islamNein, ich bin kein Anhänger sklavischer political correctness. Ich kenne keine „Afrodeutschen“. Und der Streit um das Blog, der Blog oder die Blog lässt mich auch eher ungerührt. Aber vom „islamistischem Terrorismus“ will ich nichts mehr hören. Das war kein „islamistischer Terrorist“, der vor drei Tagen in Sousse 38 Menschen ermordete. Es war ein einfacher Mörder. Man darf Mörder und Terroristen nicht mit einem Hinweis auf den Islam „adeln“. Diese Menschen mögen unter Hinweis auf diverse Tötungsgebote gegenüber „Ungläubigen“ im Koran morden. Die Geschichte des Christentums kennt ebenfalls Massenmorde, Totschlag, Vernichtung von Andersglaubenden und auch noch das Ausradieren nichtchristlicher Kulturgüter.

Ägypten
Von Christen zerstörte Kulturgüter in Ägypten.

Man sehe sich nur die gesichtslosen ägyptischen Monumentalplastiken am Nil an. Das waren Täter, die glaubten in christilicher Mission zu handeln, wenn sie altägyptische Kunstwerke schändeten.

In Zeiten von Aufklärung und Globalisierung kann es keine Rechtfertigung für die Vernichtung von Menschenleben und Kulturgütern unter dem Banner eines Glaubens mehr geben.

Es ist Fakt, dass heute überall auf der Welt Muslime, Juden und Christen in Toleranz und gegenseitiger Achtung miteinander leben. Gewalt darf nicht mehr mit Glaubenssätzen gerechtfertigt werden. Deshalb ist der Begriff vom „islamistischen Terror“ eine Beleidigung für jeden modernen Muslim.

Haben wir den Terror der IRA als „katholistisch“ oder „katholizistisch“ oder „christlich“ bezeichnet? Nein. Und wir sollten dringend aufhören, von islamistischem Terror und vom „Islamischen Staat“ zu reden. Diese Wortwahl macht es nationalistischen Ignoranten zu einfach, ihre Kritik am Terror auf die Religion des Islam zu übertragen.

Wider den Mob in den Studierzimmern

Und dabei geht es nicht nur um die Fremdenfeindlichkeit auf der Straße, sondern ebenso um die ideologische Auseinandersetzung mit dem Islam in den Gelehrtenstuben des „christlichen Abendlandes“. Dort wird emsig darum gerungen, dem Koran einmal ein Tötungsgebot und von anderer Seite ein Tötungsverbot zuzuschreiben. Wozu? Natürlich verbietet der Koran den Mord ebenso wenig, wie die Bibel, auch wenn es im Neuen Testament das Fünfte Gebot gibt und im Koran die Sure 5, 32. In ihrer Frühzeit waren alle monotheistischen Religionen kriegerisch und sie waren immer zugleich weltliche Machtgefüge. Und alle Religionen waren immer wieder Waffen im Streit um höchst weltliche Reichtümer. Die Bibel ist voll von Mord und Vernichtung. Ein Beispiel gefällig?

„Und sie führten das Heer wider die Midianiter, wie der Herr Mose geboten hatte, und erwürgten alles, was männlich war. Dazu die Könige der Midianiter erwürgten sie samt ihren Erschlagenen, nämlich Evi, Rekem, Zur, Hur und Reba, die fünf Könige der Midianiter. Bileam, den Sohn Beors, erwürgten sie auch mit dem Schwert. Und die Kinder Israel nahmen gefangen die Weiber der Midianiter und ihre Kinder; all ihr Vieh, alle ihre Habe und alle ihre Güter raubten sie. Und verbrannten mit Feuer alle ihre Städte ihrer Wohnung und alle Burgen.“ (4 Mose, 31)

Massenmorde gehören auch zur Geschichte des Judentums und des Christentums. Wer aber sich heute auf solche Schilderungen oder ähnliche Dschihad-Geschichten beruft, der ignoriert die Entwicklung der Toleranz in Judentum, Christentum und Islam. Das Motiv vieler heutiger Gewalttaten mag sich in einer unhistorischen Interpretation einer Glaubenslehre oder aber in erlebter sozialer Benachteiligung finden lassen. Aber keine soziale Benachteiligung und kein Koran, keine Bibel, kein Talmud können heute Mord und Terror legitimieren. Deshalb sollten wir auch von Mord und Terror reden und jeden Hinweis auf eine Glaubensrichtung abtun. Der IS wird von Terroristen und Mördern beherrscht, die einen Hinweis auf den Islam nicht verdient haben. Ich will von Islamisten nichts mehr hören. Denn letztlich denunziert dieser Begriff nur unsere Mitbürger, die in islamischer Tradition mit uns leben.

Wörter können töten. Und mit jedem Hinweis auf den vermeintlichen „Islamismus“ der Mörder töten wir ein Stück unserer gemeinsamen Kultur von Christen, Juden, Muslimen und Atheisten in unserem Land.

4 Antworten

  1. Religion ist die größte Wurzel des Übels in der Menschheitsgeschichte. Wir müssen aufhören zu meinen, „Toleranz“ gegen Menschen üben zu müssen, die Aberglaube und Irrationalität verbreiten. Das gilt für die Mitglieder ALLER Religionen. Warum halten sich Atheisten immer so vorh´nehm zurück. Wir sollten von den Hausdächern schreien: „IHR (hier die Anhänger einer beliebigen Religion einsetzen) SEID IDIOTEN!“

  2. Mir fehlt inzwischen auch die Toleranz gegenüber jedweden Religionen … Dabei bin ich noch nicht mal Atheist … Religionsfreiheit bedeutet eben auch Freiheit von Religion
    Aber noch weniger habe ich Verständnis für die Berufs-Tolerierer von Religionen …

  3. Nein: ich bezeichne ungern und selten Menschen als „Idioten“; und schon gar nicht weil sie zu ihrem Glauben stehen. Ich bin nicht religiös aber ich werde mich immer dafür einsetzen, dass jeder Mensch den Glauben offen leben darf, den er hat. Aber der Glaube ist heute keine legitime Begründung mehr für Gewalt und Intoleranz. Ich glaube ja auch, dass der Mensch friedlich mit dem Menschen leben kann. Andere beziehen diesen Glauben aus einer Sure oder einem Psalm. In jedem Fall ist der Glaube an Frieden und Gerechtigkeit ein frommer Glaube, mehr leider nicht.

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