Im Oktober 1971 weilte der damalige japanische Kaiser Hiroito, der 124te Tenno , der „Shōwa-tennō“, auf Staatsbesuch in Deutschland. Aus diesem Anlass konnten sich Philatelisten auf dem Hauptpostamt der damaligen Bundeshauptstadt Bonn einen Sonderstempel abholen.
Ich war zwölf Jahre alt und hatte in Bonn eine fürsorgliche Verwandte, die mir über viele Jahre immer Ersttagsbriefe, Ersttagskarten und Sonderstempel besorgte. Ihr Mann war übrigens als Hauptmann und Geheimnisträger im Bundesverteidigungsministerium beschäftigt und vielleicht verfügte sie schon aus diesem Grund über eine gewisse Chuzpe.
Jedenfalls verdanke ich es ihr, dass ich heute über eine ziemlich einmalige philatelistische Besonderheit verfüge: eine Adolf-Hitler-Postkarte, auf deren Rückseite eine Gustav-Heinemann-Briefmarke klebt, entwertet mit einem Sonderstempel vom Staatsbesuch des japanischen Kaiserpaars vom 13. Oktober 1971!
Immerhin war der Tenno ja 30 Jahre vor diesem Besuch beim deutschen Bundespräsidenten schon Waffenbruder des Führers gewesen – eine erstaunliche Kontinuität, die Anfang der 70iger Jahre in einigen Tageszeitungen und auf zahlreichen politischen Demonstrationen thematisiert wurde. Auf meinem deutsch-japanischem Bundes-Nazi-Ersttags-Jubiläumsbrief wird diese Kontinuität eindrucksvoll dokumentiert.
Meine Bekannte hat wohl die alte Hitler-Karte einfach mit der neutralen Rückseite samt Heinemann-Marke zum Abstempeln vorgelegt. Erwischen lassen hätte sie sich wohl besser nicht sollen. Heute ist diese Karte sicherlich eine absolute Besonderheit. Vielleicht sollte ich sie dem Deutschen Historischen Museum anbieten? Oder einem reichen japanischen Sammler?
In October 1971, the Japanese Emperor Hiroito, the 124th Tenno , the „Shōwa-tennō“, was on a state visit to Germany. On this occasion, philatelists could pick up a special postmark at the main post office in Bonn, the capital of Germany at that time.
I was twelve years old and had a caring relative in Bonn who always got me first day covers, first day cards, and special postmarks over many years. Her husband, by the way, was employed as a captain and secret-keeper in the Federal Ministry of Defense and perhaps for this reason alone she possessed a certain chutzpah.
In any case, it is thanks to her that I now have a rather unique philatelic speciality: an Adolf Hitler postcard with a Gustav Heinemann stamp on the back, cancelled with a special postmark from the state visit of the Japanese Emperor and Empress on October 13, 1971!
After all, the Tenno had already been the Fuehrer’s brother in arms 30 years before this visit to the German Federal President Gustav Heinemann – an amazing continuity that was the subject of some daily newspapers and numerous political demonstrations in the early 1970s. On my German-Japanese Federal Nazi First Day Anniversary Letter this continuity is impressively documented.
My acquaintance probably simply presented the old Hitler card with the neutral reverse side including the Heinemann stamp for cancellation. She probably should not have been caught. Today, this card is certainly an absolute speciality. Maybe I should offer it to the German Historical Museum? Or to a rich Japanese collector?