Leo Perutz Nachts unter der steinernen Brücke
Ein Juwel der jüdischen Literatur: Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke Wieder so ein Schriftsteller, den der Faschismus uns vergessen machen wollte: Leo Perutz,
Mit Italo Calvino bin ich bereits auf Bäume geklettert. Also eigentlich mit seinem Baron. Das heißt, ich habe mit dem „Baron auf den Bäumen“ gelebt, mit dem Baron aus dem gleichnamigen Roman Calvinos von 1960. Ein Buch , das mich begeistert hat.
Älter ist der Roman „Wo Spinnen ihre Nester bauen“. Das war das Erstlingswerk des großen italienischen Schriftstellers. In diesem 1947 erschienenen Werk verarbeitete er seine Erfahrungen aus dem antifaschistischem Widerstand, in dem er als Jugendlicher gegen Mussolini und die deutschen Nazis kämpfte.
Das Buch erzählt vom Krieg und vom Kampf der Partisanen aus der Sicht eines einfachen ligurischen Bauernjungen. Die Geschichte ist an manchen Stellen so lustig wie die Geschichte von Peppone und Don Camillo, nur blutiger. Sie ist ebenso bodenständig, nur härter und realistischer. Sie wurde meines Wissens niemals verfilmt. Hätte jemand den Mut gehabt dies zu tun, dann hätte es ein Film der Taviani-Brüder sein müssen.
Der Junge hat keine Eltern, aber eine Schwester, die sich als Hure bei deutschen Nazi-Offizieren durchschläft und durchschlägt. Der Junge hat keine Ahnung, aber er macht Erfahrungen, vom Töten und vom Lieben in Zeiten des Krieges. Er klaut eine Pistole, um sich die Freundschaft einiger Erwachsener zu verdienen. Er schlägt sich zu italienischen Partisanen. Mit ihm erfahren wir viel über die Zerrissenheit der italienischen antifaschistischen Linken in Kriegszeiten: Anarchisten, Kommunisten, Monarchisten, Landstreicher, Kleinkriminelle, Großkriminelle, Alkoholiker, Katholiken und alle, die aus irgendeinem anderen Grund etwas gegen die Schwarz- und Braunhemden haben.
Im Widerstand kämpfen Menschen mit revolutionärer Gesinnung aber ohne Ahnung, was das eigentlich ist, eine Revolution, neben anderen, die keine revolutionäre Gesinnung haben, aber heftige Emotionen. Manche sind italienische Patrioten, manche Internationalisten, manche gar nix. „Warum also kämpfen sie? Sie haben kein Vaterland, kein wahres und kein erdachtes. Und doch weißt du genauso gut wie ich, daß auch sie Tapferkeit besitzen und dieses Feuer. Es ist die Kränkung ihres Daseins, das Dunkel ihres Weges, der Schmutz ihrer Wohnung, die von klein auf gelernten obszönen Reden, die Anstrengung, schlecht sein zu müssen.“ Es ist bei vielen einfach Zufall, ob sie als Partisanen oder als Mitglied der faschistischen Schwarzen Brigaden kämpfen. Sie tun es jedenfalls mit Leidenschaft.
Manches – nein: vieles – erscheint heute, da die ganze stinkende braune Chose wieder aus den Löchern hervorkriecht erschreckend aktuell. Wer heute rechtsradikal ist kann seine Emotionalität ganz schnell auch in pseudolinken Bewegungen einbringen – und umgekehrt. Stinkende Zeiten sind stinkende Zeiten.
Italo Calvino hat als junger Mann ein phantastisches Psychogramm des Widerstands verfasst, das uns immun machen kann gegen Heldenverehrungen, auch vor einer falschen Verehrung von Resistance und Widerstand. Der Kampf gegen den Faschismus ist richtig und wichtig. Aber jeder Kampf ist schmutzig und jeder Schmutz zieht Schmutz an und man kommt nicht sauber aus ihm heraus. „Wo Spinnen ihre Nester bauen“ von Italo Calvino ist ein fast sechzig Jahre alter topaktueller Roman.
Illustrationen © Michael Kausch
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Czyslansky ist das Blog von Michael Kausch. Hier schreibt er privat über alles, was ihn interessiert: Literatur, Hifi, Musik, Reisen, Fotografie, Politik und Digitalkultur.
Beruflich ist er als Kommunikationsexperte spezialisiert auf strategische und konzeptionelle Unternehmensberatung und Coaching im Bereich integrierter Unternehmens- und Marketingkommunikation, Markenkommunikation, Reputationsmanagement, Krisen-PR, strategisches Social Media Marketing, Inbound Marketing und vertriebsorientierte Öffentlichkeitsarbeit.