Seit Langem wächt es… mal langsam, mal schnell. Tage gehen ins Land, Wochen, Monate. Es wechselt ständig seinen Namen. Heute habe ich es STWB-06-01-2016-1 genannt.
Das Dokument.
Und dann – ganz plötzlich – spürst Du dieses schwer beschreibbare Gefühl, dass Du sagen kannst: Fertig.
Nach nur 35.143 Wörtern. Eine Mischung aus Stolz und Zweifel macht sich breit.
Plötzlich weißt Du, dass jedes weitere Wort eines zu viel wäre. Was jetzt vielleicht noch fehlt, kann ich mir aus meinem Kopf auch nicht mehr herauspressen. Wenn, dann müsste es schon weitaus mehr sein als nur ein weiterer Absatz, ein paar originelle Formulierungen oder eine Randbemerkung. All das braucht es nicht mehr. Es würde den Text nicht signifikant verbessern, nur noch verlängern – künstlich aufblähen und damit verwässern. Es wäre nur noch eine Kette aus Verschlimmbesserungen, die – wenn man einmal damit anfängt – nie mehr abreißt.
Füllwörter sind ohnehin genug drin, vielleicht mehr als das. Dopplungen, Sprünge, zusammenhanglose Satzfetzen. Das werden „Hausfrauentest“ und Lektorat sicher noch beweisen. Dazu gibt es sie, und dazu werden sie bemüht. Die Rechtschreib- und Grammatiküberprüfung von Word schlängelt schon lange nicht mehr. Das Wörterbuch hat allerdings sehr merkwürdige neue Begriffe gelernt: Stiftspfarre zum Beispiel, Friaul, Kemnade oder Zigarettchen. Fouragieren kannte Word übrigens auch nicht. Schade – das ist doch ein so schöner, rustikaler Brauch.
Ich weiß: Man muss loslassen können: Von seinen Kindern wie von seinen Texten. Sie müssen raus in die Welt, auf eigenen Füßen stehen und durchs Leben laufen. Genau das mache ich jetzt.
Skript Du bist fertig. Du darfst von einigen wenigen ausgesuchten Leuten kritisch gelesen werden. Also Freunde, zückt schon mal die Rotstifte. Eure Meinung zählt. Aber beeilt Euch.
Das Frühjahr kommt schneller als man denkt und dann möchte der Lektor das Skript mit strengem Blick begutachten und vielleicht mit mir Streit anfangen. Soll er. Bis Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Skript vergehen! (frei nach Matthäus 5,18).
Dann der Zweifel.
Nur 129 Seiten?
Das kommt mir doch verdammt wenig vor. Aber eine Formatierung Arial 12, eineinhalb Zeilenabstand, keine Leerzeile zwischen den Absätzen, Einrückung von 0,5cm bei jedem neuen Absatz ist nicht das finale Druckbild. Und das Standard-Seitenformat von 2,5 cm zu allen Seiten außer unten (da sind es 2,0cm) schon gleich zweimal nicht. Das ist nur schreibebequem.
Was heißt, dass aus 129 Seiten schnell eine deutlich höhere Seitenzahl wird. Und es kommen ja auch noch die seitenschindenden Schmutztitel etc. dazu.
Trotzdem: Habe ich wirklich alles, was ich schreiben wollte, drin? Habe ich nicht was vergessen? Kommt mir vielleicht in den kommenden Wochen DER Geistesblitz, hinter dem alles Bisherige zurück bleibt?
Irgendwann im Frühsommer rattert die Druckmaschine… so will es das Gesetz. Also der Verleger, und das ist in dem Fall fast das Gleiche.
Das Skript muss raus. So oder so. Also: Fertig.
Prost.
35.143 Wörter. Puuuhhh … Respekt. Ein Wörtersee. Und vermutlich für Leser optimiert statt für Google. Gib mir ein Stichwort – eins, nur ein einziges! – und ich mach schon mal die Besprechung auf amazon. Soll ja Wunder wirken. Oder, Tim?
Ach, man kommt sich ja so überflüssig vor, als Czyslansky-Bruder ohne aktuelles Buch … Schnief …