinen RESTEK Phono-Vorverstärker gespielt: einmal direkt als MC-System und einmal unter Einschleifung des Shelter 411 Übertragers. Mit Übertrager bekommt die Wiedergabe ein wenig mehr Druck, vor allem in den unteren Lagen. Hat man die Kombination aus Übertrager und MINIRIA aber nicht gehört vermisst man mit der ausschließlichen MC-Verstärkung über den RESTEK absolut gar nichts. Und das will schon viel heißen, gehört doch das mittlere Shelter zu den eher anspruchsvollen Verbündeten eines Phono-Vorverstärkers. In der Version 2 verfügt das Shelter gerade mal über eine Ausgangsspannung von 0,4 Volt. „Laut“ ist es also nicht gerade. Als Abschlusswiderstand empfiehlt der Hersteller 100 Ohm. Ich wurde allerdings mit einem erheblich höherem Wert – um die 360 Ohm – wesentlich glücklicher. Aber da muss man eben „rumprobieren“.
Auch bei einem Phono-Vorverstärker gilt: das Auge hört mit
Sprach ich nicht am Anfang dieses beitrag über VIER gute Gründe für den kleinen RESTEK Phono-Vorverstärker? Richtig: dass er mit 550 Euro nicht teuer, für diesen Preis aber unglaublich gut ist, das hatten wir schon. Aber ist er auch klein und schön anzusehen? Ich meine, das Auge hört doch immer mit, oder?
Ja, der RESTEK MINIRIA ist zeitlos schön wie Greta Garbo und anpassungsfähig wie … äh … sagen wir … äh … eine Absolventin von „Deutschland sucht das Supermodel“. Es gibt für den MINIRIA die RESTEK-typischen Beauty-Linien: schwarz und alufarben gebürstet für 550,- Euro. In edlem Chrom oder schwarzem Acryl gewandet kostet es 100 Euro mehr, Sonderausführungen in rosa, gold oder strassbesetzt mit Kupferrillung sind sicherlich auch möglich. Man frage einfach mal in Fuldabrück in der RESTEK-Manufaktur nach.
Der kleine RESTEK kommt in jedem Fall in kompakten Maßen daher, 14 Zentimeter breit, 5,9 Zentimeter hoch und 17,8 Zentimeter tief. Vorne gibt es ein Lämpchen, das anzeigt, ob das Kistchen am Netz hängt oder nicht. Einen Ein-Aus-Schalter gibt es nicht. Man lässt ihn auch besser immer am Netz. Über den Standby-Verbrauch brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Hinten gibt es die üblichen Cinch-Anschlüsse für linken und rechten Kanal, einmal rein, einmal raus, eine sehr ordentliche Erdungsklemme und den Netzanschluss. Symmetrische Anschlüsse sind bei der Baugröße nicht möglich. Und zum Netzanschluss – da erlaube ich mir die einzige Kritik am kleinen RESTEK: das Netzteil ist relativ aufwendig – und das ist bei einem Phono-Vorverstärker sehr sehr wichtig – aber es ist ein Steckernetzteil. Und so ein Trum macht durchaus Probleme, wenn man den Stecker in eine gut belegte haifidele Netzleiste stecken muss. Ich bevorzuge separate Netzteilkästchen, die man irgendwo hinten im Rack verstecken kann. Freilich sind das dann wieder zwei Steckkontakte mehr und jeder überflüssige Kontakt ist nachteilig und will vor allem auch bezahlt sein.
Alles für den Klang – der kleine RESTEK Phono-Vorverstärker klingt besser, als er kostet
Bei einem Phono-Vorverstärker für schmale 550,- Euro haben die Leute von RESTEK wirklich alles auf die Optimierung des Klangs ausgelegt. Und genau deshalb empfehle ich den RESTEK MINIRIA allen Vinyl-Gourmets, die großen Klang für kleines Geld suchen. Mit einem günstigen und guten Dreher von zum Beispiel Pro-Ject oder Acoustic Solid und dem RESTEK MINIRIA kann man in aller Ruhe in den Auf- und Ausbau seines Plattenregals investieren. Einfach gut Musik hören: genau dafür ist der MINIRIA gemacht.
Nachsatz: Test-Berichte auf Czyslansky
Czyslansky testet ab und an emotionale und technische Produkte: gründlich und kritisch, aber nach rein subjektiven Kriterien. Bislang erschienen auf diesem Blog folgende Testberichte vom Autor:
Der Streaming Vollverstärker Advance Playstream A7 im Test – C’est Paris merveilleux
Kaffeemaschine von Kaffee Partner
Radio Tuner von Restek
Fahrrad (Trike) von HP velotechnik
Sony NEX-7 Digitalkamera
Microsoft Surface Tablet PC
Citroen DS 5 Hybrid
Audio-Technica ATH-W1000X Kopfhörer am Reussenzehn Harmonie III
Schallplattenwaschmaschine von Glaess
Der Tonarm Mørch DP-8 im Test
Dichtung und Wahrheit – Der RESTEK EPOS+ CD-Spieler im Test
Kauf-Tipp: Mobile Kopfhörer für unterwegs
Der Autor hat RESTEK vor Jahren als ganz normaler Kunde kennen- und lieben gelernt. Dass aus dem kleinen Beitrag über den Tuner von RESTEK hier auf Czyslansky später eine persönliche Freundschaft geworden ist, dass ich, der RESTEK-Hörer, schließlich für RESTEK eine neue kleine Web-Seite gebaut habe, deren Titel mein Saxophon schmückt 😉 muss ich hier natürlich erwähnen. Nein, ich bin nicht neutral. Ich bin – wie man heute so schön sagt – „Fan“.
4 Antworten
Ich würde mich freuen wenn ihr mal mit den MRIA+ in den Nahkampf gehen würdet. Der MRIA+ schreit nach einer ordentlichen Bewertung.