Am vergangenen Mittwoch verstarb nach kurzer schwerer Krankheit Helmut Kunkel, ein Urgestein der deutschen Computer-Verlags-Branche – und ein guter Freund. Er wurde nur 64 Jahre alt.
Kennengelernt habe ich Helmut Kunkel vor beinahe 30 Jahren – natürlich nicht in einem kargen Meeting-Raum, sondern in einem Restaurant: wir saßen zufällig an zwei benachbarten Zweiertischen im damals ausnehmend eng bestuhlten Münchner Werneckhof. Beide litten wir ein wenig unter eher langweiligen Gesprächspartnern und so konnte es nicht ausbleiben, dass wir alsbald tischübergreifend und unsere jeweiligen Tischgenossen fröhlich ignorierend miteinander ins Gespräch kamen. Helmut war schon damals ein ausgesuchter Gourmet und Wein-Connaisseur und liebenswerter Gesprächspartner. Es wurde letztlich ein langer Abend mit tiefschürfenden Albernheiten über Wein, Autos, Computer, … hab ich was vergessen?
Wenig später – 1990 – übernahm Helmut Kunkel gemeinsam mit Martin Aschoff den Aufbau der deutschen Niederlassung des Ziff-Verlags. Zwischen 1994 und 1997 verwandelte er als Geschäftsführer den ein wenig verschnarchten TeWi-Fachverlag zum erfolgreichen ersten deutschen Multimedia-Verlag.
1999 kam er erneut mit Martin Aschoff ins Gespräch: Martin hatte gerade den E-Mail-Marketing-Anbieter AGNITAS gegründet und Helmut brachte seine Erfahrung als Aufsichtsrat in das junge Unternehmen ein. Nach sechs Jahren wechselte Helmut in den Vorstand. Ungefähr zu dieser Zeit trat ich dann in den Aufsichtsrat ein, dem ich mit Unterbrechung noch immer angehöre.
So kenne ich Helmut nicht nur aus eine langjährigen kulinarischen und weinseligen Allianz, sondern auch aus einer langjährigen beruflichen Zusammenarbeit. Erschrocken und besorgt erfuhr ich vor einigen Wochen von seiner plötzlichen schweren Erkrankung. Seitdem ging er einen leisen Abschied. Er verließ dieses Leben quasi durch die Hintertür. Sein Abgang entsprach seinem Naturell: er war keine laute Rampensau und keiner dieser IT-Rabauken. Er spann sein Netzwerk nicht auf der Bühne, sondern in den Nischen vertrauter Weinlokale. Als Manager führte er seine Mitarbeiter/innen mit der natürlichen stillen Autorität seiner Erfahrung, konsensorientiert und stets auf Harmonie bedacht.
Und so wird er auch das Restaurant am Ende des Universums, in das er sich nun begeben hat, nicht durch das Hauptportal, sondern durch den Nebeneingang betreten haben. Und er wird seinen Platz nicht vorne an der Bühne suchen – auf der sich mein Freund Ossi Urchs vermutlich gerade mit Steve Jobs anlegt – sondern eher im hinteren Bereich, da wo es leiser und vertraulicher zu geht. Dort wird sein langjähriger Freund Günter Jahn jetzt ein wenig zur Seite rücken um ihm Platz an seiner Tafel zu machen.
Lieber Helmut, vielleicht kannst du mir an Eurem Tisch ein Plätzchen reservieren. Er wird zwar, wie ich hoffe, noch lange Zeit verwaist bleiben – aber Zeit spielt im Restaurant am Ende des Universums doch keine Rolle. In diesem Sinne: man sieht sich!
„Nicht mit trister Miene,
nicht mit Thränentrübe
komm zu meinem Grabe;
komm mit einem Becher,
komm mit einem Liede,
angestimmt aus voller
jubelheller Brust!Steigen aus dem Dust
wird der alte Zecher,
trinken aus dem Becher,
stimmen in dein Lied ein,
sich im Tanze heben,
springen hoch vor Lust.“(Hafis)