Sollten wir Journalisten demnächst alle arbeitslos werden, weil die Zeitungen zumachen, dann bleibt uns ein neuer Ausweg: Wir können für Geld twittern. In der heutigen Ausgabe der New York Times schreibt Noam Cohen, dass immer mehr Rockstars, Spitzensportler und Politiker so genannte „Ghost Twitterer“ beschäftigen, die ihre Fans und Anhänger regelmäßig über ihren Aufenthaltsort, ihre Gemütslage und ihre intimsten Gedanken auf dem Laufenden halten. Britney Spears schaltete offenbar vor kurzem eine Zeitungs(!)-Anzeige, in der sie Verstärkung für ihr Team von Online-Helfern suchte. Darin war explizit von Twitter und Facebook die Rede. Auf ihrer Twitter-Seite heisst es dagegen: „Yes! This is the real Britney Spears!“ Von wegen…
Der Rapper 50 Cent hat mehr als 250.000 Follower, die seine regelmäßigen Tweets lesen. Allerdings stammen sie nicht von ihm, sondern von Christ Romero, seinem PR-Chef.
Ein bisschen enttäuscht hat es mich zu lesen, dass Guy Kawasaki, der ehemalige Apple-Manager, den ich als Online-Guru („Rules For Revolutionaries“) kenne und schätze, sogar zwei Ghost-Twitterer beschäftigen soll. Eine von ihnen, Annie Colbert, eine 26jährige Freelancerin für die Chicago Tribune, packte jetzt aus. Ja, sie überlege, weitere Twitter-Aufträge an Land zu ziehen, glaube aber nicht, dass man gleichzeitig mehr als vielleicht zehn Kunden haben sollte. „Um für jemanden twittern zu können, musst du sie ziemlich gut kennen“, sagt sie.
Allerdings gibt es auch Stars, die vehement darauf bestehen, selbst zu twittern. Ich melde übroigens hiermit schon mal vorsorglich den Begriff „Twitter Unplugged“ als Schutzmarke an. Shaquille O’Neal ist so einer, der Basketball-Künstler, der unter dem Twitter-Namen @THE_REAL_SHAQ etwa 430.000 Follower mit Neuigkeiten aus seinem Leben versorgt. „Es sind 140 Zeichen“, sagte er den Times. „Das sind so wenige, wenn du dafür einen Ghostwriter brauchst, dann tust du mir leid.“
Ähnlich sieht es wahrscheinlich auch Lance Armstrong, der kürzlich bei einem Rennen vom Fahrrad fiel und sich das Schlüsselbein brach. Ein paar Stunden später hat er sich wieder per Twitter zu Wort gemeldet – womit er für mich jetzt schon Weltmeister ist in der neuen Disziplin „Einhand-Twittern“.
Aber vielleicht sollte er lieber mich das machen lassen. Ich könnte das Geld ganz gut gebrauchen…
Das ist doch ein prima zwonulliges Geschäftsmodell: Jeder nachweislich aktive Twitterer bekommt ca. 2 – 3 bezahlte Promi-Accounts und muss so nicht mehr von Harz4-Jobs („1-Euro-Jobs“) dahinvegetieren, sondern kann wohl versorgt („1-Euro-Tweets“) seiner Leidenschaft fröhnen. Ein Ausweg aus der Presse- und Journalisten-Krise.
Was ist paradox? Wenn einer twittert, mit wem er gerade einen zwitschern geht.
🙂 Sorry für den Kalauer. Aber der musste raus.
Wenn „Stars“ einen Automaten haben, um Autogrammkarten zu signieren, warum sollten sie keinen Bot haben, der für sie Twittert. Die Promi-Maschine läuft so eiskalt und unpersönlich ab, wie es der stumpfe Fan eben akzeptiert. Playback-Singen und Arsch-Double inklusive.
Wenns mit dem Profi-Twittern nicht klappt, kann ich’s ja mal als Arsch-Double probieren…
zu diesem post passt die info, dass twitter laut techcrunch gerade nach einem „VIP Concierge“ per stellenanzeige fandet. gesucht wird eine person, die dafür sorge trägt, die twitternden stars glücklich zu machen. was auch immer das bedeuten mag …