Jack Dorsay, der erste Twitterati (Bild: Wikipedia)
Twitter feiert heute seinen fünften Geburtstag. Am 21. März 2006 setzte Jack Dorsay seinen und der Welt ersten Tweet ab (zur Geschichte guckst du hier). Seitdem hat sich die Anzahl der Mitarbeiter bei Twitter und das ganze Unternehmen von Jahr für Jahr prächtig entwickelt:
Januar 2008: 8
Januar 2009: 29
Januar 2010: 130
Januar 2011: 350
(Quelle: Twitter Blog)
Heute werden pro Tag durchschnittlich 140 Millionen Tweets verschickt. Die Welt in 140 Zeichen ist groß geworden. Und schnell.
Was ist Twitter?
Für mich erfüllt Twitter heute drei Funktionen:
1. Twitter ist für mich wie die Kaffeebar in der Pause einer Konferenz: man geht durch das Gewühl, hört hier ein wenig hin und schnappt dort einige Brocken auf und erfährt so auf elegante Art und Weise einen kleinen Ausschnitt vom aktuellen Zeitgespräch. Und das Tollste daran: ich kann mir die Gäste der Kaffeebar selbst aussuchen. Kurz: ich erfahre ein wenig von dem, was die Menschen bewegt, die ich als für mich relevant einschätze, denen ich deshalb folge und die auf meiner (vertraulichen) VIP-Liste stehen. Twitter ist also zuerst einmal für mich eine Anregung, eine willkommene Störung. Twitter gleicht ein wenig von der Formiertheit aus, die der Online-Kommunikation eigen ist: im Google-Zeitalter ist man ständig auf der Suche, und man findet nur, was man sucht. Twitter ist die überraschende Anregung von außen: “Ach, darüber reden die Leute zur Zeit … da hab ich gar nicht dran gedacht …”.
2. Und Twitter ist zum Zweiten ein extrem schnelles – aber unzuverlässiges – unzensiertes, meinungsbehaftetes und damit emotionales und häufig witziges Informationsmedium. Egal ob es um die Katastrophe in Japan oder um die letzte Blamage des FC Bayern geht: Twitter ist Infotainment, Twitter ist Tagesshow, Twitter ist das Fenster der Rentner zur Welt!
3. Und nicht zuletzt ist Twitter das moderne Rückgrat für Gegenöffentlichkeit. In Ländern, in denen die traditionellen Medien und Kommunikationskanäle zensiert werden, ist Twitter häufig eine Plattform für Alternativen. Und wenn man sieht, wie witzig und originell viele Tweets sind, so sieht man auch, dass Twitter gerade in Gegenöffentlichkeiten die Funktion des politischen Witzes übernimmt. Wo früher Honecker hinter verhohlener Hand lächerlich gemacht wurde, lacht man heute über Mubarak, und jegliche Grenze politischer Korrektheit überwindend gar über Hitler. Und ja: man kann Gegenöffentlichkeiten über Twitter heute auch organisieren: vom Spaß- und Flashmob am Münchner Marienplatz bis zur öffentlichen Empörung über Guttenberg: Twitter wirkt!
Einige weniger Twitterati gewinnen durch Twitter schließlich auch an Format: sie lernen offenbar sehr erfolgreich, ihre Gedanken auf 140 Anschläge zu verdichten. Mir als zur elegischen Breite tendierenden Franken mag dies selten gelingen. Und ich gestehe: Florian Meimberg ist mein großes und ewig unerreichtes Idol!
Ich freue mich auf die nächsten fünf Jahre.