Kausch' Neunte. Und schon wieder lauter Männer in der Plattenkiste

Der neunte Griff in die Plattenkiste bringt dieses Mal Musik von Poesie & Musik, Jon Lord, Mario Lanza, Ekseption und Neil Young auf den Teller. Und einmal mehr wird deutlich, dass in meiner Kiste die Männer dominieren. Dabei höre ich doch so gerne Frauenstimmen. Ich muss vielleicht einfach mal gezielt nach Frauen in meiner Sammlung suchen. Das nächste Mal. Versprochen.

Ekseption: Ekseptional

Ekseptional von Ekseption war eine meiner drei ersten Platten überhaupt. Erschienen 1973 und auch damals erstanden. Ich war damals Keyboarder und Rick van der Linden war mein großes Vorbild. Seine Finger flogen über die Tasten wie Turmfalken über die Dörfer meiner fränkischen Heimat. Sein „Alla Turka“, das auch auf dieser Platte – eine Club-Ausgabe – zu hören ist, war später mein Parade-Stück in einer Schüler-Band. Wir hielten uns allerdings enger an das Bachsche Original, vor allem im Mittelteil, für mich an den Keyboards eine enorme Herausforderung. Ekseption war auch die Band, die ich auf meinem ersten Live-Konzert hörte. Das muss so 1973 gewesen sein, kurz bevor Rick van der Linden die Gruppe verlassen hat.

Ekseption war eine holländische Truppe, die vor allem durch jazzige Interpretationen klassischer Kompositionen im Stil von The Nice bekannt wurde. Die wichtigsten Originalveröffentlichungen waren „Ekseption 3“ und „Ekseption 5“.

Das Cover von Ekseption 3 schmückte bis zur finalen Begegnung mit dem Tüv die Motorhaube meines alten Renault 4. In den 70igern bemalte man ja noch seine Autos: Lack auf Rost, oder eben „Rock auf Rost“.

 

Poesie & Musik: Pablo Neruda 1

Poesie & Musik mit Musik zu Texten von Pablu Neruda. Diese Musik habe ich vor mehr als vierzig Jahren im Saal der Rudolf-Steiner-Schule in München Schwabing gehört. René Bardet, der Gründer der Gruppe, war ein begnadeter Rezitator und Musiker, arbeitete als Journalist und später als Pressesprecher beim schweizerischen Rundfunk. Ich habe alle sieben Platten der Gruppe zu Texten von Heine, Villon, Neruda und Häuptling Seattle. Musikalisch spannend finde ich zum Beispiel die „Tiersammlung“ auf der B-Seite der zweiten Neruda-Platte. Dabei zeichnen sie auf ihren Instrumenten Tierlaute nach. Die Kühe tanzen Tango und die Spinnen weben ihre feinen Netze. Ganz großartige Programmmusik zu Texten von Pablo Neruda.

Mario Lanza: The great Caruso

„The great Caruso“ ist ein Spielfilm, der 1951 mit Mario Lanza in der Hauptrolle erschien. Er erzählt das Leben dieses großartigen Tenors, von der Kindheit in Neapel bis zu seinem Tod mit nur 47 Jahren. Diese wunderbare Platte mit Mono-Aufnahmen aus dem Film habe ich vor Jahren in einem Platten-Laden in Kiel entdeckt und zu einem sehr fairen Preis erworben. Es handelt sich um das amerikanische Reissue von 1960. Das Cover ist in relativ gutem Zustand, die Platte selbst ist sehr gut. Mit einem meiner Mono-Tonabnehmer läuft sie völlig ohne Nebengeräusche. Traumhaft.

Neil Young: Homeground

Und jetzt noch eine Fast-Neuerscheinung. Kam im August 2020 als Neuerscheinung bei mir an. Eine Aufnahme aus dem Jahr 1975. Wie bitte? Eine Neuerscheinung von 1975? Ein Reissue? Nein, kein Reissue. War 2020 tatsächlich eine Neuerscheinung. Das ist doch nicht normal. Nein, das ist nicht normal, das ist Neil Young. Die Platte hat er im Januar 1975 aufgenommen, aber 45 Jahre lang nicht veröffentlicht. Direkt nach dem elegischen „On the Beach“ von 1974 („Hey Isabella, proud Isabella …“, ach ja, ich erinnere mich an Isabelle in Les Saintes Maries … aber ich schweife ab …) veröffentlichte er „Tonight’s The Night“ von 1973, dann das sehr elektrische „Zuma“. „Homegrown“ verschwand im Folk-Keller.

Tatsächlich ist Homegrown sowas wie der legitime Nachfolger von Harvest von 1972. Aber eigentlich auch wieder nicht, denn auf Homegrown finden sich meiner Meinung nach eher die Stücke, die bei Harvest hinten runter gefallen sind. Homeground ist das B-Picture zum großen Movie Harvest. Die Platte enthält ein paar kleine Pretiosen und eine Menge unterhaltsames Stückwerk. Young-Fans müssen diese Platte haben, wer mal nur in ihn reinhören will braucht sie nicht, wer von seinen späten Jammer- und Wimmer-Platten mit dem Telefonzellenklang abgeschreckt ist, kann es mit Homegrown nochmal mit ihm versuchen. Eine solide Folk-Platte, gesungen mit klarer Stimme. Harvest-Liebhaber werden’s mögen. Ich auch.

Jon Lord: Concerto

2012 erschienen ist Concerto das Vermächtnis von Jon Lord, dem begnadeten Keyboarder von Deep Purple. Dieses Orchesterwerk hat er kurz vor seinem Tod mit dem philharmonischen Orchester Liverpool aufgenommen. Kein Geringerer als Joe Bonamassa zupft die Saiten der Gitarre, abgemischt wurde in den Abbey Road Studios.

Die Aufnahme geht zurück auf eine Komposition aus dem Jahr 1969. Aus dem Jahr gibt es auch eine Aufnahme mit Deep Purple und dem Royal Philharmonic Orchestra in der Royal Albert Hall in London. 2012 war die Komposition also schon gut abgehangen, klingt aber frisch wie am ersten Tag. Die Aufnahmequalität der Studioaufnahme aus dem neuen Jahrtausend ist erheblich besser als 1969.

Illustrationen © Michael Kausch

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